Dieselfahrer aufgepasst: Fahrverbot für Euro 5 in Nord-Italien

Nord-Italien verhängt Diesel-Fahrverbot
Fahrverbot für Euro-5-Diesel in ganz Nord-Italien

Veröffentlicht am 14.05.2025

Ab dem 1. Oktober 2025 tritt in der Autobauer-Stadt Turin und in allen piemontesischen Gemeinden mit mehr als 30.000 Einwohnern ein Fahrverbot für Euro-5-Dieselfahrzeuge in Kraft. Das sieht der aktualisierte Luftqualitätsplan 2024–2030 vor. Die Region im Nord-Westen Italiens war die Erste, die die Umsetzung ankündigte. Jetzt folgen auch andere Regionen Nord-Italiens mit beliebten Urlaubszielen wie der Lombardei, Venetien und der Emilia-Romagna.

VW Golf 7 betroffen (1.6 TDI und 2.0 TDI)

Während das Verbot im Piemont zunächst bis zum 15. April 2026 und anschließend jährlich vom 15. September bis zum 15. April gelten soll, sind andere Regionen radikaler. In der Lombardei, zu der auch Mailand, der Comer See oder der westliche Gardasee gehören, soll das Fahrverbot ab 1. Oktober 2025 dauerhaft gelten – und zwar für Gemeinden mit mehr als 30.000 Einwohnern. Gleiches gilt für die Emilia-Romagna mit seinen Provinzen Bologna, Parma, Modena, Ravenna oder Rimini.

Allerdings ist noch nicht klar, wie genau die Umsetzung und Kontrolle funktionieren sollen. Schließlich gehören viele moderne Autos wie der VW Golf 7 (von 2012 bis 2021) der ersten Baujahre in diese Kategorie mit Euro-5-Abgasnorm. Viele TDI-Modelle wurden erst mit dem Modelljahr 2015 in die Abgasnorm Euro 6 eingestuft. Allein in der Region Piemont sind rund 250.000 Fahrzeuge mit Euro-5-Dieselmotoren zugelassen. Das entspricht etwa acht Prozent des regionalen Fahrzeugbestands. Gebaut und zugelassen wurden die zwischen dem 1. September 2011 und dem 1. September 2015.

Komplizierte Einzelregelungen

Die ab Oktober geltende Regel im Piemont ist nicht gerade einfach formuliert. Das dürfte Kontrollen schwierig machen, denn eine Umweltplakette gibt es in Italien nicht. Das Fahrverbot soll zudem nur an Werktagen von Montag bis Freitag zwischen 8:30 und 18:30 Uhr gelten. Ursprünglich hätte das Verbot bereits am 1. Oktober 2023 greifen sollen, wurde jedoch durch eine Intervention der Regierung bis zum 30. September 2025 verschoben. Ein entsprechendes Dekret verpflichtet die Regionen der Po-Ebene in ganz Nord-Italien (Piemont, Lombardei, Emilia-Romagna und Venetien), ihre Luftreinhaltepläne zu überarbeiten und alternative Umweltmaßnahmen zu intensivieren.

Nord-Italien ist durch seine von den Alpen abgeschirmte Po-Ebene eine der Regionen in Europa, die am stärksten von Luftverschmutzung betroffen sind. Gerade im Winter, wenn auch Heizungsöfen laufen, werden Grenzwerte vielerorts überschritten. Gleichzeitig gehören die Regionen in Nord-Italien zu den beliebtesten Urlaubsregionen in Europa.

Saftige Geldstrafen drohen in Nord-Italien

Bei Verstößen droht eine Geldbuße von 168 Euro. Nicht ganz klar ist, ob das Auto bei einer Kontrolle auch festgesetzt werden dürfte. In jedem Fall werden Wiederholungstäter hart bestraft. Wer innerhalb von zwei Jahren zum zweiten Mal erwischt wird, muss mit höheren Geldstrafen und zusätzlich mit dem Entzug der Fahrerlaubnis für 15 bis 30 Tage rechnen. Das legt Artikel 7 Absatz 13 der italienischen Straßenverkehrsordnung fest.

Bisher galt das Gesetz seit 1. Oktober 2024 bereits für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen. In dieser Klasse der Nutzfahrzeuge sind die Bußgelder mit 500 Euro deutlich teurer. Insgesamt sind allein im Piemont mehr als 70 Gemeinden betroffen, für die das Fahrverbot gilt. Auch in Deutschland gibt es bereits Stadtzonen – etwa in Stuttgart, München oder Mainz – in denen Euro-5-Diesel nicht mehr fahren dürfen. Dabei besitzen diese entsprechenden Kraftfahrzeuge die grüne Plakette.

Was ist die Region Piemont?

Die italienische Region Piemont mit rund 4,3 Millionen Einwohnern liegt ganz im Nordwesten Italiens. Sie grenzt an Frankreich und die Schweiz. Die Hauptstadt der Region ist Turin, die vor allem durch ihre Automobilproduktion bekannt ist. Das Piemont ist reich an kulinarischer Tradition – weltberühmt sind seine Weine wie Barolo und Barbaresco, der weiße Trüffel aus Alba sowie eine Vielzahl regionaler Käsesorten. Die Region spielt auch politisch eine wichtige Rolle. Sie war das Zentrum der italienischen Einigungsbewegung im 19. Jahrhundert.