Norwegen schafft E-Auto-Förderung ab: Schluss mit Stromer-Bonus

Schluss mit Stromer-Bonus
Norwegen schafft Elektroauto-Förderung ab

ArtikeldatumVeröffentlicht am 18.10.2025
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Mercedes EQS Luxus Elektroauto Steuer Norwegen
Foto: Mercedes / Patrick Lang / cottonbro

Norwegen gilt seit Langem als Elektroauto-Musterland. Bereits in den frühen 1990er-Jahren schuf die norwegische Regierung die rechtlichen Grundlagen für eine bevorzugte Behandlung von Elektrofahrzeugen – zu einer Zeit, als es im Land kaum mehr als eine Handvoll solcher Autos gab. 1990 wurde die Kfz-Steuer für Elektroautos abgeschafft, 1996 folgte die Befreiung von Mautgebühren und 1997 durften Kommunen kostenloses Parken erlauben. 1999 bekamen Elektrofahrzeuge in Oslo Zugang zu den Busspuren. Diese Regelungen hatten anfangs nur symbolischen Charakter, weil alltagstaugliche Modelle noch fehlten. Doch sie legten den Grundstein für den späteren Erfolg. Der entscheidende finanzielle Hebel kam 2001 mit der Einführung der Mehrwertsteuerbefreiung, die den Kaufpreis drastisch senkte.

Anreize abgeschafft

Mit der wachsenden Verbreitung von Elektroautos begann der Staat jedoch, einige Vorteile schrittweise zurückzufahren. Die vollständige Befreiung von der jährlichen Straßensteuer endete 2021, seitdem gilt sie wieder in reduzierter oder regulärer Form. Kostenlose Maut- und Fährfahrten wurden bis etwa 2017 abgeschafft, seither gelten reduzierte Tarife. Auch kostenlose Parkplätze in den Städten gehören weitgehend der Vergangenheit an. Und jetzt geht es dem wichtigsten Elektro-Bonus an den Kragen, der Mehrwertsteuer-Befreiung. Die Mehrwertsteuer in Norwegen liegt bei 25 Prozent, Käufer von Elektroautos sind davon befreit.

Wie aus einer Veröffentlichung der norwegischen Regierung vom 15. Oktober 2025 hervorgeht, soll dieser starke finanzielle Anreiz abgeschafft werden. Im Staatshaushalt für 2026 kündigt die Regierung eine deutliche Reduzierung der bisherigen Steuervergünstigungen an. Konkret soll die Mehrwertsteuerbefreiung für Elektroautos künftig nur noch für Fahrzeuge gelten, deren Preis bis zu 300.000 norwegische Kronen beträgt – das entspricht rund 26.000 Euro. Bislang lag die Grenze bei 500.000 Kronen oder etwa 43.000 Euro. Ab 2027 soll die Befreiung vollständig entfallen.

Finanzminister Jens Stoltenberg erklärte dazu: "Wir hatten das Ziel gehabt, dass alle neuen Personenkraftwagen bis 2025 elektrisch sind, und mit einem Elektroauto-Anteil von 95 Prozent in diesem Jahr können wir sagen, dass das Ziel in der Praxis erreicht ist. Deshalb ist es an der Zeit, die Vorteile schrittweise zu beenden."

Besonders heikel für norwegische Autokäufer: Die neue Regelung betrifft auch Fahrzeuge, die bereits bestellt wurden, aber erst 2026 ausgeliefert werden. Nach Regierungsangaben hat sich die Steuerbefreiung mittlerweile zu einer "allgemeinen Unterstützungsregelung in Höhe von 17,5 Milliarden Kronen" entwickelt – das entspricht rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr.

Noch höhere Strafsteuer auf Verbrenner

Parallel dazu sollen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor noch stärker belastet werden. Die Einmalsteuer für Benzin- und Diesel-Pkw wird um 20.000 bis 30.000 Kronen erhöht, also um etwa 1.700 bis 2.600 Euro. Damit will die Regierung sicherstellen, dass der finanzielle Anreiz zum Kauf emissionsfreier Fahrzeuge erhalten bleibt. Bereits jetzt entfallen auf Verbrenner-Pkw in Norwegen enorme Steuern. Die einmalige Registrierungssteuer "engangsavgift" wird bei der Erstzulassung erhoben und hängt direkt von den CO₂-Emissionen, dem Fahrzeuggewicht und der Motorleistung ab. Für Benzin- und Dieselautos kann diese Steuer bereits jetzt mehrere zehntausend Euro betragen.

Stoltenberg begründet den Kurswechsel mit einer veränderten Prioritätensetzung: "Es ist weder gut für die Umwelt noch für die Staatsfinanzen, den Kauf neuer Autos gegenüber anderem Konsum zu fördern. Wir schlagen daher vor, die Unterstützung zunächst zu reduzieren und sie anschließend ganz auslaufen zu lassen." Die frei werdenden Mittel sollen dazu genutzt werden, andere Steuern und Abgaben zu senken.

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