Seit 1. Juli werben viele Hersteller mit dem Wegfall der kompletten Mehrwertsteuer. Ist das wirklich so ein guter Deal? Wir haben bei den den aktuellen Angeboten nachgerechnet.
Seit 1. Juli werben viele Hersteller mit dem Wegfall der kompletten Mehrwertsteuer. Ist das wirklich so ein guter Deal? Wir haben bei den den aktuellen Angeboten nachgerechnet.
130 Milliarden Euro, 57 Maßnahmen und des Deutschen liebstes Kind mittendrin: das Auto. Das Anfang Juni geschnürte Konjunkturpaket soll die Autoverkäufe antreiben – vor allem die Elektroauto-Verkäufe. Daher wundert es nicht, dass erst ein Anstieg der Kaufprämie für rein elektrisch angetriebene Neuwagen mit einem Nettolistenpreis bis 40.000 Euro von 3.000 auf 6.000 Euro erfolgte. Seit dem 1. Juli und noch bis Ende des Jahres tritt nun die Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 16 Prozent in Kraft. So sparen endlich auch Käufer von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, sprich Diesel oder Benziner, mindestens weitere drei Prozent.
Allerdings scheint dieser Schritt einigen Autoherstellern nicht weit genug zu gehen. Denn mit 900 Euro Einsparung zum Beispiel beim Kauf eines neuen 30.000-Euro-Golfs sind kaum Kunden zu locken – und die von der Politik ungeliebten Verbrenner bleiben weiter auf dem Hof des Händlers stehen. Aus diesem Grund "schenken", beziehungsweise erlassen nun einige Hersteller ihren Kunden die komplette Mehrwertsteuer. Wirklich die ganze Mehrwertsteuer? Wir haben nachgeschaut.
Schon auf den ersten Blick wird klar, dass die Mehrwertsteuer-Rabattschlacht vor allem von Importeuren ausgetragen wird. So zeigen sich Kia, Seat, Renault und Subaru an vorderster Front. Opel und VW vertreten bislang als einsames Duo die heimischen Marken.
Wie sich das auf die konkreten Preise einiger Beispielmodelle auswirkt, haben wir in der Bildergalerie ausgerechnet.
Aktuell werben sechs Autohersteller mit dem Erlass der Mehrwertsteuer. Das entspricht aber nicht 16 Prozent Nachlass auf den Endpreis, sondern nur 13,79 Prozent. Denn die 16 Prozent Mehrwertsteuer haben den niedrigeren Nettopreis (ohne Mehrwertsteuer) zur Grundlage, sprich die Bezugsgröße (100 Prozent) ist niedriger. Darum entspricht der inkludierte Mehrwertsteueranteil am Endpreis für den Kunden (Bruttopreis) nicht 16 Prozent, sondern eben 13,79 Prozent. Der tatsächliche Nachlass auf den Endpreis für den Kunden liegt also bei 13,79 Prozent, was manche Hersteller zumindest auf 13,8 Prozent aufrunden. Der Nachlass auf den alten Preis inklusive (19 Prozent Mehrwertsteuer) erreicht zufällig fast 16 Prozent, also den neuen Mehrwertsteuersatz.
Beim besagten 30.000-Euro-Golf sind das 4.140 Euro. Ein E-Auto würde um gut doppelt soviel günstiger (9.480 Euro). Vom Hersteller kommen hierbei 3.000 Euro Abzug auf den Nettopreis – drum spart der Kunde in diesem Fall weitere 480 Euro Mehrwertsteuer. Die 6.000 Euro Umweltprämie zieht der Staat hingegen vom Endpreis ab. Die Hersteller rabattieren mit der Mehrwertsteuer-Aktion ihre Verbrenner schon stärker als ihre E-Autos.