Das sind die fünf Gründe für das Red-Bull-Wunder und den Verstappen-Sieg in Monza

Deshalb war McLaren in Monza chancenlos
Fünf Fakten zum Red-Bull-Wunder

GP Italien 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 10.09.2025
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Monza hat die Formel-1-Welt auf den Kopf gestellt. Max Verstappen gewann zum ersten Mal seit Imola wieder einen Grand Prix, und McLaren war chancenlos. In den beiden Rennen davor hatten Lando Norris und Oscar Piastri ihre Gegner noch regelrecht verprügelt. McLaren rechnete zwar damit, dass Monza eine nicht ganz so klare Angelegenheit werden würde, doch die deutliche Niederlage im schnellsten Rennen aller Zeiten kam dann doch überraschend. Für Freund und Feind.

McLaren hatte auch eher Ferrari oder Mercedes als potenzielle Gegner auf dem Schirm. Red Bull kam praktisch aus dem Nichts. Im Vorjahr stand die Truppe aus Milton Keynes in Monza komplett neben den Schuhen. Es war das schlechteste Wochenende des Jahres. Max Verstappen schimpfte sein Auto ein "Monster".

Doch schon nach dem Freitagstraining war McLaren klar, dass man umdenken musste. Die Gefahr drohte nur aus der Ecke von Red Bull. Die knappe Niederlage in der Qualifikation mochte McLaren noch verschmerzen. Der WM-Spitzenreiter vertraute auf seine Trumpfkarte im Rennen. Doch die stach nicht. Es dauerte bis zur 15. Runde, bis Norris zum ersten Mal eine schnellere Runde drehte als Verstappen. Nach 36 Runden betrug Verstappens Vorsprung schon 5,4 Sekunden.

Red Bull-Vorsprung ist irreführend

Am Ende kam der Niederländer 19,2 Sekunden vor dem McLaren-Tandem ins Ziel. Das große Delta verzerrt das wahre Kräfteverhältnis etwas. Nach Verstappens Boxenstopp in der 37. Runde zögerte McLaren seinen Reifenwechsel so lange möglich heraus, in der Hoffnung, ein Safety-Car oder eine rote Flagge möge ihnen einen Gratis-Boxenstopp bescheren. In der Zeit hat McLaren allein zehn Sekunden verloren.

Doch die Abwarte-Taktik zeigt auch, in welchem Ausnahmezustand sich das Team befand, das zwölf der bislang 16 Rennen gewonnen hat. Teamchef Andrea Stella gab zu: "Red Bull war einfach schneller. Das Ausmaß hat uns überrascht. Wir lagen kurz vorne, und sie konnten uns trotzdem überholen und davonfahren."

Red Bull hatte aus den Fehlern von 2024 die richtigen Lehren gezogen. Doch das allein reicht als Erklärung nicht aus. McLaren ist im Vergleich zum Vorjahr auch besser geworden. Und hatte Red Bull in den meisten Rennen 2025 im Griff. Es gab noch andere Gründe, warum der Seriensieger plötzlich strauchelte und der Herausforderer dominierte.

1) Die Strecke

McLarens Vorteil schwindet, je weniger Abtrieb eine Strecke verlangt. Red Bull dagegen ist besonders auf diesen Strecken gut. Das hat damit zu tun, dass jedes Team bei der Konstruktion seines Autos individuell bestimmt, mit welchem Abtriebs-Niveau sein Auto besonders effizient ist. Es ist unmöglich, das für alle 24 Rennen gleich gut hinzukriegen.

McLaren hat für die Bereiche mittlerer bis viel Abtrieb ein überragendes Verhältnis von Anpressdruck und Luftwiderstand. Für Monza passt es am wenigsten. Die McLaren waren zwar in zehn von elf Kurven die Schnellsten, verloren aber auf den Geraden zu viel Zeit. Zum besseren Verständnis ein Vergleich. In Monza verbringt man auf einer Qualifikationsrunde 25 Prozent seiner Zeit in Kurven. Am Hungaroring sind es 47 Prozent.

2) Der Asphalt

Monza ist traditionell ein Einstopp-Rennen. Nur letztes Jahr nicht, weil 2024 ein frisch verlegter Asphalt die Reifen körnen ließ und den ein oder anderen Fahrer in zwei Boxenstopps zwang. Der Streckenbelag war jetzt in Jahr älter. Das Körnen verschwand. Geblieben ist ein extrem guter Grip. Das hilft den Autos mit einer schlechteren Aerodynamik und schadet dem besten Auto im Feld.

Nicht umsonst lagen die Top 20 im Q1 innerhalb von 0,865 Sekunden. Einstopp-Rennen sind wegen der längeren Stints normalerweise gut für die Autos, die ihre Reifen schonen. Doch McLaren konnte in Monza nicht von seiner Qualität profitieren, weil die Reifen kaum Abnutzungserscheinungen zeigten. Erst ab der 28. Runde begannen Norris und Piastri so langsam am Vorsprung von Verstappen zu knabbern. Viel zu spät.

Max Verstappen - Red Bull - GP Italien 2025 - Monza - Formel 1
xpb

3) Das Auto

Red Bull entwickelt seinen RB21 ohne Rücksicht auf Verluste. Seit dem GP Österreich verging kein Rennen ohne neue Teile. Die meisten anderen Teams haben die Entwicklung ihrer Autos längst eingestellt.

Hier ein Auszug aus Red Bulls Upgrade-Liste: Unterboden (Österreich), Venturi-Kanäle, Unterboden (England), Frontflügel, Kühleinlass, Seitenkästen, Querlenker vorn, Bremsbelüftungen hinten (Belgien), Frontflügel, Bremsbelüftungen vorne (Ungarn), Frontflügel (Niederlande) und Frontflügel, Venturi-Kanäle, Unterboden, Unterboden-Kante (Italien). Das Auto ist berechenbarer und stabiler geworden. Die Fahrzeugbalance zeigt nicht mehr so extreme Ausschlage. Das hilft auch, die Reifen zu schonen.

4) Das Setup

Red Bull hat bei der Festlegung des Setups auf das richtige Pferd gesetzt. Man opferte Abtrieb für Topspeed. So konnte man die McLaren überholen oder ihre Angriffe abwehren. McLaren waren mit dem Konzept ihres MCL39 die Hände gebunden. Die Ingenieure hatten für Monza extra neue Flügel vorne und hinten bauen lassen. Nicht einmal das half. Weniger Anpressdruck ging nicht mehr. Trotzdem lag man beim Topspeed am Ende des Feldes. Das tut weh bei 75 Prozent Volllast auf eine Qualifikationsrunde und 68 Prozent im Rennen.

5) Die Arbeitsmethodik

Red Bull schenkt nicht mehr nur den Daten Vertrauen. Vorher waren Simulator und digitale Hochrechnungen Gesetz. Seit zwei Rennen horchen die Ingenieure den Fahrern wieder mehr zu. Damit arbeitet man sich zielsicherer auf die optimale Fahrzeugabstimmung hin. Man fährt am Freitag mit mehr Power, in dritten Training am Samstag mit weniger Benzin, um Bedingungen für Qualifikation und Rennen auf der Strecke realitätsnaher zu üben.

Wer die Konkurrenz täuschen will, täuscht sich mitunter selbst. "Wenn du schneller fährst, benimmt sich das Auto ganz anders. Und dabei lernst du etwas. Das kannst du nicht immer nur hochrechnen", erklärte Sportchef Helmut Marko.

Fazit