Jetzt doch E-Fuels aus Deutschland? Greenlyte mit grüner Kraftstoff-Anlage in Duisburg

Greenlyte mit grüner Kraftstoff-Anlage in Duisburg
Jetzt doch E-Fuels aus Deutschland?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 26.11.2025
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Greenlyte E-Fuels
Foto: Greenlyte

In Duisburg ist eine weltweit einzigartige Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen eröffnet worden. Das Essener Start-up Greenlyte Carbon Technologies hat dort erstmals eine vollständig integrierte Plattform in Betrieb genommen, die CO₂ direkt aus der Luft sowie Wasser mithilfe von Solarstrom zu Wasserstoff und synthetischem Methan (SNG) verarbeitet.

Treibstofffertige Rohstoffe aus Luft und Wasser

Grundlage ist die firmeneigene "LiquidSolar"-Technologie, die Direct Air Capture und Elektrolyse in einem System vereint und ohne externe Wärmequellen auskommt. Laut Greenlyte können in Duisburg jährlich fünf Tonnen SNG erzeugt und dabei 40 Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre entfernt werden. Die Plattform ist zudem in der Lage, weitere synthetische Kraftstoffe wie Methanol oder nachhaltigen Flugkraftstoff (SAF) herzustellen.

Zur Eröffnung waren NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sowie Vertreter aus Industrie und Wissenschaft anwesend. Wüst lobte das Projekt als "Zukunftstechnologie Made in NRW", die sowohl Klimaschutz als auch wirtschaftliche Unabhängigkeit stärke. Die Pilotanlage wurde mit Landes- und EU-Mitteln gefördert und gemeinsam mit Spezialisten der Universitäten Duisburg-Essen und Aachen entwickelt.

Ausbau der Produktion geplant

Greenlyte plant bereits den weiteren Ausbau: Bis 2027 soll in Marl eine 30-mal größere Anlage entstehen, die jährlich 1.000 Tonnen grünes Methanol produziert. Am Flughafen Düsseldorf soll ab 2028 eine SAF-Anlage mit 150 Tonnen Jahreskapazität folgen; Eurowings hat den Abnahmevertrag für drei Jahre bereits unterschrieben.

Aktuell sind synthetische Kraftstoffe noch zwei- bis dreimal so teuer wie fossile Varianten. Doch laut Greenlyte-Mitgründer Martin Schmickler könnte der Preis für E-Kerosin innerhalb von drei Jahren das Marktlevel von rund 3000 US-Dollar pro Tonne erreichen. Duisburg möchte damit obendrein seinen Wandel vom Schwerindustriestandort zu einem Hotspot für klimafreundliche Energietechnologien unterstreichen.

Was sind E-Fuels?

E-Fuels – auch synthetische Kraftstoffe genannt – sind künstlich hergestellte Treibstoffe, die mithilfe von erneuerbarer Energie erzeugt werden. Grundlage sind dabei meist Wasserstoff, der durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen wird, und Kohlendioxid, das aus der Luft oder industriellen Prozessen abgeschieden wird. Beides wird chemisch zu flüssigen oder gasförmigen Energieträgern verbunden, etwa synthetischem Benzin, Diesel, Kerosin oder Methan. Da die Herstellung ausschließlich auf grünem Strom basiert, gelten E-Fuels als potenziell klimaneutral.

Ihr großer Vorteil: Sie können in bestehenden Motoren, Flugzeugen, Schiffen und der heutigen Tankstellen-Infrastruktur genutzt werden. Damit bieten sie eine Möglichkeit, den Verkehr zu dekarbonisieren, ohne alle Antriebe oder Systeme grundlegend umbauen zu müssen – besonders dort, wo Batterien an Grenzen stoßen, etwa in der Luft- und Schifffahrt. Allerdings ist die Produktion energieintensiv und aktuell noch teurer als fossile Kraftstoffe, weshalb E-Fuels vor allem als Ergänzung in schwer elektrifizierbaren Bereichen gesehen werden.

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