Es ist eine Wende, wie man sie in der Formel 1 lange nicht gesehen hat. Nach dem Rennen in Zandvoort führte Oscar Piastri das WM-Klassement mit 34 Punkten an. Lando Norris war damals mit einem Ölleck ausgeschieden und schien sich damit bereits aus dem Titelkampf zu verabschieden. Max Verstappens Rückstand betrug satte 104 Punkte. Mit einem Comeback des amtierenden Champions hatte damals gar keiner mehr gerechnet.
Doch dann kam es bekanntlich anders. Verstappen startete mit Siegen in Monza, Baku und Austin eine große Aufholjagd. Der Niederländer hat den Rückstand zur Spitze mehr als halbiert – auf aktuell nur noch 49 Zähler. Allerdings gehen dem Weltmeister jetzt langsam die Rennen aus. Es stehen nur noch drei Wochenenden auf dem Programm, darunter auch noch ein Sprint-Event. Maximal sind noch 83 Punkte zu holen.
Norris hat das Blatt gegen Teamkollege Piastri komplett gewendet. Aus 34 Punkten Rückstand sind innerhalb von sechs Rennen 24 Zähler Vorsprung geworden. Die aktuelle Formkurve spricht ganz klar für den Engländer. Allerdings kann das Pendel in der Formel 1 bekanntlich auch ganz schnell in die andere Richtung schwingen. Dafür müsste Piastri jetzt aber zügig in die Erfolgsspur zurückfinden. Fehler kann sich der Australier keine mehr leisten.
Bild nach São Paulo komplett geändert
Wir hatten schon vor dem Rennen in São Paulo die Meisterchancen von der künstlichen Intelligenz (KI) berechnen lassen. Damals hatte Piastri nur einen einzigen Punkt Rückstand. Trotzdem war er laut ChatGPT mit einer Titelwahrscheinlichkeit von 25,2 Prozent nur Außenseiter. Obwohl Verstappen deutlich weiter hinten lag, sah die KI für den Niederländer eine etwas höhere Chance (27,9 Prozent).
Schon vor zwei Wochen spuckte die Berechnung mit 46,9 Prozent klar den höchsten Wert für Norris aus. Nach den Siegen im Sprint und im Rennen von Interlagos wollten wir natürlich wissen, wie sich diese Zahlen nun verändert haben. Gibt es überhaupt noch eine Chance für die Verfolger, oder muss Norris die Weltmeisterschaft nur noch nach Hause schaukeln?
- Simulation: Für jedes verbleibende Scoring-Event (Las Vegas GP; Katar Sprint; Katar GP; Abu Dhabi GP) wurde ein Ergebnis simuliert, Punkte addiert und daraus die Häufigkeit bestimmt, mit der jeder Fahrer Meister wird (bei Gleichstand werden Chancen gleich aufgeteilt).
- Maximal möglich pro Fahrer in den verbleibenden Rennen: 83 Punkte (Las Vegas 25 + Katar Sprint 8 + Katar GP 25 + Abu Dhabi 25), also ist ein Aufholsieg theoretisch möglich — praktisch jedoch nur, wenn ein Verfolger starke Ergebnisse erzielt und Norris leer ausgeht.
- Die Zahlen sind stark abhängig von den verwendeten per-Race Platzierungs-Wahrscheinlichkeiten. Kleine Änderungen (z. B. höhere Ausfallwahrscheinlichkeit für einen Fahrer, oder Verstappen als klarer Favorit in Las Vegas) können die Wahrscheinlichkeiten spürbar verschieben.
- Ich habe Zuverlässigkeit/Mechanik-Ausfälle nur indirekt über niedrigere Platzierungswahrscheinlichkeiten modelliert (nicht als separate Ausfall-Parameter).
Verstappen raus aus dem Meisterrennen
Das Ergebnis fällt fast noch eindeutiger aus, als man es erwartet hatte. Demnach liegt die Titelwahrscheinlichkeit für Norris aktuell bei satten 86,1 Prozent. Auf Piastri fallen nur noch 13,7 Prozent. Es käme also einem kleinen Wunder gleich, wenn der Australier das Ruder noch einmal rumreißen könnte. Verstappen rutscht laut ChatGPT mit nur noch 0,3 Prozent praktisch komplett aus dem Meisterrennen heraus.
In die Berechnung der künstlichen Intelligenz ist aber nicht eingeflossen, dass McLaren vor 12 Monaten in Las Vegas geschwächelt hatte. Sollte das dieses Jahr auch passieren, würde das Norris mehr nutzen als Piastri. Dem Verfolger helfen jetzt nur noch Siege. Je weiter hinten das McLaren-Duo landet, desto geringer werden die Abstände zwischen den einzelnen Positionen in der Punktetabelle. Im Schnitt muss Piastri acht Zähler pro Wochenende gutmachen.












