Das nennt man Konstanz. Seit vier Rennen hat Sauber einen Stammplatz in den Punkterängen. Damit schieben sich die Teams auf den Plätzen sieben, acht und neun noch enger zusammen als zuvor. Haas führt die Gruppe mit 73 Punkten an vor Aston Martin (72) und Sauber (68). In Las Vegas machte der Schweizer Rennstall die beste Figur aus diesem Trio.
Teamchef Jonathan Wheatley sieht eine Chance, dass der aktuell Neunte der Gesamtwertung noch einen oder zwei Plätze nach oben rückt. Der härtere Gegner ist im Moment Haas. Die Amerikaner punkten regelmäßig seit ihrem Upgrade in Austin, und manchmal mit beiden Fahrern. Aston Martin dagegen hat völlig den Faden verloren. Dort setzt man darauf, dass die letzten beiden Strecken im Kalender den grünen Autos eigentlich liegen müssten.
Sauber kommt im Moment immer nur mit einem Fahrer in die Punkte. Der anfangs so stabile Rookie Gabriel Bortoleto fällt im Augenblick hauptsächlich durch Unfälle auf. Schon wieder war der Brasilianer in einen Crash in der ersten Runde verwickelt, schon wieder mit Lance Stroll. Und beide Male lag die Schuld bei Bortoleto.
Ersatzteilmangel beim Saisonfinale
Zum Glück blieb bei der Karambolage der Frontflügel heil. Der Bestand an Flügeln ist derzeit das größte Problem bei Sauber. In Las Vegas gab es nur drei Flügel der letzten Spezifikation für zwei Fahrer. Bei einem Mauerkontakt wäre es schon ungemütlich geworden. Wheatley warf ein, dass man sich für die letzten beiden Rennen im schlimmsten Fall mir reparierten Exemplaren oder älteren Flügelversionen bedienen müsse. Das aber hätte aerodynamische Einbußen zur Folge.
Unter dem Druck nichts kaputtmachen zu dürfen, mussten Hülkenberg und Bortoleto ihre Risikomanagement neu justieren. Was besonders im verregneten Qualifikation eine Gratwanderung bedeutete. Unter den Umständen war der elfte Startplatz von Hülkenberg doppelt wertvoll.
Doch wer mitten im Feld startet, landet normalerweise im Verkehr. Um das zu vermeiden, dachte sich Sauber für Hülkenberg eine besondere Strategie aus. Er sollte auf den harten Reifen starten und dann Tempo machen, wenn die Medium-Starter vor ihm in die Boxen abbiegen. Ferrari hatte mit Lewis Hamilton die gleiche Idee.

Die Alternativ-Strategie brachte Hülkenberg nach vorne.
Risko zahlt sich aus
Die Strategie war nicht ohne Risiko, weil Sauber als einziges Team nur jeweils einen Satz harte Reifen für die beiden Fahrer in der Hinterhand hatte. "Wir hatten einen Plan B, falls die Reifen zu stark körnen sollten", verrät Wheatley. Kollege Ayao Komatsu von Haas wunderte sich trotzdem: "Was Sauber da gemacht hat, war hoch riskant. Wenn die Fahrer früh gezwungen worden wären die Reifen zu wechseln, hätten sie nur noch die Medium-Reifen gehabt. Und die wollten alle eigentlich so schnell wie möglich loswerden."
Für Hülkenberg zahlte sich die Taktik aus. "Ich hatte die meiste Zeit freie Fahrt. Mit diesen Autos ist saubere Luft die beste Währung." Nur in den ersten 17 Runden lag der Rheinländer in einem Pulk und stellte verwundert fest, wie aggressiv Fernando Alonso vor ihm versucht hat, an Oliver Bearman vorbeizukommen, der mit starkem Übersteuern zu kämpfen hatte. "Der Fernando ist gefahren, als gäbe es kein Körnen. Man konnte darauf warten, bis bei ihm die Reifen nachlassen."
In den Runden 17 und 18 bogen zuerst Alonso und dann Bearman an die Boxen ab. Aston Martin schaffte den Undercut, bezahlte aber einen Preis. Alonso musste in der Runde aus den Boxen raus attackieren. Dagegen protestierten die Reifen. Komatsu ärgerte sich trotzdem. "Wir dachten, Aston Martin täuscht den Boxenstopp nur an. Als die Mechaniker dann trotzdem vor der Garage stehengeblieben sind, war es für uns schon zu spät." Bearman musste sich 14 Runden hinter Alonso anstellen und bekam dabei Probleme mit den Vorderreifen.

Für Sauber geht es um Platz 7 in der Teamwertung, Hülkenberg kämpft gegen Sainz und Hadjar um P9 im Fahrer-Klassement.
Ferrari-Undercut verpufft
Hülkenberg dagegen konnte sich an der Spitze des Mittelfeldes sein Tempo einteilen. Er hatte jetzt einen neuen Gegner. In seinem Rückspiegel hing der Ferrari von Lewis Hamilton. Weil Hamilton den Sauber nicht überholen konnte, versuchte Ferrari den Undercut. Mit dem Ergebnis, dass Hamilton das gleiche passierte wie Alonso. Er richtete mit einer zu aggressiven ersten Runde die Reifen hin.
Hülkenberg blieb vorne und fuhr souverän das Rennen nach Hause. Bis ins Ziel wuchs der Vorsprung auf Hamilton noch auf 8,2 Sekunden an. Der Rekordsieger konnte es nicht glauben, von einem Sauber abgeduscht worden zu sein. Er sprach von einem "schrecklichen Tag."
Nur Toro-Rosso-Pilot Isack Hadjar war zu schnell für Hülkenberg. Der blies den Versuch, die Lücke zu dem Franzosen zu schließen ab, als er merkte, dass er damit nur ein Körnen der Reifen riskiert hätte. Der WM-Sechste Toro Rosso hat sich mit 90 Punkten weit von seinen Verfolgern entfernt. Ayao Komatsu schreckt das nicht: "Wir trauen uns die 17 Punkte Differenz in zwei Rennen und einem Sprint zu, wenn wir alles richtig machen." Sauber bräuchte schon ein Wunder, das noch zu schaffen.












