Mercedes gewinnt den GP Singapur, Red Bull wird Zweiter, und McLaren bleiben nur die Plätze drei und vier. Trotzdem führt McLaren weiter die Formtabelle an. Die Papaya-Renner waren am Sonntag die schnellsten Autos im Feld. Sobald die Reifenabnutzung eine Rolle spielt, und sei sie auch noch so klein, zeigen die McLaren ihre Qualitäten.
Lando Norris steckte 25 Runden lang im Getriebe von Max Verstappen. Oscar Piastri machte in der Zeit acht Sekunden auf die beiden Fahrer vor ihm gut. Selbst Sieger George Russell gab zu: "McLaren hatte das beste Auto." Doch es war nicht schnell genug, um Verstappen zu überholen. Damit hatte Russell einen unfreiwilligen Bodyguard.
McLaren verlor das Rennen am Samstag. Auf eine Runde war der Mercedes unschlagbar. Im Rennen kam er mit einem blauen Auge davon, weil sich die Reifen nicht ganz so stark aufheizten wie in der Vergangenheit. Doch der Silberpfeil ist seit zwei Rennen ein besseres Auto geworden. Wie der Red Bull. Der kann jetzt auch mit viel Abtrieb die McLaren ärgern. Mit Verstappen im Auto.
Idealzustand für Aston Martin
McLaren hat nicht mehr den Spielraum wie früher. Der kleinste Fehler wird bestraft. Ferrari kann nicht davon profitieren. Der WM-Vierte ist in die Bedeutungslosigkeit abgeschmiert. Die Bremsprobleme am Sonntag erklären nur einen Teil des Rückstands von 46 Sekunden. Der Speed reicht auch nicht mehr auf eine Runde. Es scheint so, als hätte Ferrari die jüngsten Upgrades seiner Gegner am Frontflügel verschlafen. Wie im letzten Jahr.
Das Mittelfeld wurde in Singapur wieder kräftig durchgemischt. Diesmal machte Aston Martin das Tempo. Viel Abtrieb, wenig Bodenfreiheit: Das ist nahe am Idealzustand für die grünen Autos. Dazu hatte man mit Fernando Alonso einen absoluten Singapur-Spezialisten im Cockpit, der auch einen Neunsekunden-Boxenstopp wettmacht.
Die Gegner schlugen sich selbst. Williams mit illegalen Heckflügeln in der Qualifikation. Toro Rosso mit Unfällen im Training und einem Motorproblem bei Isack Hadjar im Rennen. Haas machte mit einem Auto alles richtig, mit dem anderen alles falsch. Sauber zeigte nur im ersten Stint mit Nico Hülkenberg ordentlichen Speed. Und Alpine zählt schon die Rennen bis zum Saisonende. Singapur ist keine Power-Strecke, und trotzdem waren Pierre Gasly und Franco Colapinto chancenlos.

McLaren
Die Gegner rücken näher. Das verzeiht keine Fehler mehr. Piastri und Norris waren am Samstag auf eine Runde zu langsam. Da half ihnen der gute Speed am Sonntag nichts. Norris hing das halbe Rennen hinter Verstappen fest, und Piastri wachte erst nach dem Boxenstopp auf. Singapur hat aber auch gezeigt, dass McLaren immer noch am besten mit seinen Reifen umgeht.

Red Bull
Red Bull kann jetzt auch Strecken, die viel Abtrieb verlangen. Doch da muss Verstappen kämpfen. In Singapur waren Mercedes und McLaren schneller. Nicht viel, aber doch. Mit dem Max-Faktor konnte er sich zwischen die Fronten schieben. Um vielleicht doch zu gewinnen, musste Red Bull ins Risiko. Der Start auf Soft-Reifen hatte seinen Preis. Verstappen verlor in 19 Runden neun Sekunden auf Russell. Damit war die Nummer gelaufen.

Mercedes
Bei Mercedes ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten wie bei Red Bull. Der W16 ist besser geworden, was möglicherweise an den jüngsten Frontflügel-Modifikationen liegt. Und wenn dann noch die Strecke passt, ist Russell ein Siegkandidat. Dass es in Singapur zum Sieg reichte, war aber selbst für Mercedes eine Überraschung. Dort ging 2024 gar nichts. Aber war das bei Red Bull in Monza und Baku nicht genauso?

Ferrari
Ferrari hat schon den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM verloren. Jetzt greift auch noch Red Bull nach Platz 3. Dabei ist das ein Einmann-Team. Ferrari hat aus den letzten vier Rennen nur 38 Punkte geholt. Red Bull 96, Mercedes 89. Den Ferrari fehlt schlicht Speed. Das kam plötzlich. Die Konkurrenz steckte kürzlich viel Arbeit in den Frontflügel. Ferrari nicht. Da besteht möglicherweise ein Zusammenhang.

Aston Martin
Aston Martin ist wie kaum ein Team abhängig von der Streckencharakteristik. Spa war der Worstcase, Budapest der Idealfall. Singapur lag näher an Budapest. Nur die Kurven sind kürzer. Die Freitagsbestzeit von Alonso war mit wenig Sprit im Tank so wenig repräsentativ wie Platz 10 im Q3. Teamchef Andy Cowell mahnte an: "Wir hätten uns besser auf die Qualifikation vorbereiten müssen." Alonso machte doch noch sechs Punkte daraus.

Toro Rosso
Da war mehr drin. Die Nullrunde tut Toro Rosso weh im Bestreben Williams noch einzuholen. Red Bulls B-Team hatte das schnellere Auto in Singapur, machte aber nichts draus. Lawson feuerte sein Auto im Training zwei Mal in die Wand. Danach war das Selbstvertrauen angeknackst. Hadjar fehlten ab Hälfte des Rennens 30 bis 40 PS vom Elektroantrieb. So rutschte er noch auf den elften Platz ab.

Williams
Platz 12 und 13 in der Qualifikation deuteten schon an, dass Singapur keine Williams-Strecke ist. Doch dann mussten Sainz und Albon ans Ende der Startaufstellung. Die Lücke zwischen den Heckflügelelementen war bei aktiviertem DRS zu groß. Beide Fahrer wurden die Trainingszeiten gestrichen. Sainz machte das beste draus. Mit seiner Aufholjagd bis auf den zehnten Platz holte er für Williams einen wichtigen Punkt.

Haas
Haas lag auf Augenhöhe mit Aston Martin und Toro Rosso. Im Duell mit Aston Martin siegte der Alonso-Faktor. Den Toro Rosso von Hadjar hatte Bearman im Griff, noch bevor dessen Motorprobleme begannen. Bei Ocon lief alles schief. Ein loser Sitzgurt und eine gelbe Flagge verhinderten den Aufstieg ins Q2. Ein später Boxenstopp sollte Ocon nach vorne bringen, doch der Franzose fiel in einen DRS-Zug.

Sauber
Wie schon in Baku konnte Sauber nicht überzeugen. Dabei war Hülkenberg auf dem elften Startplatz in einer guten Ausgangsposition für Punkte. Das Timing des Boxenstopps in Runde 25 war unglücklich. Hülkenberg landete hinter den Früh-Stoppern und damit im DRS-Zug. Der Dreher in Kurve 7 war nicht mehr von Bedeutung. Bortoleto ruinierte sich mit einer Startkollision alle Chancen. Das erforderte einen frühen Stopp.

Alpine
Im Q1 ist normalerweise Endstation für Colapinto und Gasly. Inzwischen auch auf Strecken, auf denen die Power nicht die ganz große Rolle spielt. Im Rennen können die Alpine mit dem Mittelfeld mithalten, doch dann fallen ihnen die schlechten Startplätze auf den Kopf. Alpine hilft nur noch ein Chaosrennen wie letztes Jahr in Brasilien.












