E.ON-CEO Filip Thon im Interview: „Wer clever lädt, spart bares Geld“

Interview mit E.ON-CEO Filip Thon
„Wer clever lädt, spart bares Geld“

ArtikeldatumVeröffentlicht am 28.08.2025
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Filip Thon E.ON
Foto: E.ON/Frank Peterschroeder
Sie sehen ein großes Potenzial in der flexiblen Energienutzung, um den steigenden Strombedarf in Deutschland auch künftig zu decken und das Energiesystem stützen zu können?

Der Umgang mit Energie hat sich grundlegend gewandelt: Verbraucher haben heute viel mehr Wahl- und Gestaltungsspielraum, den sie auch nutzen – vom Antrieb ihres Fahrzeugs bis hin zur eigenen Stromerzeugung oder zu innovativen Tarifen. Das ist eine große Chance, wirft aber bei den Menschen natürlich auch Fragen auf. Wir wollen daher fundierte Antworten und konkrete Lösungen liefern. Unser Zukunftsindex zeigte vor zwei Jahren das CO2-Einsparpotenzial grüner Energielösungen, der Energiewende-Machen-Check verdeutlichte 2024 die schnelle Amortisation nachhaltiger Investitionen. Mit unserer neuen diesjährigen Studie legen wir nun den Schwerpunkt auf das wichtige Thema Flexibilität.

Als "flexible Verbraucher" hat die Studie Wärmepumpen, Heimspeicher oder Haushaltsgeräte identifiziert – und auch Wallboxen. Besteht beim heimischen Laden die beste Möglichkeit, das Stromnetz zu entlasten und gleichzeitig Kosten zu sparen?

Ja, das Laden von Elektroautos zu Hause bietet hier ein großes Potenzial. Unsere Studie zeigt, dass allein durch E-Autos schon heute rund 2,8 Terawattstunden (TWh) Stromverbrauch intelligent verschoben werden könnten – bis 2030 könnten es bereits 8,2 TWh sein. Damit wird die Elektromobilität zu einer wichtigen Säule für Flexibilität.

Wie kann man sich das konkret vorstellen, und welche Lösungen empfiehlt E.ON den E-Auto-Besitzern?

Flexibilität heißt konkret, Energieverbräuche gezielt zeitlich zu verschieben, etwa in Zeiten niedriger Nachfrage oder hoher Einspeisung erneuerbarer Energien. Gerade das Laden von E-Autos zu Hause eignet sich hervorragend dafür. Üblicherweise startet der Ladevorgang heute unmittelbar nach Anschluss des Fahrzeugs an die heimische Wallbox – ungeachtet dessen, wie viel Sonnen- oder Windenergie gerade im Netz ist. Doch meist kann das Laden ohne Komfortverlust zeitlich etwas verschoben werden, in Zeiten geringerer Nachfrage. So leisten Kundinnen und Kunden aktiv einen Beitrag zur Energiewende und können durch passende Tarife zudem finanziell profitieren.

Welche Tarife bietet hier E.ON an?

Wir bieten generell drei Tarifarten an: die gewohnten klassischen Stromtarife sowie flexible und dynamische Tarife. Flexible Tarife wie unser E.ON "Home & Drive" kombinieren einen festen Kilowattstunden- und Grundpreis mit dem Vorteil, dass das Fahrzeug automatisiert nachts geladen wird und morgens zuverlässig den gewünschten Ladestand hat. Dynamische Tarife hingegen sind unmittelbar an den Börsenstrompreis gekoppelt und ermöglichen Einsparungen durch gezieltes Verbrauchsmanagement, bergen jedoch auch Preisrisiken und erfordern eine intensivere persönliche Beschäftigung mit den Strompreisen.

Wie groß ist das Einsparpotenzial durch die von E.ON vorgeschlagenen Maßnahmen? Was kann ein E-Auto-Besitzer also pro Jahr sparen?

Die Einsparungen hängen stark vom individuellen Verbrauch ab. Beim flexiblen Tarif beträgt der jährliche Flex-Bonus bis zu 240 Euro, sofern das Fahrzeug regelmäßig flexibel geladen wird. Bei dynamischen Tarifen sind Einsparungen grundsätzlich möglich, jedoch verbunden mit Risiken schwankender Preise. Kunden sollten bereit sein, ihre Ladezeiten aktiv nach den Börsenpreisen auszurichten.

Lassen sich bestehende Wallboxen entsprechend nachrüsten?

Das ist für unseren flexiblen Ladetarif gar nicht notwendig. Voraussetzung ist nur, dass das E-Auto oder der Plug-in-Hybrid mit "Car Connect" kompatibel ist – das gilt für einen Großteil der Modelle und kann online überprüft werden. Dynamische Tarife hingegen erfordern meist eine smarte, vernetzte Wallbox, um automatische Preisoptimierungen nutzen zu können.

Ist der stabilisierende Effekt noch größer, wenn das E-Auto zum variablen Stromspeicher wird?

Bidirektionales Laden birgt tatsächlich enormes Potenzial. Fahrzeuge könnten als Schwarmbatterie fungieren und Energie gezielt ins Haus (Vehicle-to-Home) oder ins Netz (Vehicle-to-Grid) zurückspeisen, etwa bei hoher Energienachfrage oder geringer Einspeisung erneuerbarer Energien. Das System wird automatisiert nach den Nutzervorgaben arbeiten. So wird sichergestellt, dass die gewünschte Mindestreichweite immer in der Batterie vorgehalten wird – und natürlich werden die Kunden auch hier finanziell profitieren können.

Vita

Filip Thon ist seit April 2021 Vorsitzender der Geschäftsführung der E.ON Energie Deutschland GmbH. Zuvor nahm er mehrere Management-Funktionen in der Energiebranche wahr, u. a. als Senior Vice President für die Region Zentral- und Osteuropa bei E.ON SE und CEO der innogy Polska SA.