Manchmal beginnt die spannendste Oldtimer-Restaurierung mit einer Schaufel und einer Taschenlampe. Was auf den ersten Moment wie ein verrosteter Haufen Blech wirken kann, entpuppt sich manchmal als echter Schatz. Die Rede ist von Scheunenfunden. In dunklen Garagen, feuchten Unterständen oder sogar unter einer Schicht Kiefernzapfen warten so manche Auto-Ikonen auf ihre Wiederentdeckung. Manche mit gerade einmal 1.500 Kilometern auf dem Tacho, andere komplett zerlegt – aber alle mit einer bewegenden Geschichte. Diese fünf Funde zeigen, wie unterschiedlich der Weg zurück auf die Straße sein kann.
Über drei Jahrzehnte unter Kiefernzapfen
In einem Vorgarten im US-Bundesstaat Idaho stand dieser Porsche 911 E Targa über 31 Jahre unbewegt und bedeckt von Kiefernzapfen. Der Wagen, Baujahr 1970, wurde ursprünglich von einem der ersten reinen Porsche-Händler in den USA verkauft und hat eine Laufleistung von 162.500 Kilometern. Der originale 2,2-Liter-Sechszylinder-Boxermotor mit 155 PS ist noch vorhanden und lässt sich nach Jahrzehnten sogar von Hand durchdrehen. Auch originale Details wie der alte Kennzeichenhalter sind erhalten.
Der aktuelle Besitzer, Markos Marzouca, entschied sich bewusst gegen eine Komplettrestaurierung und will stattdessen Patina und Originalzustand erhalten, während Technik und Struktur überarbeitet werden. Nach der Freilegung und Reinigung zeigte sich das Fahrzeug in deutlich besserem Zustand als erwartet. Aktuell arbeitet Marzouca an Aufhängung und Antrieb, wobei eine vollständige Rückkehr auf die Straße geplant ist.
Umfunktioniert als Gartenhütte
An einem Fischweiher in Franken stand jahrzehntelang ein VW T1 Barndoor aus dem ersten Produktionsjahr 1950 – überbaut als Gartenhütte, lange Zeit vollständig verborgen. Die Baureihe "Barndoor", mit großer Heckklappe und ohne Lüftungsschlitze, wurde nur bis 1955 gefertigt und gilt als besonders selten. Das Fahrzeug wurde nach seiner Abmeldung im Jahr 1969 nicht verschrottet, sondern baulich in eine Hütte integriert, wo es als Lagerraum diente – mit Wellblechdach und Holzverkleidung war der Bulli von außen kaum sichtbar.
Der Zustand bei der Bergung war erwartungsgemäß kritisch: Im vorderen Fußraum fehlte rund ein Quadratmeter Bodenblech, im Innenraum fanden sich Fischfutter, Nussschalen und altes Kinderspielzeug. Trotz erheblicher Korrosion sind zahlreiche Originaldetails erhalten: Lackreste in Werksfarbe Blau, originale Kennzeichen mit TÜV-Stempel von 1969 und frühe Ausstattungsmerkmale der Wolfsburger Erstserie. Auch der Motor ist noch vorhanden und lässt sich mechanisch durchdrehen.
Der Bulli war ursprünglich als Verkaufsfahrzeug für Stahlwaren im Einsatz und wurde später in Eigenregie zum Camper umgebaut. Besitzer Klaus Baumann plant keine Vollrestaurierung, sondern eine konservierende Instandsetzung.
Demontiert, aber vollständig
Dieser Aston Martin DB2/4 Mk II von 1957 ist ein seltener Vertreter britischer Sportwagenkultur und ein typischer Scheunenfund im Ausnahmezustand. Das Fahrzeug wurde nach einem Defekt am Panhardstab bereits 1969 stillgelegt und in den folgenden Jahren vollständig zerlegt. Seit den 1970er-Jahren ruhen Chassis, Antrieb und Innenraumteile unbewegt in einer Scheune. Das Fahrzeug wurde nie wieder zusammengebaut.
Mit nur 199 produzierten Exemplaren zählt der DB2/4 Mk II zu den seltensten Modellen der Marke. Der originale Motor, das Getriebe, das komplette Fahrwerk und fünf Originalfelgen sind erhalten, ebenso wie zahlreiche Dokumente. Der Innenraum war ursprünglich beige, der Lack schwarz, die Karosserie stammt von Tickford.
Trotz des fragmentierten Zustands gilt die Substanz als vollständig. Der Wagen bietet somit eine anspruchsvolle, aber historisch wertvolle Restaurierungsbasis. Die Auktion fand im November 2023 in Brooklands statt – ohne Mindestgebot, aber mit hohem Interesse. Für Liebhaber klassischer britischer Technik ein potenzieller Schatz – vorausgesetzt, Geduld und Budget stimmen.
Zeitkapsel mit Edelstahlkarosserie
In einer Scheune in Wisconsin wurde ein nahezu unberührter DeLorean DMC-12 entdeckt – mit nur 1.572 Kilometern auf dem Tacho. Das Fahrzeug befand sich über Jahrzehnte im Besitz eines einzigen Eigentümers, der es kaum nutzte und lediglich zur Ansicht aufbewahrte. Der bekannte DeLorean-Spezialist Michael McElhattan, der über 1.300 Exemplare betreut hat, übernahm den Fund. Trotz starker Verschmutzung im Innenraum – insbesondere durch Mäusekot – blieb die Edelstahlkarosserie intakt, und selbst die empfindlichen Kunststoffteile im Interieur zeigen keine UV-Schäden.
Technisch ist der Wagen weitgehend im Auslieferungszustand: Der originale Ölfilter ist noch vorhanden, ebenso wie seltene Details früher Produktionsnummern – dieses Exemplar trägt die Seriennummer 571. Eine umfangreiche Restaurierung ist nicht vorgesehen, lediglich eine professionelle Aufbereitung.
Design-Ikone im Dornröschenschlaf
In einer britischen Garage wurde ein Jaguar E-Type Serie 1 aus dem Jahr 1965 entdeckt – stark vernachlässigt, aber technisch weitgehend vollständig. Das Coupé war seit den 1970er-Jahren abgemeldet und verbrachte rund 50 Jahre im selben Besitz. Ursprünglich in Blau lackiert, war die Karosserie zum Zeitpunkt des Fundes von Rost, Dellen und Schmutz überzogen. Auch der Innenraum war in schlechtem Zustand: lose Verkleidungen, Müllansammlungen und Spinnweben prägten das Bild. Immerhin war das Holzlenkrad noch erhalten.
Angetrieben wird der E-Type vom bekannten 4,2-Liter-Reihensechszylinder mit 269 PS, der laut Tacho knapp 128.000 Kilometer gelaufen ist. Trotz des stark restaurierungsbedürftigen Zustands handelt es sich um ein begehrtes Modell mit klarer Historie: Seit 1971 befand sich das Fahrzeug im Besitz eines Lehrers, der es nach einem begonnenen Reparaturversuch nie wieder auf die Straße brachte. Die damalige Auktion bei H&H Classics bot Sammlern eine seltene Gelegenheit, ein originales, wenn auch verwahrlostes Exemplar dieses automobilen Designklassikers zu erwerben.





