Wenn die Red-Bull-Konkurrenz irgendwo eine Chance hat, dann in Monaco. Kleine Fehler in der Qualifikation können in den engen Gassen schwerwiegende Folgen haben. In der Vorschau haben wir die letzten Infos zum Klassiker im Fürstentum.
Wenn die Red-Bull-Konkurrenz irgendwo eine Chance hat, dann in Monaco. Kleine Fehler in der Qualifikation können in den engen Gassen schwerwiegende Folgen haben. In der Vorschau haben wir die letzten Infos zum Klassiker im Fürstentum.
Mit einer Woche Verspätung feiert die Formel 1 nun endlich in Monaco den großen Europa-Auftakt. Die frühzeitige Absage des Imola-Rennens hat die Anreise für die zehn Teams etwas stressärmer gestaltet. Der Aufbau des Fahrerlagers am Rande des Hafenbeckens dürfte aber auch mit etwas mehr Zeit keine einfache Aufgabe gewesen sein. Hier ist jedes Jahr Profi-Tetris angesagt, um die riesigen Motorhomes auf dem begrenzten Platz unterzubringen.
Auf die Ingenieure wartet die große Herausforderung erst im Freien Training am Freitag. Fast alle Teams hatten für Imola mehr oder weniger umfangreiche Upgrade-Pakete geschnürt. Auf dem winkligen Stadtkurs dürfte sich die Erprobung der neuen Teile nun aber deutlich schwieriger gestalten als auf einer permanenten Rennstrecke wie Imola. Und Unfälle sollte man bei der angespannten Ersatzteillage tunlichst vermeiden.
Bei Red Bull dürfte man all diesen Herausforderungen deutlich gelassener entgegenblicken, als beim Rest des Feldes. Das Weltmeisterteam reist mit einem riesigen Vorsprung zum ersten Saisonhöhepunkt. In den ersten fünf Rennen haben Max Verstappen und Sergio Perez immer schön abwechselnd die Siegerpokale abgestaubt.
Doch so gut wie in Monaco standen die Chancen der Konkurrenz dieses Jahr noch nicht, die Serie endlich zu durchbrechen. Sollte sich der ein oder andere Gegner im Qualifying nach vorne mogeln, dürfte das Red-Bull-Duo Schwierigkeiten bekommen, seine überlegene Rennpace wie gewohnt auszuspielen. Überholen ist in Monaco traditionell unmöglich, wenn der Vordermann keinen Fehler macht. Das gilt auch für die aktuelle Ground-Effect-Generation.
Als erster Kandidat für eine Überraschung ist Charles Leclerc zu nennen. Der Monegasse ist der einzige Nicht-Red-Bull-Pilot, der dieses Jahr schon mal von der Pole Position starten durfte. Auf der Ferrari-Speerspitze scheint aber ausgerechnet bei seinem Heimspiel ein Fluch zu liegen. Bei vier Starts stehen drei Ausfälle und ein vierter Platz zu Buche – obwohl Leclerc hier schon zwei Mal das Qualifying gewann.
Letzte Saison wurde der Lokalmatador im Rennen vom wechselhaften Wetter ausgebremst. Der Regen könnte auch dieses Mal wieder für zusätzliche Würze sorgen. Sowohl für den Samstag als auch für den Sonntag sind Schauer vorhergesagt. Wann die genau kommen, ist bei dem launischen Mikroklima zwischen Mittelmeer und Seealpen aber nur schwer zu prognostizieren.
Der GP Monaco ist ein Sonderfall im Grand-Prix-Kalender. Das Urgestein unter den Rennen ist gefährlich und eng. Überholen ist praktisch unmöglich. Track-Limits sind hier kein Thema. Wer zu weit rausfährt, landet in der Bande. Jeder Ausrutscher wird hart bestraft. Beim Thema Sicherheit muss die FIA stets beide Augen zudrücken. Auslaufzonen sind Mangelware. Bei Kollisionen kommt es regelmäßig zum spektakulären Ping Pong zwischen den Leitplanken. Monaco ist die ultimative Stadtkurs-Herausforderung.
Weil es auf der schnellen Tunnel-Passage zu gefährlich ist, kommt der DRS-Klappflügel nur auf der Zielgeraden zum Einsatz. Allerdings erwies sich die künstliche Überholhilfe bisher immer als ziemlich ineffektiv. Positionswechsel im Rennen sind fast nur durch die Strategie möglich. Das Qualifying-Ergebnis verschiebt sich aber meistens nur noch in Nuancen. Auch mit der Einführung der aktuellen Ground-Effect-Generation hat sich nichts an der traditionellen Überholarmut geändert.
Für die Fahrer ist es in Monaco immer besonders wichtig, schnell einen guten Rhythmus zu finden. Vertrauen in das Auto und eine gute Balance bringen mehr Rundenzeit als maximaler Abtrieb oder gute Top-Speeds. Mit etwas Mut kann der Pilot hier noch einen echten Unterschied machen. Hier gewinnt nicht immer der Favorit im schnellsten Auto. In der langen Siegerliste finden sich überdurchschnittlich viele Überraschungen.
Monaco ist die Strecke mit den geringsten Durchschnittsgeschwindigkeiten, den engsten Kurven und den meisten Lenkbewegungen. Top-Speed zählt hier wenig. Wer den meisten Abtrieb und die beste Traktion besitzt, kommt am schnellsten über die 3,337 Kilometer kurze Runde. Beim Anbremsen zeigen die Autos traditionell eine Tendenz zum Untersteuern, was die Ingenieure durch viel Abtrieb an der Front auszugleichen versuchen.
Die vielen Bodenwellen auf den öffentlichen Straßen verlangen auch dem Fahrwerk alles ab. Mehr Bodenfreiheit und eine weichere Abstimmung helfen nicht nur dabei die Schläge abzufedern, sondern sorgen auch für eine bessere Traktion aus den vielen langsamen Ecken. Das Problem: Die aktuelle Auto-Generation muss extrem tief auf dem Asphalt liegen, um Abtrieb über den Unterboden zu produzieren. Unter dem reduzierten Federweg leidet aber der mechanische Grip. Und die Gefahr steigt, dass die Renner ausgehebelt werden.
Monaco verlangt nicht nur beim Fahrwerk ein spezielles Setup. Für die enge Loews-Kurve muss sogar die Lenk-Übersetzung angepasst werden. Auch an den Motoren-Mappings legen die Ingenieure immer noch einmal Hand an: Gefragt sind eine gute Fahrbarkeit und viel Power in unteren Drehzahlen.
Pirelli bringt wie üblich die weichsten Mischungen im Sortiment. Allerdings sind die Sorten C3, C4 und C5 eigentlich immer noch zu hart für den glatten Asphalt. Wegen des geringen Verschleißfaktors halten alle Reifen in Monaco normalerweise die komplette Renndistanz durch. Das reduziert die Strategie-Optionen auf ein Minumum. Mehr als den einen Stopp, der vom Reglement vorgeschrieben ist, gibt es nur bei wechselndem Wetter.
In Monaco gibt es normalerweise nicht viel Neues an Upgrades. Wie schon erwähnt macht der spezielle Charakter der Strecke die Erprobung zu einer Herausforderung. Statt Vergleichsdaten zu sammeln, schicken die Ingenieure die Fahrer lieber zu vielen Übungsrunden mit einem konstanten Auto auf die Strecke. Nur so lässt sich das notwendige Vertrauen und ein guter Rhythmus finden.
Die Absage des Imola-Rennens dürfte das Trainingsprogramm aber etwas ändern. Das Debüt der geplanten Imola-Upgrades wird sicher nicht bei allen Teams auf Barcelona verschoben. Was Abtrieb bringt, wird angeschraubt. Da muss man auch mal das Risiko gehen, dass die Upgrades und das Setup vielleicht nicht so gut harmonieren.
Besonders gespannt sind wir darauf, wie sich Mercedes präsentiert. Das Werksteam hat bereits angekündigt, das große Imola-Paket mit einer Woche Verspätung an den Start zu bringen. Die neue Vorderachse vorne, der neue Unterboden und die neuen Verkleidungsteile für den Seitenkasten und die Motorhaube sollen einen spürbaren Fortschritt bringen. Die Piloten dürfen es aber nicht übertreiben. Es gibt nur ein Ersatzteil-Kit.
Auch im engen Mittelfeld könnte es zu Verschiebungen kommen. Vor allem Alfa Romeo wollte schon in Imola eine große Aerodynamik-Ausbaustufe zünden. Alpine (Seitenkästen), Alpha Tauri (Unterboden) und Haas (Frontflügel) haben ebenfalls neue Teile im Köcher. Bei McLaren und Williams war dagegen nur Kleinkram geplant.
Die Chancen der Red-Bull-Gegner sind so gut, wie lange nicht. Das heißt aber nicht, dass Max Verstappen und Sergio Perez plötzlich die Favoritenrolle abgeben müssen. Der Red Bull kann seine Top-Speed-Qualitäten zwar nicht so gut ausspielen wie sonst, zu den Stärken des RB19 zählt aber auch das Glattbügeln von Bodenwellen, was in Monaco zur Trumpfkarte werden könnte. Wenn es am Ende zu einem teaminternen Duell um den Sieg kommt, sollte man Perez nicht unterschätzen. Der Stadtkurs-Spezialist hat dieses Jahr schon in Jeddah und Baku gewonnen. Dass er auch in Monaco weiß, wo es langgeht, hat der Mexikaner mit seinem Sieg vor zwölf Monaten bewiesen.
Das Qualifying ist die halbe Miete. Deshalb erwarten wir die größte Gegenwehr von Ferrari. Charles Leclerc war bei den letzten beiden Monaco-GPs am Samstag der schnellste Pilot. Die Ferrari-Rennpace-Schwäche spielt bei seinem Heimspiel keine große Rolle. Bei Aston Martin ist es umgekehrt. Eine schnelle Runde mit wenig Sprit im Tank zählte nicht gerade zu den Stärken des Alonso-Renners. Die größte Unbekannte ist aber Mercedes. Beim ersten Einsatz der B-Version des Silberpfeils sollte man nicht allzu viel erwarten.
Im engen Verfolgerfeld hat sich das Kräfteverhältnis zuletzt immer wieder durchgemischt. Dem McLaren dürfte das Monaco-Layout wegen der Abstinenz schneller Kurven besser schmecken. Auch Alfa Romeo und Haas sehen wir mit Punktechancen. Bei Williams und Alpha Tauri muss man dagegen kleinere Brötchen backen. Das liegt nicht nur an den Schwächen des Autos, sondern auch an den relativ jungen Piloten. Nirgends hilft die Erfahrung so wie in den engen Gassen von Monte-Carlo.
Vor zwölf Monaten bekamen die Fans ein echtes Spektakel im Fürstentum geboten. Ausgerechnet Lokalheld Charles Leclerc wurde dabei zum tragischen Held. Nach einem kleinen Schauer musste der Start um 16 Minuten verschoben werden. Doch nach zwei Formationsrunden hinter dem Safety-Car kam dann plötzlich ein heftiger Regenguss runter, der die Autos per roter Flagge in die Boxengasse zwang. Erst nach einer Dreiviertelstunde Wartezeit wurde das Feld erneut auf die Reise geschickt.
Die meisten Piloten versuchten nach dem Start so lange wie möglich mit den Regenreifen auf der Strecke zu überleben, um dann direkt auf Slicks zu wechseln. Doch als der Asphalt in Runde 16 erste trockene Flecken zeigte, zog Red Bull überraschend die Reißleine. Sergio Perez wurde zu einem Wechsel auf Intermediates an die Box geholt. Bei Ferrari versuchte man, die Attacke zwei Runden später zu kontern. Pole-Setter Charles Leclerc hatte das Rennen in der Anfangsphase noch locker kontrolliert. Doch nach dem Wechsel auf Intermediates kam der Monegasse hinter Perez auf die Bahn zurück.
Nur kurze Zeit später wechselten die ersten Piloten im Hinterfeld auf Slicks. Ferrari ließ sich wieder locken und holte beide Autos in Runde 21 zu einem Doppelstopp rein. Red Bull ließ sich mit dem Wechsel eine Runde länger Zeit, was sich als richtige Entscheidung erwies. Perez kam vor Sainz auf die Bahn. Verstappen zog mit dem Overcut an Leclerc vorbei auf den dritten Podiumsplatz.
Auf der immer noch halbfeuchten Strecke sorgte Mick Schumacher in Runde 26 für die spektakulärste Szene des Rennens. Dem Deutschen brach in der Hafenschikane plötzlich das Heck aus. Beim heftigen Aufprall in die TecPro-Bande riss es den Haas in zwei Teile. Der Pilot überstand den Crash zum Glück unverletzt. Um die Banden zu reparieren musste die Rennleitung das Rennen aber erneut unterbrechen. An der Reihenfolge änderte sich nach dem Restart nicht mehr viel. Wegen der langen Pausen musste das Rennen am Ende 13 Runden früher als ursprünglich geplant abgewinkt werden.
Zur Einstimmung auf das Leitplanken-Spektakel zeigen wir Ihnen in der Galerie noch einmal die Bilder des GP Monaco 2022.
Session | Termin |
---|---|
Freies Training 1 | Freitag - 26. Mai - 13.30 Uhr |
Freies Training 2 | Freitag - 26. Mai - 17.00 Uhr |
Freies Training 3 | Samstag - 27. Mai - 12.30 Uhr |
Qualifikation | Samstag - 27. Mai - 16.00 Uhr |
Rennen | Sonntag - 28. Mai - 15.00 Uhr |