Le-Mans-Ausstieg offiziell: Deshalb streicht Porsche sein WEC-Programm

Le-Mans-Ausstieg offiziell besiegelt
Deshalb streicht Porsche sein WEC-Programm

ArtikeldatumVeröffentlicht am 07.10.2025
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Bilder sagen manchmal mehr als tausend Worte. Beim WM-Lauf in Fuji gab es Ende September dieses eine Foto aus der Startaufstellung zum 6h-Rennen, das Symbolkraft hatte: ACO-Präsident Pierre Fillon war in ein Gespräch mit Ferdinand Porsche, dem Sohn von Wolfgang Porsche und Enkel von Firmengründer Ferdinand Porsche, vertieft. Zwischen Fillon und Porsche lächelte Porsches LMDh-Projektleiter Urs Kuratle gequält in die Kameras. Im Hintergrund war der mürrisch dreinblickende CEO der Sportwagen-WM, Frédéric Lequien, zu sehen.

Beim letzten WEC-Lauf hatte das Fahrerlager beim Thema Porsche äußerlich noch Fassung und Haltung bewahrt, doch intern brodelte es schon seit Monaten gewaltig. Die Gerüchte um einen möglichen Porsche-Ausstieg kündigten ein wahres Erdbeben an. Seit Dienstag (7.10.) ist nun endlich Schluss mit den Spekulationen. Der Zuffenhausener Autobauer bestätigte offiziell, sein Engagement in der Hypercar-Topklasse der Langstrecken-WM nach der laufenden Saison zu beenden.

Das heißt: 2026 wird beim 24h-Rennen in Le Mans kein Werksporsche in der Topklasse um den Gesamtsieg kämpfen. Für die Fans der Marke und die gesamte Szene bedeutet diese Entscheidung einen herben Schlag. Porsche gehört zu Le Mans wie der Sand zur Wüste. Porsche ist die siegreichste Marke in Le Mans – und in der WEC.

Absatzkrise wirkt sich auf Motorsport aus

In der Sportwagen-WM stehen drei Schwergewichte im Ring: Porsche, Ferrari und Toyota. Wenn Lamborghini pausiert oder Acura nicht den Schneid hat, sich dem Wettbewerb in der ranghöchsten Sportwagenserie zu stellen, kann man das verschmerzen. Wenn Porsche aussteigt, dann hat das Signalwirkung für die Zukunft der gesamten Weltmeisterschaft.

Die schiefe Finanzlage ist wohl der Hauptgrund für die Porsche-Entscheidung. Die Profitabilität sackte binnen zwei Jahren von 20 auf zwei Prozent ab. Bis heute gingen bei Porsche schon mehrere tausend Stellen verloren. Der Betriebsrat machte Druck: Bevor weitere Mitarbeiter ihre Jobs verlieren, sollen lieber Sportprogramme eingestellt werden.

Dass dabei auch sportpolitische Gründe eine Rolle gespielt haben, ist kein Geheimnis. Offenbar schätzten die Porsche-Manager die Erfolgsaussichten mit ihrem LMDh-Renner nach dem amerikanischen IMSA-Reglement beim 24h-Klassiker in Le Mans als eher gering ein. Dafür geht der 963 weiter auf der anderen Seite des Atlantiks in der IMSA-Serie an den Start. Für die Franzosen ist das natürlich ein Affront.

Formel E - London - Porsche - 2025
Porsche

Formel E als Technologie-Labor

Porsche-intern gab es bei der jetzt getroffenen Entscheidung mehrere Lager, die Spannbreite reichte dabei von einem Stopp aller Hypercar-Projekte bis zu einer kompletten Weiterführung. Am Ende entschied man sich für einen Mittelweg, in dem man eines der beiden Hypercar-Programme den Sparzielen opferte, obwohl sich zum Beispiel die Porsche-Familie eher für einen Verbleib in der Sportwagen-WM und damit in Le Mans ausgesprochen hatte.

Die reine Elektro-Serie Formel E wird nun als das Aushängeschild des künftigen Werksmotorsports bei Porsche gefeiert. Hier könne man wertvolle Erkenntnisse für die elektrischen Seriensportwagen gewinnen, heißt es. Die Hoffnung liegt dabei auf der vierten Formel-E-Fahrzeuggeneration, die zur Saison 13 (2026/27) weitere Entwicklungsfreiheiten mit sich bringen soll. "In diesem kompetitiven Umfeld werden wir die Entwicklung von High-Performance-Fahrzeugen weiter vorantreiben", sagt Entwicklungsvorstand Dr. Michael Steiner.

24h Daytona - Porsche - 2025
Porsche

WEC noch nicht in der Krise

Die große Frage lautet, wie es in der Sportwagen-WM ohne Porsche weitergehen wird. Setzt der Ausstieg vielleicht sogar eine Lawine in Gang? Nach außen geben sich die WM-Macher noch gelassen: Aktuell starten acht Hersteller in der Hypercar-Topklasse, bis 2027 kommen mit Genesis, Ford und McLaren drei weitere Marken dazu. Also kein Grund zur Panik.

Oder doch nicht? Bei genauer Betrachtung betreffen die Gründe für den Ausstieg von Porsche alle Hersteller. Die Automobilkrise ist kein deutsches Phänomen, sondern ein europäisches und internationales. Heute befindet sich Porsche in der Krise, morgen könnten die Franzosen, Italiener oder Amerikaner dran sein.

Fazit