Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg rätselt über das verloren gegangen Vertrauen in den Sauber

Sauber-Pilot klagt über Vertrauen ins Auto
Wie löst Hülkenberg das Rätsel?

GP Italien 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 12.09.2025
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Der dritte Platz in Silverstone wirkt wie ein Fluch. Seit seinem besten Formel-1-Ergebnis wartet Nico Hülkenberg auf den nächsten WM-Punkt. In Spa fehlten ihm 0,9, in Budapest 23,5, in Zandvoort 5,7 Sekunden auf den letzten Punkterang. In Monza war das Rennen vorbei, bevor es begann. Ein Hydraulikschaden legte den Sauber am Ende der Formationsrunde lahm.

Die Ergebnisflaute von Hülkenberg hat nichts damit zu tun, dass der Sauber C45 hinter die Konkurrenz zurückgefallen wäre. Das Auto ist immer noch schnell genug, damit aus eigener Kraft in die Punkte zu fahren. Gabriel Bortoleto hat es zuletzt drei Mal in vier Rennen geschafft. Neunter in Spa, Sechster in Budapest, Achter in Monza. Nur in Zandvoort ging der Brasilianer leer aus. Da kam er einen Platz hinter Hülkenberg als Fünfzehnter ins Ziel.

Wenn man sich nur auf die Zahlen fokussiert, sieht Hülkenbergs jüngste Bilanz düster aus. Doch die Formel 1 ist inzwischen ein Sport geworden, bei dem Details über Sein oder Nichtsein entscheiden. Noch nie hat eine Hundertstelsekunde so viel gezählt wie in diesem Jahr. In Monza trennten die Top 20 im Q1 nur 0,865 Sekunden. Im Q2 lag der Letzte 0,567 Sekunden hinter dem Ersten.

Hülkenberg fehlt das Gefühl

Dass Hülkenberg ausgerechnet im Samstags-Shootout Probleme hat, überrascht, gibt er doch als einer der besten Qualifizierer im Feld. Doch für das frühe Ausscheiden im Q1 oder Q2 gibt es auch eine Erklärung. "Wenn du nicht zu 100 Prozent das Gefühl für das Auto hast, bezahlst du bei den engen Abständen dafür. Es gibt einfach keinen Puffer mehr."

Trotzdem lobt Hülkenberg sein Auto. Der Sauber C45 ist seit dem Upgrade in Barcelona ein zuverlässiger Punktekandidat und überzeugt vor allem im Rennen durch geringe Reifenabnutzung. Eine Runde am Limit in der Qualifikation kann aber immer noch ein Ritt auf der Rasierklinge sein. Da ist der Abtrieb nicht unter allen Bedingungen hundertprozentig stabil.

Noch keine Einheit mit dem Sauber

Im Vergleich zum Haas aus dem Vorjahr muss sich Hülkenberg hier und da Reserven lassen. "Mit dem Haas konnte ich bei Nacht rausfahren und wusste: Die Runde wird gut. Mit dem Sauber bin ich noch immer nicht in jeder Kurve eine Einheit. Und wenn Kleinigkeiten entscheiden und du an der Schwelle zwischen Q1 und Q2 oder Q2 und Q3 liegst, bist du schnell mal auf der falschen Seite", vergleicht Hülkenberg. In Zandvoort fehlten 0,158 Sekunden zum Aufstieg, in Monza 65 Tausendstel.

Dem Timing in den K.O.-Runden will Hülkenberg nicht die Schuld geben, obwohl er im letzten Versuch manchmal auf der letzten Rille auf die Strecke geschickt wurde, was dann zur Folge hatte, dass die Vorbereitung der Reifen auf die schnelle Runde litt. Hülkenberg: "Die Alternative im Q1 wäre nur zwei Versuche zu fahren, um dem Verkehr ein bisschen aus dem Weg zu gehen, aber mir sind drei Versuche lieber, weil es eine Gelegenheit mehr ist den Rhythmus zu finden."

Da kann sich der 38-jährige Deutsche schon eher mit der Aston-Martin-Taktik anfreunden, die seit einigen Rennen ihre Fahrer in den freien Trainings mit weniger Benzin fahren lassen, um ihnen ein Gefühl für ein leichteres Auto zu geben. "Das ist kein dummer Ansatz", urteilt Hülkenberg.

Nico Hülkenberg - Sauber - GP Italien 2025 - Monza - Formel 1
Wilhelm

Risiko-Taktik wurde nicht belohnt

Im Rennen zählen die Abläufe mehr als die Stoppuhr. Da es im Kampf um Platz fünf in der Teamwertung immer enger wird, fallen schlechte Startplätze oder eine schlechte Startrunde mehr ins Gewicht. Grundsätzlich gilt: Wer in den Top 12 losfährt, taktiert konservativ. "Wenn du weiter hinten losfährst, musst du voll riskieren. Sonst hängst du da hinten fest", erzählt Hülkenberg.

Auch hier entscheiden Kleinigkeiten. In Spa musste der lange Blonde ein zweites Mal zum Reifenwechsel an die Box, weil die Vorderreifen ungewöhnlich stark abgebaut hatten. Zwei Runden früher, und die Aufholjagd hätte noch auf dem zehnten Platz geendet. In Ungarn legte Sauber den ersten Stopp früh, um dem Verkehr aus dem Weg zu gehen. Hülkenberg lag gut in der Marschroute, als wieder die Reifen zu früh in die Knie gingen. Eine Strafe für einen Frühstart besorgte den Rest.

Die gleiche Taktik sollte in Zandvoort den Weg aus dem Pulk ebnen. Sie ging schief, weil ein frühes Safety-Car den Gegnern einen Gratis-Stopp schenkte. In Monza hätte er von Startplatz zwölf beste Aussichten gehabt, doch da streikte die Technik.

Bortoleto dagegen schwimmt auf einer positiven Welle. Er führt im Qualifying-Duell mit 10:6 und zeigt auch im Rennen eine atemberaubende Reife. Da darf er dann auch mal Glück haben. Die Strafe von Andrea Kimi Antonelli hievte den Sauber-Rookie in Monza um einen Platz nach vorne.

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