Was sind Alwetterreifen eigentlich?
Allwetter- oder Ganzjahresreifen sind dafür konzipiert, bei sommerlichen wie winterlichen Bedingungen zu funktionieren – ohne saisonalen Reifenwechsel. (Ein Reifen ohne "Three Peak Mountain Snowflake"-Markierung und einzig mit M+S-Markierung ist unter winterlichen Bedingungen nicht mehr zugelassen.) Das spart Zeit und Geld, erfordert aber Kompromisse bei der Performance. Neue Generationen wie der MICHELIN CrossClimate 3 zeigen, dass Allwetterreifen heute deutlich näher an die Leistungsfähigkeit reiner Sommer- oder Winterreifen heranreichen – besonders durch Fortschritte bei Gummimischungen und Karkassentechnik.
Vorteile von Allwetterreifen:
- Kein saisonaler Reifenwechsel notwendig
- Gute Alltagstauglichkeit für Stadt- und Landfahrer
- Hoher Komfort bei moderater Fahrweise
- Wintertauglich durch M+S- und Schneeflockenkennzeichnung
Nachteile:
- Bei sportlicher Fahrweise in Extrembedingungen (z. B. Hitze oder starkem Schneefall) den Spezialisten unterlegen
- In der Regel ein Kompromiss bei Nassbremsen und Kurvenstabilität
Die Testkandidaten im Überblick
- Modell: MICHELIN Primacy 5 Kategorie: Sommerreifen (Komfort) Charakter: Ausgewogen, leise, für Alltag und Langstrecke.
- Modell: MICHELIN Pilot Sport 5 Kategorie: Sommerreifen (Sport) Charakter: Maximal präzise und agil für dynamische Fahrer.
- Modell: MICHELIN CrossClimate 3 Kategorie: Allwetterreifen (Komfort) Charakter: Komfortorientiert, mit guter Schnee-Tauglichkeit.
- Modell: MICHELIN CrossClimate 3 Sport Kategorie: Allwetterreifen (Sport) Charakter: Erstaunlich dynamisch, neu entwickelte Sportvariante.
Technik: Was macht einen Reifen sportlich?
Ein Sportreifen wie der MICHELIN Pilot Sport 5 besitzt:
- Steifere Flanken für hohe Kurvenstabilität
- Größere Gummiblöcke im Schulterbereich für mehr Grip
- Weichere Gummimischungen (z. B. mit hohem Silica-Anteil)
- Verstärkte Karkassenstruktur, teils mit Aramid-Nylon-Fasern – bekannt aus kugelsicheren Westen
- Geringere Negativanteile (also mehr Gummi als Rillen), um die Aufstandsfläche zu maximieren
Allwetterreifen hingegen benötigen:
- Lamellenstruktur für Schneegriff
- V-Profil oder laufrichtungsgebundene Rillen zur Wasserverdrängung
- Komplexe Gummimischungen, die bei +30 °C nicht schmelzen und bei -10 °C nicht verhärten
- Höheren Negativanteil für Wasserdurchlass
Die Herausforderung: Allwetterreifen müssen in Hitze wie Kälte, bei Trockenheit, Nässe und Schnee funktionieren – ein echter Spagat.
Die Testdisziplinen
Trockener Handling-Kurs
Auf dem superschnellen Parcours zeigt sich schnell:
- Der Pilot Sport 5 bleibt Referenz bei Präzision und Geschwindigkeit
- Überraschend: Der CrossClimate 3 Sport kann fast mithalten
- Der normale CrossClimate 3 zeigt sich komfortabel, aber deutlich weniger agil
Trockenbremsen
- Alle getesteten Reifen liefern sehr gute Ergebnisse
- Zwischen dem Sommer-Spezialisten und dem sportlichen Allwetterreifen liegen nur rund 2 Meter Bremsweg
Nasshandling
- Große Unterschiede: Der CrossClimate 3 Sport fällt hier deutlicher zurück, bleibt aber kontrollierbar
- Der Primacy begeistert mit stabiler Dynamik
- Der Pilot Sport 5 bleibt dominierend
- Der Standard-CrossClimate zeigt sich eher gemütlich, aber sicher
Nassbremsen (Label-Vergleich)
- Reifenlabels geben eine grobe Orientierung (A–E), stimmen im Großen und Ganzen mit den Testergebnissen überein
Welcher Reifen passt zu welchem Fahrer?
Wenn dir wichtig ist …
- Maximale Sportlichkeit & Kontrolle ➤ Pilot Sport 5
- Komfort, Alltag & gelegentliche Dynamik ➤ Primacy 5
- Ganzjahresoption mit sportlichem Charakter ➤ CrossClimate 3 Sport
- Ganzjahresoption mit maximalem Komfort & Schneegrip ➤ CrossClimate 3
Persönliche Einschätzung des Testers
"Früher waren Allwetterreifen weich, laut und unfahrbar – heute sind sie präzise, dynamisch und sicher. Der CrossClimate Sport hat mich auf der Rennstrecke wirklich überrascht."
Fazit zu Reifenlabels
Das EU-Reifenlabel (A–E für Nassbremsen, Rollwiderstand & Geräusch) liefert nur grobe Orientierung. Präzise Testreihen, wie sie hier durchgeführt wurden, sind unerlässlich, um echte Leistungsunterschiede sichtbar zu machen.





