Immer, wenn ich einen neuen Gebrauchtwagen-Artikel schreibe, grüble ich, welche Modelle besonders empfehlenswert sind, welche besonders lang halten, besonders gut fahren, oder schlicht zum besonders günstigen Preis zu haben sind. Klar, da finden sich immer neue Themen, denn glücklicherweise wachsen Gebrauchtwagen ja auch nach. Wenn mich jedoch Menschen im echten Leben zu bestimmten Gebrauchten befragen, dreht sich der Spieß oft um: Sie wollen nicht nur hören, welches Auto sie als nächstes kaufen sollen, sondern oft einfach, ob das, was sie bereits haben, "etwas taugt". Und da begegnen mir immer wieder Autos, denen ich nur Gutes attestieren kann, obwohl sie mir nie als Empfehlung in den Sinn kämen.
Ein solches Beispiel ist der Audi Q3 , dessen zweite Generation (2018 bis 2025 gebaut) gerade abgelöst wurde, und derzeit das wichtigste Gebraucht-Modell darstellt. Der Q3 ist ein gutes Auto, und doch würde ich meist zu Autos raten, die größer sind, oder kleiner, günstiger, oder auch teurer. Als moderner Kompakt-SUV mit Premiumanspruch bietet der Audi zwar von allem etwas, jedoch keine wirkliche Inselbegabung. Dadurch ist er schwierig zu fassen. Hier sind fünf Punkte, warum er trotzdem der richtige Gebrauchte für Sie sein könnte.
1. Die Technik
Zu Beginn sprechen wir über das Epizentrum jeder Gebrauchtwagen-Kaufberatung: die Technik. Hier haben es Käufer von Produkten aus dem VW-Konzern leicht, weil die infrage kommenden Treibsätze millionenfach bewährt sind und in unterschiedlichsten Karosserie- und Markenversionen unzählige Male in Fahrberichten, Tests und Kaufratgebern durchexerziert wurden. Im Fall des Q3 handelt es sich um ein breites Potpourri an Technik aus der größeren Ausbaustufe des modularen Querbaukastens der zweiten Generation (MQB A2). Kurz gesagt: Wenn Sie von einem überrollt werden, können Sie ihn rein optisch nicht von VW Tiguan, Seat Ateca oder Škoda Kodiaq unterscheiden. Die kompakte Plattform mit Quermotor und optionalem Hang-on-Allrad bietet mit Mc-Pherson-Federbeinen vorn und Mehrlenkerachse im Heck zwar völlig klassenübliche Technik, aber keine größeren Besonderheiten, geschweige denn dedizierte Offroad-Komponenten. Wehwehchen wie ausgeschlagene Elastokinematikteile (also Domlager, Silentblöcke, Querlenkerbuchsen, usw.) kommen an sämtlichen Schwestermodellen in Einzelfällen vor, begünstigt durch ruppiges Überfahren von Unebenheiten. Weniger schön, aber ebenfalls nur gelegentlich zu finden: rostige Achsteile und Motorträger – hier beugen regelmäßige Unterbodenwäschen vor.

Ein Zweiliter-TDI mit Siebengang-DKG und 150 PS. Dieses Rezept hat sich in unzähligen Konzernmodellen als adäquat und haltbar erwiesen.
Auch unter der Motorhaube sitzt (fast) nur Vertrautes. Die stets vierzylindrigen Benziner und Diesel der Normalversionen gelten als grundsätzlich haltbar, auch wenn sie nie ganz vor Mini-Baustellen, wie defekten Sensoren oder Undichtigkeiten im Kühl- und Abgasrückführungssystem gefeit sind. Die vollständigste Auflistung der möglichen Problemstellen finden Sie z.B. in unserer Golf-VII-Kaufberatung. Es ist aber wichtig zu beachten, dass die zahlreichen Einzelbaustellen nur selten alle an ein und demselben Auto auftreten. In Form des RS Q3 bot Audi etwas, das in keinem anderen Kompakt-SUV zu finden ist: einen sinnlichen Enthusiastenmotor mit mehr als vier Zylindern. Der 2,5-Liter-Fünfzylinder bietet explosives Drehmoment und den einzigartig gurrenden Sound, der schon zu Auto-Urzeiten die sportlichen Audi-Modelle kennzeichnete.
2. Das Platzangebot
Hier verbirgt sich der Hauptgrund, aus dem der Q3 es nie zu einer waschechten Gebraucht-Empfehlung schafft. Der Plattformbruder VW Tiguan bietet mit 610 Litern Kofferraumvolumen und einem sehr luftigen Fondbereich eine Fülle an Platz, die ihn praktisch in jedem Bericht als Musterbeispiel seiner Wagenklasse ausweist. Ein technisch ebenfalls quasi identischer Škoda Kodiaq (entsprechend dem Tiguan Allspace) bietet sogar die Option auf eine dritte Sitzreihe und verlädt mühelos zwei bis drei Kölner Dome und eine Elbphilharmonie, ohne überhaupt die Sitze umzuklappen. Der Q3 dagegen wirkt mit seiner gedrungenen Heckform und den üppig-rundlichen Verkleidungen im Innenraum etwas enger. Gleichzeitig (weil's halt ein Audi ist) liegen die Preise minimal über den Lademeister-Brüdern. Ähnlich sieht es im Vergleich zu Kompakt-SUVs anderer Hersteller aus. Logisch betrachtet, ist das also ein Nachteil. Objektiv schluckt der Q3 aber auch üppige 530 Liter, etwa so viel wie eine Oberklasselimousine. Umgeklappt bringt er es auf sehr brauchbare 1.525 Liter. Und auch wenn der wuchtige Armaturenträger und die breiten Türverkleidungen etwas Platz kosten, sind die allermeisten Erwachsenen in ihm äußerst kommod untergebracht. Kurzum: Ja, andere sind größer – aber haben Sie denn in Ihrer Wohnung wirklich jeden Quadratmeter vollgestellt?

Nur weil andere noch mehr Platz bieten, ist der Q3 kein Winz-SUV. In den fein ausstaffierten Kofferraum geht eine Menge rein, die komfortable Rückbank ist zudem längs verschiebbar.
3. Die Preise
Als Neuwagen fand sich beim Q3 stets eine gewisse Preisprämie, die ihn – je nach Ausstattung – teils deutlich teurer machte, als Konkurrenten ohne bewussten Premiumanspruch. Um diese Aufpreise genau zu beziffern, war die Preispolitik jedoch stets etwas zu unübersichtlich. Einerseits boten andere oft mehr Ausstattung fürs Geld, andererseits gibt's im Q3 mindestens vier Zylinder und 150 PS, wo andere in der Basis teils wesentlich schlapper daherkommen. Auf dem Gebrauchtmarkt ebnet sich vieles aus. Auf gut 3.600 gebrauchte Q3 kommen fast 10.000 Tiguan. Unter letzteren verbergen sich logischerweise auch die schwächeren Motorisierungen, und wegen der schieren Menge stolpern sie auch über deutlich mehr Kilometer-Methusalems mit sehr hohen Laufleistungen. Wer die jedoch rausrechnet und die Ausstattung über eine Handvoll Filter angleicht, stellt fest, dass der Audi im Schnitt nur selten über 5.000 Euro höher liegt, als Tiguan und Co – tendenziell eher weniger. Im Klartext bedeutet das, dass gepflegte Exemplare schon für unter 20.000 Euro zu haben sind, ohne dass der Kilometerzähler biblische Laufleistungen anzeigt. Sprich: Der verschmerzbare Raum-Nachteil bleibt, doch die teureren Preise verpuffen im Alter allmählich bis zum Erreichen des Klassenniveaus.

Klar, wer über einen Q3 nachdenkt, sieht auch das große Angebot an Tiguan, Ateca, Kodiaq und Co. Gute Alternativen kommen außerdem von Hyundai, Kia, Mazda oder den anderen Premiumherstellern.
4. Was bringt Premium?
Das Schöne am Dasein des Gebrauchtwagenkäufers: Während die teuren Neupreise wegschmelzen, bleiben die Argumente, die sie einst rechtfertigen sollten. Denn der Q3 ist ein ganz typischer Audi, was bedeutet, dass, trotz der herkömmlichen Technik, gewisse Dinge einfach feiner gemacht sind und einen entsprechenden Mehrwert darstellen. Feine Materialien und eine aufwendige Geräuschdämmung klingen zwar nach Spielerei, versüßen das Leben aber speziell auf langen Fahrten. Das wertig gemachte Audi-Infotainment überflügelt spielend die oft eher kritischen Systeme gleichalter Konzernbrüder. Das speziell bei trendbewussten Fahrern oft nachgefragte Digital-Kombiinstrument ist im Q3 sogar serienmäßig an Bord.

Nicht nur in der Linienführung zeigt sich das Q3-Cockpit besonders hochwertig. Oberflächen fassen sich edel an, störende Fahrgeräusche werden besonders gut unterdrückt.
5. Der gute Werterhalt
Am Ende beruht die Kaufentscheidung wie das halbe Leben auf einer simplen Rechenaufgabe: Sie bekommen für Ihr Geld etwas weniger Platz als bei der Konkurrenz, gewinnen dafür aber an oben genannten Feinheiten, die nicht lebensnotwendig sind, aber für viele doch wertvoll. So ist der Q3-Kauf im weitesten Sinne ausgeglichen. Doch was ist mit dem Verkauf, falls nach ein paar Jahren der nächst neue Gebrauchte her soll, und ein möglichst guter Wiederverkaufspreis erzielt werden soll? Wie man heute an den jeweiligen Vorgängermodellen erkennen kann, bleibt es dabei, dass der Q3 schlicht seltener ist als die durchschnittliche Konkurrenz. Sprich: Die große Mehrzahl von Tiguan und Co. wird über die Jahre eher als Nutz-Auto verschlissen. Und damit dringt sie in immer niedrigere Preisgefilde vor. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die ohnehin selteneren Q3 über längere Zeit in pfleglichem Besitz reifen und nach dem schlichten Angebot-und-Nachfrage-Verhältnis höhere Preise erzielen. Ein nobler Audi macht was her – auch das ist im Alter einen gewissen Geldbetrag wert, zumindest wenn der Pflegezustand aufrechterhalten wird. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Fakt, dass kompakte SUVs als Neuwagen nun schon seit mehreren Jahren das verkaufsstärkste Auto-Genre darstellen. Entsprechend gefüllt ist der Gebrauchtmarkt in diesem Segment. Gute Qualität ist für den Werterhalt also hier besonders wichtig.












