Die Renault-Elektromobilitätsmarke Ampere plant, ab 2026 eine neue Batterietechnologie in Serie einzusetzen: Lithium-Eisenphosphat-Zellen, kurz LFP-Zellen, sollen neben den bisherigen Nickel-Mangan-Kobalt-Zellen (NMC) verwendet werden. Das kündigte der neue Konzernchef Francois Provost am Rande der IAA in München an. Die neue LFP-Option soll der kompakte Crossover Renault Megane E-Tech bereits bei der nächsten Modellpflege erhalten.
Auch alle weiteren Elektrofahrzeuge, die im Rahmen des überarbeiteten "Renaulution"-Plans auf den Markt kommen, sollen sowohl mit LFP- als auch mit NMC-Akkus angeboten werden. Damit dürfte die Technologie speziell bei den neuen Elektro-Kleinwagen Renault 4 und 5 (siehe Video nach dem zweiten Absatz und Fotoshow über dem Artikel) in den Fokus rücken.
Chinesen bei LFP-Akkus führend
Mit seiner neuen Strategie reagiert der Hersteller auf die schwankenden – meist steigenden – Rohstoffkosten für NMC-Energiespeicher. Und auf die Konkurrenz (insbesondere die chinesische), die LFP-Akkus bereits im großen Stil einsetzt. Der Internationalen Energieagentur zufolge hatten 75 Prozent der im letzten Jahr in China verkauften Elektrofahrzeuge LFP-Batterien an Bord. In Europa lag der Anteil lediglich bei zehn Prozent. "Wir müssen zu unseren besten Konkurrenten aufschließen", sagte Provost mit Blick auf die chinesischen Marken laut "Automotive News".
"Je nach Modell wollen wir eine erschwingliche Version und eine leistungsstärkere Version anbieten", ergänzte Fabrice Cambolive, CEO der Marke Renault. Damit kommt deutlich mehr Fahrt in diese Thematik als bisher geplant, denn LFP-Batterien waren bislang nur für den neuen elektrischen Renault Twingo eingeplant, der 2026 auf den Markt kommen soll. Und für dessen ebenfalls fest eingeplanten Dacia-Ableger. Speziell für die Billigmarke mit ihrer besonders preissensiblen Kundschaft eröffnet die LFP-Zellchemie bessere Perspektiven, um günstigere Elektroautos anbieten zu können.
Partnerschaften und Produktionsstandorte in Europa
Renault arbeitet hier mit bekannten Batterieherstellern zusammen: LG Energy Solution (LGES) und CATL sollen die neuen Zellen liefern; eine entsprechende Wertschöpfungskette soll mit den Zulieferern bis 2030 aufgebaut werden. LGES wird ab Ende 2025 über sein Werk in Polen LFP-Batterien für Ampere bereitstellen; die entsprechenden CATL-Pendants kommen aus Ungarn. Zudem bleibt die Montage der Batteriepacks in Frankreich (Werk Douai) erhalten, was die Wertschöpfung zumindest teilweise lokalisiert.
Durch den Einsatz von LFP-Technologie und neuen Fertigungsprozessen, erwartet Renault Kostensenkungen bei den Batterien um rund 20 Prozent ab 2026. Dazu gehört das Cell-to-Pack-Verfahren (CTP), bei dem die Batteriezellen nicht zu Modulen zusammengefasst, sondern direkt in das Batteriepaket integriert werden. Die Gesamtkostenstruktur für künftige Elektrofahrzeuge soll damit nachhaltiger werden. Dabei wird auch das Ziel verfolgt, die nächste Batteriegeneration bis 2027 deutlich günstiger zu gestalten.
Ampere fährt bei den Batterien mehrgleisig
LFP-Batterien sind laut Renault besonders geeignet für Klein- und Mittelklasse-Elektroautos. Also dort, wo große Reichweiten weniger kritisch sind, eine Kaufentscheidung jedoch oft von einem günstigen Preis abhängt. Höhere Energiedichten wie bei NCM-Zellen bleiben für Premium- oder Performance-Modelle wichtig. Denn LFP bietet Vorteile in Sachen Sicherheit, Rohstoffverfügbarkeit und Kosten, aber seine Kapazität pro Gewicht und Volumen liegt hinter der von Spitzen-NCM-Akkus zurück.
Ampere, die voll auf Elektromobilität ausgelegte Tochter der Renault Group, verfolgt eine umfassende Strategie, die über die reine Zellchemie hinausgeht. Neben der Forschung an LFP- und weiterentwickelten NMC-Batterien arbeitet Ampere an innovativen Bauweisen wie Cell-to-Pack und sogar Cell-to-Chassis, um Gewicht, Platz und Kosten zu optimieren. Auch die Formate sollen sich ändern. Ampere plant, möglichst flexible Pouch-Zellen zu entwickeln, was unterschiedlichste Einbauten im Fahrzeug ermöglicht.
Kleinere Preise bei geringeren Reichweiten
Mit der Einführung von LFP-Zellchemie und ergänzenden Innovationen wie CTP will Renault seine Wettbewerbsfähigkeit in einem zusehends kostenbewussten E-Auto-Markt stärken. Die Maßnahmen zielen darauf ab, Elektroautos erschwinglicher zu machen und damit ein breiteres Käufersegment anzusprechen. Für die Verbraucher könnte das günstigere Einstiegspreise, aber gegebenenfalls auch kürzere Reichweiten oder kleinere Akkus bedeuten – je nachdem, wie Renault die Modelle differenziert. Ob sich das LFP-Konzept in der Praxis bewährt – etwa bei Kälte, Ladeleistung oder Lebensdauer –, wird sich in den nächsten Jahren zeigen müssen.












