Tempolimit-Vergleich Europa: Österreich, Tschechien & Co.

Tempolimit im Wandel
Neue Geschwindigkeitsregeln in Europa

Zuletzt aktualisiert am 24.03.2025
Tempolimit im Wandel - das gilt in Europa
Foto: Canva

Österreich hat Anfang 2025 für Aufsehen gesorgt: Als erstes Bundesland hat Niederösterreich das Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen aufgehoben. Die Begrenzung galt bisher auf bestimmten Abschnitten im Rahmen des sogenannten IG-Luftgesetzes, das zur Verbesserung der Luftqualität beitragen sollte. Nun dürfen Autofahrer dort wieder mit bis zu 130 km/h unterwegs sein – die Regelgeschwindigkeit auf österreichischen Autobahnen.

Die Entscheidung wird kontrovers diskutiert. Befürworter sehen darin ein Zeichen der Vernunft und ein Entgegenkommen für Pendler und Vielfahrer. Kritiker warnen vor negativen Auswirkungen auf Umwelt und Verkehrssicherheit.

Niederlande: Weniger Tempo, mit Ausnahmen

In den Niederlanden wurde 2020 ein allgemeines Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen zwischen 6 und 19 Uhr eingeführt – hauptsächlich aus Klimaschutzgründen. Doch nun gibt es eine sanfte Kehrtwende: Ab Juni 2025 wird auf drei Autobahnabschnitten die Geschwindigkeit wieder auf 130 km/h angehoben. Diese Lockerung betrifft rund 86 Kilometer, vor allem in grenznahen Regionen.

Die Regierung begründet den Schritt mit verbesserter Verkehrsinfrastruktur und einer vertretbaren Umweltbelastung in diesen Bereichen. Dennoch bleibt das strenge Tages-Tempolimit grundsätzlich bestehen – eine europaweit eher ungewöhnliche Regelung.

Tschechien wagt das Tempolimit nach oben

Tschechien geht einen ganz anderen Weg – und testet eine Erhöhung: Auf einem neuen Autobahnabschnitt zwischen Tabor und Budweis wird ab Sommer 2025 ein Pilotprojekt gestartet, bei dem das Tempolimit von 130 km/h auf 150 km/h angehoben wird. Ziel ist es, die Auswirkungen auf Verkehrsfluss, Unfallgeschehen und Umwelt zu untersuchen. Falls das Projekt erfolgreich verläuft, könnten weitere Strecken folgen. Allerdings ist auch hier mit Widerstand von Umwelt- und Verkehrsverbänden zu rechnen.

Frankreich bleibt beim klassischen Autobahn-Tempolimit von 130 km/h – aber hat die Sanktionen bei kleinen Überschreitungen überarbeitet. Seit 2024 werden geringfügige Verstöße milder bestraft, insbesondere wenn sie nicht sicherheitsrelevant sind. Das Ziel: Die Verhältnismäßigkeit wahren und Autofahrer nicht unnötig kriminalisieren. Gleichzeitig bleiben die Regeln bei Regen oder schlechter Sicht streng: Dann gilt automatisch ein Tempolimit von 110 km/h auf Autobahnen.

Und Deutschland? Das Land ohne Tempolimit

Deutschland bleibt in Europa ein Sonderfall: Nach wie vor gibt es kein generelles Tempolimit auf Autobahnen. Zwar gilt eine empfohlene Richtgeschwindigkeit von 130 km/h, doch wer schneller fahren möchte – und kann – darf das auch, sofern es nicht durch Verkehrsschilder oder Baustellen eingeschränkt ist.

Die Gründe sind vielfältig:

  • Historisch gewachsen: Das Recht auf freies Fahren gilt vielen als Teil der deutschen Autokultur.
  • Politisch heikel: Parteien wie die FDP und die AfD lehnen ein Tempolimit strikt ab, während Grüne und SPD es befürworten.
  • Starke Autoindustrie: Deutschland baut schnelle Autos – und vermarktet sie auch mit genau diesem Argument.

Immer wieder flammen Debatten auf, befeuert durch Umweltstudien, Unfallstatistiken oder politische Vorstöße. Doch bislang konnte sich keine Seite klar durchsetzen.