Fluch der Frontflügel-Regel: Deshalb zog Alpine so früh den Stecker

Der Fluch der Frontflügel-Regel
Deshalb zog Alpine so früh den Stecker

ArtikeldatumVeröffentlicht am 03.11.2025
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Bei Alpine wird es jetzt richtig zäh. Ohne Weiterentwicklung verlieren die Franzosen immer mehr den Anschluss an den Rest des Feldes. Punkte lagen zuletzt sieben Mal in Folge außer Reichweite. Auch im Qualifying geht nicht mehr viel voran. In Mexiko blieben Pierre Gasly und Franco Colapinto wieder mal im Q1 hängen. Im Ziel fehlten dem Duo 37 Sekunden auf den Vorletzten.

Die Fahrer gehen durch eine harte Zeit. Gasly spürt, dass er mit diesem Auto nur noch belohnt wird, wenn das Chaos die Regie übernimmt. Neuling Colapinto tut sich mit dem launischen Rennwagen schwer, konstant Leistung abzuliefern. Sein einziger Anhaltspunkt ist der Teamkollege, der natürlich besser mit Schwierigkeiten umgehen kann, weil er sie schon mal erlebt hat.

Der Abstieg von Alpine ans Ende des Feldes hat natürlich mit der Technik zu tun. Die Leistungsdefizite beim Motor kosten je nach Strecke drei bis fünf Zehntel. Je älter die Renault-Motoren sind, desto größer der Power-Verlust. Man mag im Team gar nicht daran denken, was passiert, wenn ein Motorschaden das Team dazu zwingt, ein neues Triebwerk in den Pool zu bringen. In Viry-Chatillon sind die Lichter schon halb aus. Deshalb hat es Priorität, mit den verbleibenden V6-Turbos über die Runden zu kommen.

Neuer Flügel, neues Auto

Das Schicksal des Autos war laut Briatore in dem Moment besiegelt, in dem die FIA zu Beginn des Jahres eine Verschärfung der Frontflügel-Regeln ankündigte. Alpine hatte beim kontrollierten Verbiegen der Flügel vorne wie hinten eine der innovativsten Lösungen am Start, was auch das starke Saisonfinale 2024 erklärt.

Die strengeren Belastungstests für die Flügel trafen alle Teams, aber nicht alle gleich hart. "Um optimal darauf zu reagieren, hätten wir das Auto komplett umbauen müssen. Die ganze Aerodynamik hängt vom Frontflügel ab", verrät Briatore. Sein Technikchef David Sanchez erklärte ihm, dass eine vernünftige Lösung frühestens nach neun bis zehn Rennen einsatzbereit sein würde.

F1-Auto 2026 - Alpine-Windkanal
Alpine

Volle Konzentration auf 2026

Dazu gibt es beim aktuellen Auto noch ein Problem mit der Vorderachse. Die Fahrer müssen Bodenwellen und Randsteine möglichst meiden. Sonst springt das Auto zu stark. Unter diesen Umständen entschied Alpine es bei einem Upgrade für den A525 zu belassen und sich lieber voll auf 2026 zu konzentrieren.

Nur ein Mal im März wurde noch das 2025er Modell für das Barcelona-Upgrade in den Windkanal geschoben. Das brachte jedoch nur kurzfristig Besserung. Die direkte Konkurrenz schob noch jeweils mindestens eine Entwicklungsstufe nach. Gasly sagte schon früh: "Wir müssen mit dem leben, was wir haben. Und das ist der Stand Barcelona." Den letzten WM-Punkt gab es beim GP Belgien.

Obwohl die dürftigen Ergebnisse auf die Moral drücken, sind sich Briatore und Sanchez sicher, auf das richtige Pferd gewettet zu haben. "Keiner konnte mir garantieren, dass wir wieder Sechster werden, wenn wir ein neues Auto bauen. Es wäre so spät fertig geworden, dass es mit dem sechsten Platz eher eng geworden wäre. Es wäre also wohl nur um die Plätze acht bis zehn gegangen. Da haben wir uns die Frage gestellt, ob es ein achter Platz wert ist, unser 2026er-Projekt zu opfern", erklärt Briatore.

David Sanchez & Flavio Briatore - Alpine - GP Emilia-Romagna - Formel 1 - 2025
xpb

Briatore pokert hoch

Der 75-jährige Italiener hat 1994 bei Benetton und 2005 bei Renault erlebt, welche Vorteile es hat, früh mit der Entwicklung des neuen Autos zu beginnen. 2026 ist für alle ein weißes Blatt Papier. Nur wer früher zu zeichnen beginnt, hat bessere Chancen, ein gutes Produkt abzuliefern. Mit dem Mercedes-Motor hat Alpine wenigstens auf der Antriebsseite keine Fragezeichen. Schlussfolgerung: "Aus unserer Sicht ergab es den meisten Sinn, mit Volldampf auf 2026 hin zu arbeiten."

Garantien gibt es auch da nicht. Das weiß auch Briatore. Er hat hoch gepokert, weil es seine einzige Chance ist, Alpine wieder nach vorne zu bringen. Mit einem halbherzigen Plan hätte er auch bei der Chassis-Entwicklung bezahlt. Wenigstens da ließ der französische Rennstall nichts liegen. Keines der 2026er-Autos stand so lange im Windkanal wie der Alpine.

Fazit