Zum 100. Jubiläum von General Motors in Brasilien hat der Konzern ein neues Heritage-Programm ins Leben gerufen. Unter dem Namen Chevrolet Vintage widmet sich eine eigens gegründete Abteilung der originalgetreuen Restaurierung klassischer, lokal produzierter Modelle. Den Auftakt bildet ein Chevrolet Omega CD Irmscher aus dem Jahr 1994, der vollständig aufgearbeitet und im Rahmen einer Wohltätigkeitsauktion versteigert wurde.
Mit diesem Fahrzeug beginnt zugleich die Verkaufsphase einer auf zehn Exemplare begrenzten Serie legendärer Modelle, die im Zuge des Jubiläumsprogramms neu aufgelegt werden. Chevrolet Vintage verfolgt dabei einen klar definierten Anspruch: Die Restaurierungen sollen nicht nur optisch überzeugen, sondern den technischen und qualitativen Neuzustand der jeweiligen Epoche möglichst exakt wiederherstellen. Jedes Fahrzeug wird von GM-Ingenieuren geprüft und nach Abschluss der Arbeiten auf dem firmeneigenen Testgelände dynamisch validiert.
Ikone der 1990er-Jahre
Der Omega galt Anfang der 1990er-Jahre als das luxuriöseste in Brasilien gefertigte Serienfahrzeug. Er richtete sich an Käufer, die modernste Technik, hohen Komfort und großzügige Platzverhältnisse erwarteten. Technisch entsprach die brasilianische Version weitgehend dem in Europa angebotenen Opel Omega beziehungsweise Vauxhall Carlton und stand damit in enger Verwandtschaft zu den leistungsstarken Lotus-Derivaten dieser Baureihe. In Nordamerika wurde das Konzept später in Form des Cadillac Catera weitergeführt.
Produziert wurde der Omega für den südamerikanischen Markt von 1992 bis 1998, bevor er durch importierte Versionen des Holden Commodore ersetzt wurde. Heute gilt das Modell als Meilenstein der brasilianischen Automobilgeschichte.
Besonderheit: Irmscher-Kit
Das nun restaurierte Exemplar hebt sich durch ein seltenes Irmscher-Kit hervor. Der deutsche Tuner, der seit Jahrzehnten eng mit Opel verbunden ist, vergrößerte bei diesem Umbau den Hubraum des Reihensechszylinders von 3,0 auf 3,6 Liter. Die Leistung liegt bei rund 200 PS, die Kraft wird über eine Viergang-Automatik an die Hinterräder übertragen. Damit bewegte sich der Omega CD Irmscher auf dem Niveau der leistungsstärksten Luxuslimousinen seiner Zeit.
Obwohl der Wagen aus Erstbesitz stammte und nur wenig genutzt wurde, entschied sich GM für eine vollständige Zerlegung. Ziel war es, den Omega in einen Zustand zu versetzen, der dem Auslieferungszustand von 1994 so nahe wie möglich kommt. Jedes Bauteil wurde einzeln begutachtet: Erhaltenswerte Komponenten wurden gereinigt und überholt, verschlissene Teile konsequent durch originale Ersatzteile ersetzt.
Viel Aufwand für einen alten Opel
Die Karosserie wurde komplett entlackt und anschließend nach den damaligen Qualitätsstandards der GM-Fabrik in São Caetano do Sul neu lackiert. Scheinwerfer und Rückleuchten wurden demontiert und restauriert. Auch der Innenraum erhielt besondere Aufmerksamkeit: Die charakteristischen Veloursitze wurden von einem autorisierten Zulieferer mit originalgetreu nachgewebtem Stoff neu bezogen. Selbst das digitale Armaturenbrett, seinerzeit ein technisches Highlight, wurde überarbeitet und vollständig funktionsfähig gemacht.
Nach dem Wiederaufbau absolvierte der Omega mehrere dynamische Tests auf dem GM-Testgelände, um Fahrverhalten, Geräuschniveau und Funktionalität mit den ursprünglichen Werksvorgaben abzugleichen.
Auktion im Museum
Versteigert wurde der Chevrolet Omega CD Irmscher im Rahmen der Spring Sale CARDE, die neben diesem Fahrzeug weitere Klassiker aus der Sammlung der Haberfeld-Brüder umfasste. Das Auktionsformat war hybrid angelegt: Gebote konnten online oder vor Ort im Carde Museum abgegeben werden, wo der Omega ausgestellt war.
Der Zuschlag erfolgte am 6. Dezember bei 437.500 brasilianischen Real, umgerechnet rund 68.000 Euro. Damit lag der Erlös nur knapp unter dem Einstiegspreis eines neuen Chevrolet Silverado auf dem brasilianischen Markt. Die Einnahmen fließen wohltätigen Zwecken zu. GM-Südamerika-Präsident Santiago Chamorro sprach von einer besonderen Symbolik: Die Auktion vereine den traditionsreichsten Automobilhersteller des Landes, eines der bedeutendsten nationalen Luxusfahrzeuge und ein Museum mit internationaler Ausstrahlung.
Auftakt für weitere Projekte
Der Omega ist erst der Anfang. Chevrolet kündigte an, im Rahmen von Chevrolet Vintage weitere Klassiker aufzuarbeiten, darunter einen S10 Pickup in Rallye-Ausführung, einen modifizierten Opala, einen Monza sowie einen Kadett GSi. Allen Projekten gemeinsam ist der Anspruch, historische Authentizität mit werksseitig abgesicherter Qualität zu verbinden.
Der restaurierte Omega CD Irmscher steht damit exemplarisch für das neue Heritage-Programm: als technisch und optisch neuwertiger Klassiker, der brasilianische Ingenieurskunst der 1990er-Jahre dokumentiert und zugleich die exklusive Handschrift eines renommierten europäischen Tuners trägt.












