Vom Tucker ’48 gibt es nur ein einziges Cabrio. Es hat jetzt mit seiner irren Historie bei ebay einen hohen Preis erzielt.
Vom Tucker ’48 gibt es nur ein einziges Cabrio. Es hat jetzt mit seiner irren Historie bei ebay einen hohen Preis erzielt.
2.175.000 Dollar (aktuell umgerechnet zwei Millionen Euro) hat das weltweit einzige Tucker ’48 Cabrio bei einer ebay-Auktion eingebracht. Dies ist einer der bisher höchsten Preise, die je ein Kunde für einen Tucker bezahlt hat. Damit sind auch Zweifel ausgeräumt, dass Kunden vielleicht mit dem Auto fremdeln könnten, da es Spezialisten erst 2010 fertig bauten, obwohl die Tucker Corporation bereits 1948 ihren Betrieb einstellte.
Der von 1947 bis 1948 von der Tucker Corporation gebaute Tucker ’48 gehörte zu den fortschrittlichsten Autos seiner Zeit. Er hatte eine Windschutzscheibe, die bei einem Unfall nach außen fiel, diagonal verlaufende Zweipunkt-Sicherheitsgurte, einen Aufprallschutz auf Lenkrad und Armaturenbrett, einen mittigen mitlenkenden Frontscheinwerfer und Scheibenbremsen für die Vorderachse. Im Heck saß ein Sechszylinder-Boxermotor mit 5,5 Litern Hubraum, der 167 PS leistete. Dies reichte für eine Beschleunigung von null auf 97 km/h (60 Meilen pro Stunde) in sieben Sekunden. Damit die Kunden bei einer Reparatur nicht tagelang auf ihr Auto warten mussten, ließ sich der Antriebsstrang innerhalb von 15 Minuten austauschen. Es entstanden nur ein Prototyp und 50 Serienautos, von denen 47 heute noch erhalten sind. Und es gibt nur ein einziges Cabriolet – es hat nur zehn Meilen (zirka 16 Kilometer) auf der Uhr. Bei ebay steht es jetzt zum Verkauf.
Tucker baute in seiner Fabrik 58 Rahmen und Karosserien für den Tucker ’48. Bis zur Schließung des Werks wegen Insolvenz entstanden 36 Limousinen und ein nicht fertigstelltes Cabrio als Prototyp. Nach der Werkschließung bauten Facharbeiter aus den vorhandenen Teilen 15 weitere Tucker ’48, noch heute sind 47 in einem ausgezeichneten Zustand erhalten. Das Cabrio stellten Spezialisten erst 2010 fertig, was die geringe Laufleistung, den Neuwagen-Look und die Tatsache erklärt, dass es bisher nur einen Vorbesitzer gibt.
Das jetzt zum Verkauf stehende Cabrio ist der Tucker ’48 mit der Nummer 57, sein Chassis trägt die Nummer 1057. Einige Experten vermuten, dass Preston Tucker und die ihn seinerzeit unterstützenden Ingenieure von Lenki Engineering versuchten, auf diesem Chassis ein Cabrio aufzubauen. Erst entstand eine klassische Limousine, der die Ingenieure das Dach absägten. Als dann das Chassis durchhing, nahmen sie das Auto komplett auseinander und verstärkten den Rahmen mit ovalen Stahlträgern. Dann verlängerten sie die Türen – schließlich hat das Cabrio nur zwei Türen und die Basis-Limousine ist viertürig, machten den Frontscheibenrahmen niedriger und passten das von GM zugelieferte Cabrioverdeck an. Dann musste Tucker sein Werk schließen.
Als die Nachricht von der Schließung der Tucker Corporation kam, brachten die Ingenieure den Cabrio-Prototyp in die Zentrale von Lenki Engineering. Dort lagerte das unfertige Auto jahrelang unbeachtet unter einer Decke. Ein Lenki-Angestellter durfte den Prototyp kurz vor seiner Pensionierung kaufen – er wollte ihn fertigstellen. Dies gelang aber weder ihm noch demjenigen, dem er den Tucker verkaufte. Schließlich kaufte Benchmark Classics aus Madison im US-Bundesstaat Wisconsin das Cabrio und vollendete das Projekt.
Der Autohändler Accelerate Auto Group aus dem texanischen Rowlett bot das Tucker Cabrio an. Der Verkäufer geht davon aus, dass dies das letzte Auto sein könnte, was noch zu einem großen Teil aus Tucker-Originalteilen entstand. Außerdem weisen die Texaner darauf hin, dass jeweils das erste und das letzte gebaute Auto aus einer Produktion bei Sammlern besonders begehrt ist. Für den normalen Tucker ’48 zahlten Fans in den letzten Jahren zirka zwei Millionen Dollar (aktuell umgerechnet zirka 1,84 Millionen Euro). Das Tucker ’48 Cabrio hat mit einem Preis in Höhe von 2.175.000 Dollar (zwei Millionen Euro) jetzt die Limousinen des Herstellers hinter sich gelassen.
Die Marke Tucker hat beinahe einen magischen Klang, schließlich baute Preston Tucker aus dem Stand Autos, mit denen die Fahrzeuge der Konkurrenten GM, Ford und Chrysler bei weitem nicht mithalten konnten. Viele Amerikaner gehen davon aus, dass die großen Drei, wie die dominierenden amerikanischen Autohersteller umgangssprachlich heißen, Tucker nach Kräften in seinem Wirken behinderten und so zum Untergang der Marke maßgeblich beitrugen.
Das nun verkaufte Cabrio ist wegen seiner Einzigartigkeit genauso faszinierend wie die noch im Tucker-Werk gebauten Limousinen. Außerdem ziehen Sammler, wenn vorhanden, Cabrio- und Coupé-Varianten den klassischen Limousinen-Modellen vor. Der hohe Auktionserlös unterstreicht dies.