Wer hätte zur Sommerpause geglaubt, dass Max Verstappen bei der Vergabe des Titels noch eine Rolle spielen würde? Wer hätte es dem Red Bull RB21 zugetraut, dass aus ihm noch einmal ein berechenbares Rennauto wird, das sich schnell ausbalancieren lässt? Vermutlich nicht einmal Verstappen selbst. Jetzt ist er ein echter Titelkandidat und der Red Bull ein Siegerauto.
Beim GP Ungarn zählte der 28-jährige Niederländer noch auf, in welchen Bereichen der McLaren MCL39 den Red Bull RB21 überlegen war. Um es kurz zu machen: In praktisch allen Belangen. Und was ist von dieser Überlegenheit geblieben? "Sie sind in mittelschnellen Kurven noch besser als wir."
Überall sonst hat Red Bull aufgeholt. Und der Wandel ging praktisch über Nacht. Nach der Sommerpause stand ein anderer Red Bull am Start als davor. Ein neuer Unterboden in Monza und eine Serie von neuen Frontflügeln transformierten das Fahrverhalten und machten aus einer launischen Diva ein Fahrzeug, das McLaren plötzlich auf jedem Typ Rennstrecke die Stirn bieten kann.
Auto mehr auf der Nase
Max Verstappen lobt sein Team: "Wir können stolz darauf sein, wie wir diese Verwandlung geschafft haben." Man kann sie nicht allein an den neuen Teilen festhalten, die den RB21 seit dem GP Österreich quasi im Wochenrhythmus verändert haben. Sie waren laut Verstappen nur die Basis. "Die Upgrades haben es erst möglich gemacht, dass wir unser Auto in einer anderen Konfiguration fahren und mit unterschiedlichen Setups experimentieren können."
Verstappen berichtet, wie sich das auf der Strecke anfühlt. "Das Auto liegt neutraler und rutscht weniger. Das schont die Reifen, gibt uns Fahrern mehr Vertrauen und hilft uns auch im Rennen, besser mit den McLaren mitzuhalten."
Der Weltmeister geht auch noch ins Detail: "Wir fahren das Auto jetzt mehr auf der Nase, ohne dass wir das Heck verlieren." Und das ist genau das, was sich Red Bulls Nummer eins von einem Rennauto wünscht. Da gehört natürlich mehr dazu als nur ein neuer Frontflügel. Die verbesserte Aerodynamik gibt den Ingenieuren auch mehr Möglichkeiten, das Auto mechanisch abzustimmen.

Der Schlüssel für den Red-Bull-Aufschwung war eine Serie neuer Frontflügel.
Frontflügel wichtiger als Unterboden
Verstappens Erklärung deckt sich mit dem, was Konkurrent McLaren beobachtet hat. Nach deren Analyse haben die neuen Frontflügel-Spezifikationen mehr zu Red Bulls Formanstieg beigetragen als der Unterboden. Weil man damit endlich einen Weg gefunden hat, den guten Abtrieb im Heck auszugleichen. Das war vorher nicht der Fall. Da fehlte es immer an einem Ende, und das Ausbalancieren wurde zu einem schlechten Kompromiss.
So bekam Verstappen eine immer bessere Chance, noch in das Titelrennen einzugreifen. Der Titelverteidiger nimmt es als Jäger viel lockerer als seine Gegner: "Schlimmstenfalls werde ich Dritter. Ich will im Rest der Saison einfach nur so viele Rennen wie möglich gewinnen. Dann sehen wir, was dabei herauskommt. So oder so haben wir uns als Team bewiesen, dass wir den Trend umkehren konnten."












