Vorschau GP USA 2025: Eskaliert das McLaren-Duell komplett?

Vorschau GP USA 2025
Eskaliert das McLaren-Duell komplett?

GP USA 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 16.10.2025
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Normalerweise ist WM-Leader Oscar Piastri abgebrüht und lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Beim vergangenen Grand Prix in Singapur (5.10.) war das jedoch anders: Lando Norris hatte sich beim Start an seinem Teamkollegen vorbeigepresst und ihm drei Punkte im WM-Kampf abgeknöpft. Piastri schäumte vor Wut. Daran änderte auch der erneute Titelgewinn bei den Herstellern nichts.

In Austin will der 24-Jährige nun zurück aufs Podest. Nach seinem Crash in Baku und P4 in Singapur hat er noch 22 Punkte Vorsprung auf Norris. Der wiederum muss in den verbleibenden sechs Rennen den Druck aufrechterhalten. Die Strecke in Texas bietet dem MCL39 die ideale Plattform. Nach drei Rennen ohne Erfolg, soll endlich wieder ein Sieg her.

Max Verstappen wird sich aus nächster Nähe anschauen, was die McLaren-Piloten in Austin anstellen. Der Niederländer sammelte in den vergangenen drei Grands Prix die meisten Punkte aller Piloten. Sein Abstand ist mit 63 Zählern auf Piastri zwar beträchtlich, aber noch nicht zu groß. Nach dem technischen Aufwärtstrend bei Red Bull dürfte mit dem Weltmeister auch in den USA zu rechnen sein.

Mercedes und Ferrari sind vor dem Rennen in Austin schwer einzuschätzen. Bei den Silberpfeilen ging es in den letzten Wochen wieder bergauf. George Russell siegte zuletzt überlegen in Singapur. Das Layout passte aber besser zum W16 als es in Austin der Fall sein sollte. Ferrari war nur die vierte Kraft seit dem Europa-Abschied aus Monza. Ein Hoffnungsschimmer für die Roten liegt in der Vergangenheit: Im Vorjahr feierten Charles Leclerc und Carlos Sainz einen Doppelsieg.

Zusätzlich für Spannung wird das Sprint-Format sorgen. Das erste Mal seit dem GP von Belgien Ende Juli geht es bereits am Freitag im Shootout wieder ans Eingemachte.

Was das Wetter angeht, hat man in Austin ja bekanntlich von Dauer-Regen bis eisiger Kälte schon alles erlebt. 2025 soll die texanische Stadt mal wieder ihr sonniges Gesicht zeigen. Der letzte Wetterbericht verspricht Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius und einen wolkenlosen Himmel.

Die Strecke: Circuit of the Americas

Der Circuit of the Americas ist von den Zahlen her eine eher durchschnittliche Rennstrecke. Eine Runde ist 5,513 Kilometer lang und besteht aus 20 Kurven – davon elf links und neun rechts herum. Gefahren wird gegen den Uhrzeigersinn. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt auf einer Quali-Runde rund 210 km/h. Der Top-Speed kann mit DRS und Windschatten schon mal auf 330 km/h klettern. Doch die Zahlen erzählen nur die halbe Wahrheit.

Die von Hermann Tilke entworfene Piste ist mit ihren vielen schnellen Kurven eine besondere Herausforderung für die Fahrer. Vor allem das Geschlängel im ersten Sektor, das an Suzuka oder Silverstone erinnert, hat es in sich. Austin hat aber auch langsame Passagen zu bieten – vor allem im hinteren Streckenteil. Hier gibt es mehr Kurven unter 100 km/h als in Ungarn. Dazu eine lange Gerade – gleichzeitig DRS-Zone – von einem Kilometer Länge, mit einer perfekten Überholmöglichkeit am Ende. Ein weiteres Mal dürfen die Fahrer DRS auf der Start-Ziel-Geraden einsetzen.

Die extremen Tempounterschiede zwischen den einzelnen Streckenteilen sind aber nur eine Herausforderung. Besonders eindringlich bleibt der Circuit of the Americas wohl wegen der markanten Höhenunterschiede in Erinnerung. Nach dem Motto "Klotzen statt Kleckern" wurden in der platten Wüste mehrere Hügel aufgeschüttet. Vor allem die Anfahrt auf Kurve 1 ist spektakulär. Hier geht es eine "Wand" bis auf 41 Meter Höhe hinauf. Brems- und Einlenkpunkte sind in den vielen blinden Kurven nicht einfach zu finden.

Weil sich der Untergrund immer wieder bewegt, wurden Bodenwellen in den letzten Jahren zu einem großen Thema. Die Veranstalter ließen die gröbsten Schläge regelmäßig glattschleifen, was aber nur mäßig erfolgreich war. Auch großzügig verbauter Bewehrungsstahl in der ehemaligen Sumpflandschaft verhinderte nicht die Entstehung von Bodenwellen. Deshalb wurde die Strecke für 2024 zuletzt einmal komplett frisch asphaltiert.

Für Ärger sorgten in der Vergangenheit auch immer wieder Verstöße gegen die Track-Limits. Vor der Ausgabe 2024 wurde in den Kurven 6, 13, 14 und 15 die asphaltierten Bereiche neben der Strecke um 1,5 Meter reduziert. Außerdem wurde viel Kunstrasen verlegt, auf dem die Fahrer wegen des geringeren Griplevels keinen Vorteil haben. In Turn 11 tauschten die Verantwortlichen den Asphalt am Kurvenausgang neben der Strecke mit künstlichem Kies. Der wurde schon in Zandvoort verlegt und setzt den Piloten natürliche Limits.

GP USA 2021 - Austin
Wilhelm

Fast Facts

  • Streckenlänge: 5,513 km
  • Runden: 56
  • Renndistanz: 308,728 km
  • Anzahl Kurven: 20 (11 links / 9 rechts)
  • Rundenrekord (Rennen):1:36.169 Minuten (Leclerc, 2019)
  • Absoluter Rundenrekord: 1:32.029 Minuten (Bottas, Q3, 2019)
  • Vollgas-Anteil (Rundendistanz): 65 Prozent (Rundenzeit: 54 Prozent)
  • Distanz von Pole-Position bis zur ersten Bremszone: 215 Meter
  • Länge Boxengasse unter Speedlimit: 415 Meter
  • Zeit in der Boxengasse bei Speedlimit: 19 Sekunden
  • Top-Speed: 334 km/h
  • DRS-Zonen: 2 (T11-T12 / T20-T1)
  • Pirelli-Reifen: C1, C3, C4
  • Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 20 Prozent (2/5)

Das Setup

Der Mix aus langen Geraden sowie ultraschnellen und langsamen Kurven erschwert es den Ingenieuren, den richtigen Setup-Kompromiss zu finden. Das Sprint-Format mit nur einem freien Training am Freitag verschärft die Situation zusätzlich. Da die Rundenzeit eher in den Kurven als auf der Geraden gemacht wird, sind die Flügel mehr in Richtung Abtrieb ausgelegt – ähnlich wie in Abu Dhabi. Vor allem die Frontflügel werden etwas steiler gestellt, um Untersteuern in den langsamen Passagen zu vermeiden.

Die relativ flachen Randsteine erlauben eine geringe Fahrzeughöhe, die besonders in den schnellen Kurven aerodynamische Stabilität generiert. Ganz hart dürfen die Dämpfer aber nicht gestellt werden. Aus den langsamen Ecken am Ende der Runde ist Traktion gefragt, was etwas mehr Federweg auf der Hinterachse bedingt.

In Sachen Reifen hat Pirelli die Sorten C1, C3 und C4 im Gepäck. Mit dem Auslassen der C2-Mischung will man für taktische Varianz sorgen. Damit versucht der Hersteller dem Trend der Einstopp-Rennen entgegenzuwirken.

Pirelli - Reifen - GP USA 2025 - Formel 1
Pirelli

Technische Updates

Bei noch sechs ausstehenden Rennen und mit dem bevorstehenden Reglement-Wechsel ist bis auf wenige Ausnahmen nur noch mit streckenspezifischen Upgrades zu rechnen.

Red Bull entwickelte in den letzten Monaten unentwegt seinen RB21 weiter. Es ist deshalb möglich, dass auch in Austin wieder etwas Neues am Auto von Max Verstappen zu sehen ist.

Sicher ist hingegen ein größeres Upgrade bei Haas. Beim Heimspiel des US-Teams gibt es einen frischen Unterboden und Verbesserungen am Bodywork. Damit will der Rennstall für das letzte Saisonviertel gewappnet sein. Dazu sitzen Esteban Ocon und Ollie Bearman in Rennwagen, die auch optisch umgestaltet wurden.

Zeitplan

Wer die Sessions in Austin im Fernsehen live miterleben will, muss lange wach bleiben. Das Sprint-Wochenende strafft den Zeitplan. Das erste Training am Freitag startet um 19.30 Uhr. Um 23.30 Uhr wird es dann im Sprint-Qualifying direkt ernst. Der Samstag beginnt mit dem Sprint um 19 Uhr. Um 23 Uhr wird dann die Qualifikation für das Rennen ausgefochten. Beim Grand Prix am Sonntag gehen die Lichter der Startampel zur besten Sendezeit um 21 Uhr aus.

In der Galerie zeigen wir noch einmal die Bilder des Texas-Spektakels von 2024.

Fazit