Der zehnte Dreikampf im WM-Finale: Drei Mal gewann der Außenseiter in der F1-Geschichte

Drei Mal gewann der Außenseiter in der Formel 1
So liefen die letzten Titel-Dreikämpfe

GP Abu Dhabi 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 03.12.2025
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Formel-1-Chef Stefano Domenicali kann sich die Hände reiben. Sein Geschäft brummt. Und am Sonntag bekommt die Königsklasse in Abu Dhabi die ganz große Bühne. Zum ersten Mal wieder seit 2021 wird die WM im Finale entschieden. Und zum ersten Mal seit 2007 stehen gleich drei Kandidaten bereit. Nein, wir haben den Showdown 2010 nicht vergessen. Aber da waren es mit Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Mark Webber und Lewis Hamilton gleich vier.

Lando Norris geht auf dem Papier mit den besten Chancen in den letzten WM-Lauf. Er hat zwölf Punkte Vorsprung auf Max Verstappen und 16 Zähler auf Teamkollege Oscar Piastri. Die elf Szenarien, die man für die einzelnen Fahrer durchspielen kann, sind Stoff für eine eigene Geschichte. Deshalb nur die einfachen Regeln:

Norris muss mindestens Dritter werden, dann ist er auf jeden Fall Weltmeister. Verstappen muss vor den McLaren-Fahrern ins Ziel kommen. Piastri reicht ein Sieg gegen Verstappen, doch er muss dann darauf hoffen, dass Norris nicht besser als Sechster wird. Zusammengefasst könnte man das Finale so beschreiben. Die Mathematik spricht für Norris, die Psychologie für Verstappen und die Historie für Piastri.

Die Rollen sind klar verteilt

Ein Finale mit drei Titelanwärtern gab es in 76 Jahren Formel 1 vor 2025 zehn Mal. Vier Mal siegte der jeweilige WM-Spitzenreiter, drei Mal der gefühlte Favorit und drei Mal der Außenseiter. Diesmal ist die Rollenverteilung klar. Norris hat es als einziger allein in der Hand. Deshalb stehen seine Wettquoten im Moment auf 1,3:1. Verstappen ist gefühlt der Mann, den es zu schlagen gilt. Trotz des beachtlichen Rückstandes wird er derzeit mit 3,5:1 gewettet. Piastri ist nur ein Außenseiter-Tipp. Dafür steht seine Quote auch auf 13,0:1. Wir blicken auf die Finalrennen zurück, die ein Dreikampf waren und schauen, wie es ausgegangen ist.

1950

Den ersten WM-Titel machten drei Alfa Romeo-Piloten unter sich aus. Juan-Manuel Fangio ging mit 26, Nino Farina mit 22 Punkten in das letzte Rennen. Luigi Fagioli hatte zwar 24 Zähler auf dem Konto, war aber trotzdem nur Außenseiter. Nur die besten vier von sieben Resultaten zählten. Fagioli musste im Falle eines Sieges einen seiner vier zweiten Plätze streichen. Er konnte an Fangio nur mit einem Sieg und einer schnellsten Rennrunde vorbeiziehen, unter der Voraussetzung, dass der Argentinier punktelos blieb und Farina sich nicht besser als auf Rang drei platziert.

Alfa Romeo setzte Farina auf den WM-Titel an. Das damals bereits 43-jährige Raubein bekam das neueste Modell 158/159 mit dem stärksten Motor und neuer De-Dion-Hinterachse. Das Finale begann mit einer Schlacht, wie sie die noch junge Formel 1 noch nicht gesehen hatte. Fangio, Ascari und Farina kämpften nach allen Regeln der Kunst 22 Runden lang um die Spitze. Farina setzte sich durch, weil Ascari mit einem Motorplatzer und Fangio mit Getriebeschaden die Waffen strecken mussten.

1956

Drei Fahrer reisten mit Titelhoffnungen nach Monza. Juan-Manuel Fangio führte die Meisterschaft scheinbar bequem mit 30 Punkten an. Peter Collins und Jean Behra hatten mit je 22 Zählern noch theoretische Chancen, zumal Fangio bei einem Punktegewinn sein schlechtestes Resultat würde streichen müssen. Stirling Moss lag mit 19 Punkten bereits zu weit zurück. Collins hätte gewinnen und die schnellste Runde fahren müssen, um Fangio noch abzufangen.

Fangios sicher geglaubter WM-Titel war nach seinem Ausfall in Runde 19 in Gefahr. Seine Gegner Behra und Collins befanden sich zu dem Zeitpunkt noch im Rennen. Während Behras Serie von Podestplätzen mit einer defekten Zündspule in der 23. Runde zu Ende ging, durfte Peter Collins durchaus noch vom Titel träumen. Fangio wartete ungeduldig an den Boxen, um einen seiner Teamkollegen abzulösen, doch Luigi Musso weigerte sich, für den Argentinier das Cockpit zu räumen. Ganz anders Collins. Als der Engländer in der 35. Runde seine Reifen checken ließ, sah er Fangio an der Boxenmauer lehnen. Das war für Collins das Zeichen zur Fahrzeugübergabe. Auf die Frage, warum er die eigenen Titelchancen zugunsten eines anderen wegwarf, antwortete Collins: "Ich bin noch jung. Meine Zeit kommt noch."

Jack Brabham - Cooper - Sebring - Formel 1 - Saison 1959
LAT Images via Getty Images

1959

Der Titelkampf präsentierte sich vor dem Finallauf in Sebring wie folgt: Jack Brabham ging mit 31 Punkten in das letzte Rennen des Jahres. Der Australier wusste aber, dass er das schlechteste Ergebnis streichen musste. Und das war bis dahin ein dritter Platz. Stirling Moss hatte 25,5 Zähler auf seinem Konto. Auch ihm drohte ein Streichresultat. Der ewige Zweite hatte aber im Gegensatz zu Brabham nur einen WM-Punkt zum Streichen im Angebot. Ein Sieg und die schnellste Runde im Rennen hätten den Mann, der vier Mal hintereinander Zweiter geworden war, zum Champion gekrönt. Tony Brooks musste als einziger nicht rechnen. Jedes Resultat würde für ihn zählen, doch nur ein Sieg und der Extrapunkt für die schnellste Runde würden den Ferrari-Piloten im Titelkampf halten. Er war erst drei Mal in die Punkteränge gefahren und hielt bei 23 Zählern fest.

Das Rennen war an Dramatik nicht zu überbieten. Zunächst sah alles nach einer leichten Aufgabe für Brabham auf. Tony Brooks fiel in der Startrunde nach einer Kollision mit Teamkollege Wolfgang Graf Berghe von Trips auf Platz 15 zurück. Der zunächst führende Stirling Moss konnte seine Titelhoffnungen schon nach fünf Runden mit Getriebeschaden abschreiben. Brabham führte bis zur vorletzten Runde bequem das Rennen an. Sein Teamkollege Bruce McLaren und der zweite Walker-Pilot Maurice Trintignant sicherten den Australier nach hinten gegen den auf Platz vier vorgerückten Brooks ab.

Doch dann ging Brabham das Benzin aus. Er winkte den unschlüssigen Bruce McLaren vorbei, denn ein Sieg des zweiten Cooper-Werkspiloten war gleichbedeutend mit dem WM-Titel für die Nummer eins im Stall. Brabham schob seinen Cooper T51 die letzten 400 Meter ins Ziel. Trintignant und Brooks zogen noch vorbei, allerdings ohne Auswirkung auf den Titelkampf.

1964

Drei Fahrer flogen mit Titelhoffnungen nach Mexiko-City. Graham Hill hatte 39 Punkte und schon ein Streichresultat. Er würde ein weiteres Resultat verlieren, diesmal einen vierten Platz. Der B.R.M.-Pilot musste also mindestens Dritter werden, um wenigstens noch einen Punkt dazuzugewinnen. Damit wäre Jim Clark auf jeden Fall aus dem Rennen gewesen. John Surtees hätte dann schon wenigstens einen zweiten Platz gebraucht. Ferraris heißes Eisen im WM-Finale stand bei 34 Zählern und konnte noch voll punkten. Dito Jim Clark, der 30 Punkte auf dem Konto hatte.

Es wurde eine Entscheidung auf den letzten Metern. Graham Hill fiel zurück, nachdem ihn Lorenzo Bandini im zweiten Ferrari in der Haarnadel torpediert hatte. Für Surtees sah die Welt wieder etwas freundlicher aus, doch jetzt hielt Spitzenreiter Clark den Titel in der Hand. Surtees und sein Wasserträger Bandini lagen zu weit hinter Dan Gurney, um auf den zweiten Platz zu kommen, der Surtees gereicht hätte. Sieben Runden vor Schluss erlebte Jim Clark die Wiederholung eines technischen Dramas, das ihn schon 1962 den WM-Titel gekostet hatte. Eine Gummikupplung in einer Ölleitung wurde porös. Der Lotus zog eine kleine Ölspur hinter sich her. "Ich sah das Öl und wollte nicht glauben, dass es von mir stammte. In der nächsten Runde fuhr ich eine andere Linie. Als ich wieder vorbeikam, war auch dort eine Spur. Da wusste ich, dass es mein Öl sein musste."

Clark nahm Tempo raus. In der vorletzten Runde übernahm Gurney die Führung. Ferrari hielt Bandini eine Boxentafel vor die Nase, Surtees vorbeizulassen. Wäre nämlich Clark als Zweiter vor Surtees ins Ziel gefahren, hätte das Graham Hill den Titel gebracht. "Lorenzo hat mich nicht freiwillig vorbeigelassen", berichtete Surtees später. Eine halbe Runde vor Schluss ging der Climax-V8 in Clarks Lotus mangels Öl fest. Er wurde noch als Fünfter gewertet. Surtees war Zweiter und damit Weltmeister.

Graham Hill - Lotus - Mexiko-Stadt - Formel 1 - Saison 1968
Bernard Cahier via Getty Images

1968

Die Situation erinnerte an 1964. Gleicher Ort, gleiche Ausgangsposition. Diesmal waren auch drei Teams und drei Reifenfirmen am Showdown beteiligt. Graham Hill und Lotus fuhren auf Firestone-Reifen, Jackie Stewart und Matra auf Dunlop-Sohlen, und Denis Hulme und McLaren waren bei Goodyear unter Vertrag. Hill war schon 1964 einer der drei WM-Kandidaten. Denis Hulme wollte seinen Titel verteidigen. Für Jackie Stewart und seinen Matra-Rennstall war die Situation völlig neu. Graham Hill fuhr mit 39 Punkten in die entscheidende Schlacht. Jackie Stewart lag mit 36 Zählern in Schlagdistanz. Wer auch immer von den dreifachen Saisonsiegern das Rennen gewann, würde mit der höheren Anzahl an Siegen Weltmeister sein. Denis Hulme brauchte mit 33 Punkten schon die Mithilfe seiner Kollegen. Hill durfte in diesem Fall nicht besser als Fünfter werden. Stewart hätte ein zweiter Platz bei einem Erfolg von Hulme trotz Punktegleichheit nicht geholfen.

Der Dreikampf um die WM begann verheißungsvoll. In der fünften Runde lagen die drei Kombattanten auf den ersten drei Plätzen. In der 11. Runde endeten die Hoffnungen von Hulme mit einem spektakulären Unfall. Ausgang der Peraltada-Kurve brach ein Dämpfer. Der McLaren schlug hart in die Leitplanken ein und fing sogar kurz Feuer. Hulme wurde kräftig durchgeschüttelt, blieb aber unverletzt.

Graham Hill fuhr ein überzeugendes Rennen zu seinem zweiten Titelgewinn. Er führte in den Runden 1 bis 4. Zwischen Runde 5 und 8 übernahm Jackie Stewart die Spitze, dann holte sich Hill die Führung zurück. In der 38. von 65 Runden begann Jackie Stewarts Abstieg. Der Benzindruck schwankte, in Rechtskurven fiel der Öldruck in den Keller. Im Ziel reichte es nicht einmal mehr zu WM-Punkten. Stewart war nicht einmal traurig über die Niederlage: "Für mich wäre der Titel ein Jahr zu früh gekommen. Ich ging ja noch in die Lehre. Graham als Weltmeister war die bessere Story."

1974

Es wurde nicht der große Showdown, den der Punktestand versprach. Clay Regazzoni und Emerson Fittipaldi gingen mit jeweils 52 Punkten in das Finale von Watkins Glen. Jody Scheckter musste mit sieben Zählern Rückstand auf die beiden schon ein kleines Wunder vollbringen, um noch Weltmeister zu werden. Das Wunder blieb aus. Der Tyrrell-Pilot blieb an vierter Stelle liegend mit einer gebrochenen Benzinleitung liegen. Scheckter hätte einen Sieg gebraucht.

Es kam auch nie zu einem Zweikampf zwischen den beiden anderen Titelkandidaten. Fittipaldi gewann seine zweite Weltmeisterschaft praktisch kampflos und unspektakulär. Der McLaren-Pilot wurde Vierter. Regazzoni lag im Verlauf des Rennens kein einziges Mal in den Punkterängen. Sein Ferrari erwies sich das ganze Wochenende als unfahrbar.

Nelson Piquet - Brabham - Jean-Marie Balestre - GP USA-West 1981 - Las Vegas
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1981

Ein WM-Finale auf einem Parkplatz. Das war kein Witz, sondern surreale Wirklichkeit. Die Rennstrecke, die über den WM-Titel entscheiden sollte, sah aus wie ein Lindwurm von 14 Kurven, direkt hinter dem Caesars Palace Hotel von Las Vegas. Die Ausgangsposition vor dem 15. Rennen präsentierte sich wie folgt: Carlos Reutemann reiste mit 49 Punkten in die Spielerstadt, Nelson Piquet mit 48, Jacques Laffite mit 43. Laffite musste Erster oder Zweiter werden und auf die Mithilfe seiner Kontrahenten hoffen. Reutemann reichte eine Zielankunft vor Piquet. Der Brasilianer musste wenigstens einen Punkt auf den Williams-Piloten gutmachen. Mit drei Siegen gegen zwei würde der Brabham-Pilot dann den Titel gewinnen.

Reutemann war 22 Runden lang Weltmeister. In der 17. Runde zog Piquet am Argentinier vorbei, fünf Runden später beförderte ihn das Überholmanöver gegen John Watson in die Punkteränge. Ab da fuhr er bis ins Ziel als künftiger Weltmeister. Laffite hielt seine Hoffnungen zwischen der 33. und der 45. Runde als Zweiter am Leben. In den letzten 35 Runden ging es für die drei WM-Aspiranten nur noch ums Überleben. Laffite musste wie viele seiner Michelin-Leidensgenossen Reifen wechseln. Das brachte Piquet den fünften Platz. Reutemann kämpfte mit seiner Moral, mit dem Verlust des vierten Ganges, mit Reifenvibrationen und einer defekten Kupplung. Piquet litt Höllenqualen. Er war körperlich am Ende, der Sturzhelm lehnte in den Linkskurven fest an der rechten Nackenstütze. Der Brasilianer saß nach der Zieldurchfahrt 20 Minuten lang völlig groggy auf dem Boden. Erst dann realisierte er, dass er mit einem Punkt Differenz den WM-Titel gewonnen hatte.

1983

Kyalami bereitete sich auf ein Superfinale vor. Alain Prost ging mit zwei Punkten Vorsprung auf Nelson Piquet in den letzten Lauf. René Arnoux brauchte bei acht Zählern Rückstand schon einen Sieg bei gleichzeitigem Ausfall seiner Kontrahenten. Die Aufgabe wurde noch schwieriger, als Streckenposten dem Franzosen im Training den Ferrari aus Versehen über den rechten Fuß rollten. Danach waren Eisbeutel gefragt. Im Rennen kam der WM-Dritte nicht weit. Reifenschaden nach acht, Motorschaden nach zehn Runden. Immerhin durfte Ferrari mit 89:79 Punkten gegen Renault den Marken-Titel feiern. Und der war Enzo Ferrari mindestens so wichtig wie die Fahrer-Krone.

Bei Renault und BMW herrschte Alarmstufe eins. Renault suchte die passenden Lader und Michelin die passenden Reifen für die Rennstrecke. BMW beklagte im Training sechs Motorschäden. Chefingenieur Paul Rosche ordnete für das Rennen ein fetteres Gemisch zur besseren Innenkühlung der Zylinder an. Beide Motoren hielten. Piquet ging vom zweiten Startplatz aus mit weichen Reifen und Sprit für nur 28 Runden in das letzte Rennen des Jahres. Der Herausforderer plante, an der Spitze Tempo zu bolzen, um nach dem Tankstopp in Führung zu bleiben. Und er wollte Renault damit zu einer schnelleren Gangart zwingen, um Prost in einen Defekt zu hetzen.

Es klappte wie geplant. Vor dem Boxenstopp hatte Piquet 35 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Riccardo Patrese, der Prost in Schach hielt. Der Franzose drehte in seiner Verzweiflung den Ladedruck hoch, was dem Turbolader nicht gut bekam. In der 36. Runde rollte Prost an die Renault-Box. Das Turbinenrad im Lader war gebrochen. Piquet musste jetzt noch Vierter werden. Der Brasilianer schaffte es, wenn auch mit Zittern.

Alain Prost - Nelson Piquet - Stefan Johansson - GP Australien 1986 - Adelaide
Motorsport Images

1986

Drei Fahrer konnten noch Weltmeister werden. Alle drei waren es während des GP Australien für mehr oder weniger Runden lang auch mal. Nelson Piquet in den ersten drei Umläufen und in der 64. Runde. Nigel Mansell von der vierten bis zur 63. Runde. Alain Prost von Runde 65 bis zur Zielflagge. Die Rechnerei wurde dadurch erschwert, dass Mansell bei einem Punktegewinn zwei Zähler würde streichen müssen, Prost einen. Nur die besten elf Resultate aus den 16 Rennen zählten. So konnte lediglich Piquet voll punkten. Aber der Brasilianer brauchte wie Prost einen Sieg. Mansell reichte ein dritter Platz. Der Worst Case passierte. Williams-Honda vergeigte die Weltmeisterschaft vor den Augen von Firmengründer Soichiro Honda.

Bis zur 64. Runde schien alles klar. Keke Rosberg führte vor Piquet, Mansell und Prost. Dann explodierte Mansell bei 310 km/h der linke Hinterreifen. Der Engländer wehrte sich mit allen Kräften gegen den Unfall, konnte aber einen kleinen Mauerkuss nicht vermeiden. WM-Titel ade. Teamkollege Piquet konnte sich über die Führung nicht lange freuen. Aus der Box kam der Befehl zum sofortigen Reifenwechsel. Goodyear befürchtete eine weitere Panne. Das brachte Prost in Führung, der eigentlich schon aus dem Titelrennen schien. Als der Titelverteidiger 17 Runden vor Schluss zum ersten Mal die Spitze übernahm, war das Rennen noch lange nicht gelaufen. Piquet hatte nach seinem Boxenstopp zwar 21 Sekunden Rückstand, aber frische Reifen. Und weniger Spritsorgen. Prost las an seiner Tankuhr ab: zwei Runden im Minus. "Die Lage war so aussichtslos, dass ich beschloss: WM-Titel oder Ausfall." Es reichte. 4,205 Sekunden vor dem heranstürmenden Piquet. Später fanden sich noch 2,5 Liter Benzin im Tank des McLaren.

Kimi Räikkönen - GP Brasilien 2007
sutton-images.com

2007

Was für ein Endergebnis: 110:109:109. Aber nicht für den haushohen Favoriten Lewis Hamilton, sondern für den krassen Außenseiter Kimi Räikkönen. Der Finne ging mit sieben Punkten Rückstand in das Finale. Fernando Alonso konnte mit Platz drei im Endklassement leben. Hauptsache, sein Teamkollege Hamilton hatte nicht den Titel gewonnen. Die drei Finalisten gingen mit dem Punktestand 107:103:100 in das letzte Rennen des Jahres. Lewis Hamilton musste nur Fünfter werden. Dann wären die Platzierungen seiner Konkurrenten irrelevant gewesen. Die Ausgangsposition von Räikkönen war die schwierigste und doch die einfachste. "Ich muss gewinnen. Und dann schauen, was die anderen machen." Ferrari-Kollege Felipe Massa wusste, dass er seinen Platz Räikkönen würde opfern müssen, sollte der Finne in der Lage sein, die WM gewinnen zu können.

Alonsos Mutmaßung, er werde von seinem Rennstall benachteiligt, rief den Präsidenten des spanischen Automobilclubs, Carlos Garcia, und die FIA auf den Plan. In der McLaren-Box wachte ein Aufpasser darüber, dass alles mit rechten Dingen zuging. Für Hamilton ging vom Start weg alles schief. Räikkönen überholte ihn vor dem Senna-S, Alonso zu Beginn der Gegengerade. Der Versuch des Konters ging schief und Hamilton rutschte auf Platz acht ab. Mitten in seiner Aufholjagd hatte das Getriebe einen Aussetzer. Ein verstopfter Filter im Hydraulikkreislauf sorgte dafür, dass die Kraftübertragung in der achten Runde eigenmächtig den Leerlauf einlegte. Bis die Box Hamilton die Betriebsanleitung für einen Reset ins Cockpit gefunkt hatte, vergingen 26 Sekunden. Der WM-Favorit rutschte auf den 18. Platz ab. Er kämpfte sich noch auf Rang sieben zurück. Zu wenig für den WM-Titel.

Fazit