Der Spruch vom Phönix aus der Asche passt in diesem Fall besonders gut. 40 Jahre lang lag ein legendäres Siegerauto, das nicht nur Motorsport-Geschichte schrieb, sondern auch den Beginn für eine jahrelange Dominanz der Japaner bei der härtesten Rallye der Welt markierte, in einem Mitsubishi-Depot vergraben. Jetzt haben Mitsubishi-Mitarbeiter den lange vergessenen Pajero -Prototypen wieder zum Leben erweckt, vollrestauriert samt Patina.
Beginn beispielloser Dominanz
Als Mitsubishi Anfang der 1980er-Jahre erstmals bei der Rallye Dakar antrat, war das Ziel zunächst bescheiden. Der japanische Hersteller wollte zeigen, dass seine Geländewagen unter extremen Bedingungen bestehen können. 1983 und 1984 gelangen Klassensiege mit seriennahen Pajero-Modellen, ein Achtungserfolg für die Newcomer. Mit wachsender internationaler Aufmerksamkeit für die Rallye Dakar und immer stärker werdenden Prototypen der europäischen Konkurrenz reifte der Entschluss, den Angriff auf den Gesamtsieg zu wagen. Diese Entscheidung markierte den Beginn einer bemerkenswerten Dakar-Erfolgsgeschichte, die dem Pajero und der Motorsportabteilung Mitsubishi Ralliart insgesamt zwölf Gesamtsiege einbrachte, darunter eine bis heute unerreichte Serie von sieben Siegen in Folge von 2001 bis 2007.
Für die 1985er Rallye, die damals tatsächlich noch von Paris nach Dakar führte, entwickelte Mitsubishi erstmals einen echten Prototypen auf Pajero-Basis. Optisch blieb das Fahrzeug nah am Serienmodell, technisch war es ein radikaler Neuaufbau. Grundlage war ein modifizierter Leiterrahmen, kombiniert mit einer Karosserie aus Kunststoffelementen, die mit Carbon- und Kevlarfasern verstärkt waren. Allein dadurch sank das Gewicht gegenüber dem Serienfahrzeug um mehr als 200 Kilogramm. Eine neu konstruierte Vorderachse und der verlängerte Radstand verbesserten Gewichtsverteilung und Stabilität, hinten ersetzte eine Dreilenkerachse die serienmäßige Blattfeder-Achse. Der Motor stammte aus Mitsubishis eigener Entwicklungsabteilung: ein 2,6 Liter großer 4G54-Vierzylinder mit Turboaufladung und Ladeluftkühler, der 225 PS leistete und den Pajero auf bis zu 185 km/h antrieb. Insgesamt wog der Rallye-Pajero nur 1.200 Kilo, leichtes Spiel für die 225 PS.
225 PS aus dem Turbo-Vierzylinder
Pilotiert wurden die zwei Einsatzfahrzeuge von erfahrenen Dakar-Spezialisten. Der Brite Andrew Cowan hatte im Jahr zuvor bereits Rang drei erzielt, der Franzose Patrick Zaniroli war 1984 mit einem Range Rover Zweiter geworden. In einem Feld von 552 Teilnehmern, davon 362 Automobile, trafen sie auf prominente Gegner wie den Porsche 959, den Audi Quattro oder den Opel Manta. Die Rallye führte über mehr als 10.000 Kilometer durch Europa und Afrika, darunter zweimal durch die Ténéré-Wüste. Nach anfänglichen Problemen der Favoriten übernahm Zaniroli in Niger die Führung. Cowan und Zaniroli fuhren fehlerfrei, setzten mehrere Bestzeiten und brachten Mitsubishi einen historischen Doppelsieg mit Patrick Zaniroli und Beifahrer Jean da Silva auf Rang 1. Erstmals gewann damit ein japanischer Hersteller die Rallye Dakar.
Nach dem Triumph kehrte das Siegerfahrzeug nach Japan zurück und verschwand aus der Öffentlichkeit. Über Jahrzehnte stand der Pajero-Prototyp im Forschungs- und Entwicklungszentrum von Mitsubishi, gezeichnet von der Rallye, aber weitgehend unangetastet. Erst vierzig Jahre später entschied sich der Hersteller, das Auto wieder fahrbereit zu machen. Ziel war keine makellose Ausstellungsversion, sondern eine möglichst originale Wiederbelebung.
Restaurierung im Originalzustand
Ein Team aus ehemaligen Werksingenieuren, unterstützt von Ralliart-Ingenieuren, zerlegte den Pajero bis auf die letzte Schraube. Jedes Bauteil wurde geprüft, gereinigt und konserviert. Der Motor erhielt eine vollständige Überholung, doch bemerkenswerterweise mussten keine wesentlichen Komponenten ersetzt werden. Auch Fahrwerk, Kühlung und Elektrik wurden nicht durch Neuteile ersetzt, sondern restauriert. Währenddessen behielten Rahmen, Innenraum und Karosserie bewusst ihren gealterten Zustand. Kratzer, Dellen und Gebrauchsspuren bleiben damit als Zeugnis der 22 harten Rallyetage von 1985 sichtbar, echte Rallye-Patina.





