Änderungen im F1-Kräfteverhältnis: Für McLaren wird es immer enger

Kräfteverhältnis nach dem Aserbaidschan-GP
Es wird immer enger für McLaren

GP Aserbaidschan 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 26.09.2025
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Vor drei Wochen galt McLaren noch als unschlagbar. Nach Max Verstappens Heimspiel in Zandvoort verzweifelte Red-Bull-Sportchef Helmut Marko: "Die McLaren sind eine Sekunde besser als der Rest. Egal, auf welchem Reifentyp, egal bei welchen Temperaturen." Doch nachdem Monza und Baku mit zwei deutlichen Verstappen-Siegen endeten, hat man das Gefühl, vor einer Wende zu stehen.

McLaren ist nicht schlechter geworden. Red Bull dafür aber besser. Welche Rolle die Red-Bull-freundlichen Highspeed-Strecken gespielt haben, wird man erst wissen, wenn die Formel 1 in Singapur aufschlägt. Der Stadtkurs an der Marina Bay verlangt maximalen Abtrieb, und das ist eigentlich das Revier der McLaren. Sollte Red Bull dort wieder gewinnen, kann es noch einmal eng werden in der Fahrer-WM.

Mercedes und Ferrari sind abgehängt. Auch wenn die Silberpfeile in Baku mit den Plätzen zwei und vier die zweitstärkste Kraft waren. Das liegt eindeutig an der Streckencharakteristik. Der Baku City Circuit kommt Montreal am nächsten. Und dort hat Mercedes alle geschlagen. Ferrari dagegen ist nach einem Zwischenhoch vor der Sommerpause in ein Formtief gefallen. Podestplätze sind weit weg. Jetzt wird selbst der zweite Platz in WM zur Titanenaufgabe.

Williams und Toro Rosso blamieren Ferrari

In Baku lagen sogar die Williams und Toro Rosso für Ferrari außer Reichweite. Man kann das nicht nur mit den schlechten Startplätzen begründen. Die Ferrari bekamen im Rennen keinen Fuß auf den Boden. Carlos Sainz kam 17 Sekunden vor den beiden Ferrari ins Ziel. Liam Lawson hielt den Pulk mit den Ferrari am Ende souverän in Schach.

Williams und Toro Rosso werden den fünften Platz in der Markenwertung wohl unter sich ausmachen. Sie sind besser aus der Sommerpause gekommen als ihre einstigen Gegner. Williams sammelte in den letzten drei Rennen 31 Punkte, Toro Rosso 27. Mehr als Ferrari. Aston Martin mit zehn, Haas mit neun und Sauber mit vier Zählern boten nur Schmalkost. Alpine muss man abhaken. Da kommt nichts mehr.

Aston Martin verliert auf den Strecken, die nach wenig Abtrieb verlangen, zu viel Zeit. Der Abtrieb, den man braucht, um auf den Geraden nicht zu verhungern, reicht nicht aus für die Kurven. Haas steht sich mit zu vielen Fehlern selbst im Weg. Bei Sauber weiß man nicht so recht, warum zuletzt Sand im Getriebe war. In Zandvoort und Baku wurde der Wind verantwortlich gemacht.

Lando Norris - McLaren - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
Clive Rose via Getty Images

1. McLaren

Baku ist nicht McLarens Paradestrecke. Der Speed für die Pole-Position war da, doch die Fahrer trafen zu oft die Mauer. Piastri baute am Sonntag gleich noch einen Unfall. Und Norris konnte sich von seinem siebten Startplatz nie freischwimmen. Wie schon in Monza bauten die Reifen kaum ab. Dann kann McLaren die Qualitäten seines Autos nicht ausspielen.

Max Verstappen  - Red Bull - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
Bryn Lennon via Getty Images

2. Red Bull

Der Red Bull ist ein besseres Auto geworden. Das liegt an den jüngsten Upgrades, die mehr Freiheiten beim Setup erlauben. Monza und Baku sind für die Aerodynamik des RB21 maßgeschneidert, doch der Höhenflug liegt nicht nur am Streckentyp. Die Fahrer haben wieder Vertrauen in ihr Auto. Prompt geht es auch Tsunoda besser.

George Russell - Mercedes - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
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3. Mercedes

Der Baku City Circuit verlangt wie Montreal etwas weniger Abtrieb. Es fehlen die lang gezogenen Kurven. Und das Wetter war kühl. Da fühlen sich die Mercedes wohl. Ein fitter Russell hätte den Silberpfeil wahrscheinlich in die erste Reihe gestellt. Von dort wäre er für Verstappen ein wehrhafter Gegner gewesen. Toto Wolff schätzte den Unterschied nur auf eine Zehntel pro Runde.

Carlos Sainz - Williams - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
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4. Williams

Williams ist jetzt nach Sauber und Toro Rosso das dritte Team aus dem Mittelfeld, das in diesem Jahr einen Podestplatz feiern darf. Sainz bekam nichts geschenkt. Schon der zweite Platz in der Startaufstellung zeigte den Speed. Baku ist sicher eine Williams-Strecke, doch der britische Rennstall hat mit 31 Punkten in den letzten drei Rennen auch seine Vielseitigkeit demonstriert.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
Joe Portlock via Getty Images

5. Ferrari

Ferrari gerät in Erklärungsnot. Wo ist der versprochene Fortschritt, der sich noch vor der Sommerpause andeutete? Seit drei Rennen muss sich Teamchef Vasseur mühsam die wenigen Rosinen aus den Rennen picken. In Baku waren die Ferrari nach Vasseurs Rechnung so schnell wie die McLaren. Hamilton kam nur zwei Sekunden hinter Norris ins Ziel. Hätte der WM-Zweite freie Fahrt gehabt, hätte es anders ausgesehen.

Isack Hadjar - Toro Rosso - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
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6. Toro Rosso

Der Toro Rosso VCARB02 ist das gutmütigste Auto im Feld. Lawson und Hadjar danken es. Beide qualifizieren sich regelmäßig in den Top Ten, beide sind fast schon sichere Punktekandidaten. Lawson griff auf Startplatz drei nach den Sternen. Genau die waren dann im Rennen zu schnell für den Neuseeländer. Der fünfte Platz hinter den Mercedes verdient trotzdem Respekt. Tsunoda, Norris, Hamilton und Leclerc bissen sich an Lawson die Zähne aus.

Lance Stroll - Aston Martin - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
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7. Aston Martin

Aston Martin erlebte ein zweites Monza. Die Aerodynamik des AMR25 funktioniert am besten auf Layouts, auf denen viel Abtrieb verlangt wird. Strecken mit wenig Geraden und vielen Kurven. Wie Budapest und Zandvoort. In Baku wurden die Aston Martin auf Topspeed getrimmt. Dafür kamen die grünen Autos nicht um die 90-Grad-Kurven.

Nico Hülkenberg - Sauber - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
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8. Sauber

Sauber rätselte in Baku, warum sich Bortoleto und Hülkenberg nur für die Startplätze 13 und 17 qualifizierten. Hülkenberg brachte die Vorderreifen nicht auf Temperatur. Die Sauber sind auch extrem anfällig gegen Wind. Die übliche Aufholjagd geriet schnell ins Stocken. Beide Fahrer steckten im Verkehr fest.

Ollie Bearman - Haas - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
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9. Haas

Haas ging mit großen Hoffnungen in den 17. WM-Lauf. Der Freitag schien die Vorschusslorbeeren zu bestätigen. Doch am Samstag ging wieder alles schief. Ocon klagte über Bremsprobleme und Bearman traf die Mauer. Da halfen im Rennen nicht einmal extreme Strategien. Ocon stoppte in der zweiten Runde für harte Reifen. Bearman blieb hinter Bortoleto hängen.

Pierre Gasly - Alpine - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
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10. Alpine

Das Bild sprach Bände. Gasly hatte sich im Q1 in Kurve 6 in den Notausgang gedreht, als Colapinto anflog. Der Argentinier nagelte seinen Alpine wenige Meter weiter so heftig in die Mauer, dass er ein neues Chassis brauchte. Im Rennen fuhren die beiden Alpine-Piloten am Ende des Feldes. Nicht nur wegen Kollisionen. Das Auto ist zu langsam, der Antrieb liefert zu wenig Elektro-Power.