Simulator-Testfahrten für 2026: Neuer Formel-1-Audi dreht erste Runden

Simulator-Testfahrten für 2026
Neuer Formel-1-Audi dreht erste Runden

ArtikeldatumVeröffentlicht am 14.10.2025
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Die Formel-1-Saison 2025 biegt auf die Zielgerade ein. Doch für die meisten Ingenieure sind die aktuellen Rennwagen nur noch Auslaufmodelle. Die begrenzten Ressourcen werden komplett für die Entwicklung der nächsten Generation verwendet. Zu erkennen ist das auch an den offiziellen Upgrade-Listen, die von der FIA zu jedem Rennwochenende veröffentlicht werden. In Singapur hatten hier nur noch Red Bull und Mercedes ein paar Einträge zu bieten.

Auch die Piloten starten bereits, sich auf das neue Abenteuer einzuschießen. In den Hightech-Simulatoren bekommen die Stars einen ersten Eindruck davon, welche Herausforderung sie 2026 erwartet. Gleichzeitig sammeln die Piloten mit ihren Probeläufen neue Daten für die Ingenieure, die dann in die Entwicklung zurückfließen. "Wir schießen quasi auf ein bewegliches Ziel, wenn es darum geht, das passende Auto zum Power-Unit-Paket zu bauen", erklärt Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin.

Ein weiteres Problem für die Designer besteht darin, dass sie für 2026 gleichzeitig an mehreren Fronten kämpfen müssen. Es gibt nicht nur ein Element, auf das man sich besonders fokussieren kann. Die Königsklasse steht mit dem neuen Technikreglement in vielen Bereichen vor einer großen Revolution. Aerodynamik, Reifen, Motor, Benzin, elektronische Steuereinheiten – alles entwickelt sich unabhängig voneinander weiter.

Erste Runden im neuen Audi

Die steile Lernkurve führt dazu, dass sich die zu erwartende Performance quasi täglich ändert. Die Ingenieure tun sich schwer damit, den Piloten im Simulator einen repräsentativen Fahreindruck zu liefern. Keiner weiß bekanntlich, wie die Entwicklung bis zu den ersten Runden auf der richtigen Rennstrecke weitergehen wird.

Während man bei Mercedes schon mehrere Monate im Simulator für die nächste Saison übt, haben andere Teams gerade erst angefangen. Die Sauber-Piloten saßen Mitte September zum ersten Mal im virtuellen Audi für 2026. "Das war nur ein kleiner Vorgeschmack. Da müssen wir noch Arbeit reinstecken", berichtet Nico Hülkenberg. "Man konnte aber schon erkennen, dass es sich bei der 2026er-Generation noch um richtige Rennautos handelt, auch wenn die sich etwas anders verhalten. Es ist generell aber noch etwas zu früh, um verwertbare Aussagen über das echte Auto zu treffen."

Einen noch extremeren Weg geht Haas. Beim US-Team sind die ersten Trockenübungen im 2026er-Modell für die Stammpiloten erst nach dem Finale von Abu Dhabi angesetzt. "Da müssen wir wohl in der Winterpause etwas härter arbeiten", blickt Ollie Bearman voraus. "Zum Glück gibt es nächstes Jahr mehr Testtage als sonst. Das wird hoffentlich reichen, um sich einzuschießen."

Nico Hülkenberg - Sauber - GP Monaco 2025
Andy Hone via Getty Images

Haas-Piloten mit Spätstart

Teamchef Ayao Komatsu erklärt, warum man sich freiwillig für den Spätstart entschieden hat: "Wir führen jetzt schon Simulator-Runs durch, um die Entwicklung für 2026 zu beschleunigen. Dabei kommen aber nicht unsere Stammfahrer zum Einsatz. Die ganze Situation ist noch zu instabil. Wir wollen nicht, dass sie sich an etwas gewöhnen, das zwei Monate später ganz anders aussieht. Das wäre Zeitverschwendung. Nach Abu Dhabi nutzen wir dann den letzten Stand der Entwicklung. Für mich ist das die effizienteste Vorgehensweise." Angst, dass Bearman und Ocon mit einem Rückstand in die ersten Tests gehen, hat der Japaner nicht. "Die Fahrer der jungen Generation lernen diese Dinge sehr schnell."

Bei Williams verfolgt man eine ganz andere Strategie. Hier hat die virtuelle Testarbeit für die Saison 2026 schon im Frühjahr begonnen. Laut Teamchef James Vowles haben Carlos Sainz und Alex Albon dabei auch selbst eine Entwicklung durchgemacht. Je mehr sie den neuen Möglichkeiten beim Spielen mit dem Energiemanagement auf den Grund gegangen sind, desto spannender wurde die Aufgabe. "Nach dem ersten Probelauf lautete das Feedback noch: Das ist nicht besonders toll. Nach dem zweiten Mal hieß es dann schon: Das ist interessant. Bei der dritten und vierten Session waren sie dann komplett überzeugt."

Vor allem im Zweikampf müssen sich die Fahrer künftig umstellen. Statt DRS nur auf ein paar ausgewählten Geraden zu nutzen, können sie freier mit der Elektroleistung spielen. Die Herausforderung liegt darin, strategisch zu fahren und im Duell die richtigen Knöpfe zu drücken.

Carlos Sainz - Williams - Simulator - 2025
Peter Fox via Getty Images

Kein Zweikampf-Training im Simulator

2026 werden diejenigen Piloten einen Vorteil haben, die neben der fahrerischen Aufgabe noch genug Kapazitäten übrig haben, die neuen Werkzeuge sinnvoll einzusetzen. "Man muss auch mal ungewöhnliche Ideen haben. Es gibt verschiedene Wege, wie man zu einer Lösung kommen kann. Die Fahrer werden merken, dass sie sich damit einen Vorteil verschaffen können. Es wird aber auf jeden Fall stressiger im Cockpit", grinst Vowles.

Ein Problem gibt es aber: Im Simulator kann man zwar ausprobieren, wie das Energiemanagement effizient eingesetzt wird, um schnelle Rundenzeiten zu erzielen. Das Laden der Batterien und das Abrufen der Extraleistung im direkten Zweikampf lässt sich aber nur schwer üben. Im Simulator gibt es bekanntlich keine direkten Gegner.

Fazit