Die elf Rennställe, die in der Formel-1-Saison 2026 an den Start gehen, befinden sich aktuell in der kürzesten Winterpause aller Zeiten. Bis weit in den Dezember wurde noch um WM-Punkte gekämpft. Dazu gab es einen anstrengenden Nachschlag in Form des Pirelli-Reifentests in Abu Dhabi. Und schon Ende Januar geht der Spaß mit den ersten Testrunden in Barcelona von Neuem los.
Der katalanische Grand-Prix-Kurs ist zwar für die komplette Woche reserviert, fahren darf aber jedes Team nur an drei von fünf Tagen. Wann genau die einzelnen Neuwagen ihre ersten Runden drehen, steht noch nicht fest. Es ist davon auszugehen, dass viele Teams den Rhythmus 1-3-5 wählen werden, um immer einen Tag Pause zum Datenstudium und für Modifikationen zu nutzen.
Wer zu spät dran ist mit der Produktion, oder sein Auto nicht zu früh der Konkurrenz präsentieren will, könnte aber auch die letzten drei Tage der Testwoche nutzen. Bei Williams sind Verspätungen dieses Mal keine Option. In der Vergangenheit hatte das Traditionsteam aus Grove sein neues Auto häufig erst auf den letzten Drücker fertiggestellt, was meistens zu einem schlechten Saisonstart führte.

James Vowles hofft, dass sich der Frühstart für Williams auszahlt.
Williams schon Anfang Januar fertig
Dieses Mal hat Teamchef James Vowles besonders auf die Tube gedrückt. "Das ganze Auto muss Anfang Januar für den VTT-Prüfstand zur Verfügung stehen", verriet der Engländer im Interview mit auto motor und sport. "Wir werden wohl das erste Team sein, das so früh damit anfängt. Wir wollen nicht wieder auf dem falschen Fuß erwischt werden, so wie es 2023 der Fall war."
Der Prüfstand, von dem Vowles spricht, wird im Fachjargon "Virtual Test Track" (VTT) genannt. Hierbei wird das ganze Monocoque, inklusive Motor, Getriebe und Aufhängungen in eine mechanische Monster-Apparatur eingespannt, die sich um mehrere Grad in alle Richtungen neigen kann. So sollen die Auswirkungen der Fliehkräfte simuliert werden, ohne dass sich das Auto von der Stelle bewegt.
Während der Rennwagen über Quer- und Längsachse hin- und herkippt, läuft der Antriebsstrang auf vollen Touren und spult mehrere virtuelle Renndistanzen ab. Per Computer werden die Daten der einzelnen Strecken einprogrammiert. Die Software gibt dann selbstständig Gas und wechselt die Gänge. Hydraulikstempel unter den Aufhängungen simulieren dazu noch die Schläge von Randsteinen und Bodenwellen auf das ganze Chassis.

In der Fabrik in Grove wurde in den vergangenen Jahren viel in die Infrastruktur investiert.
Erst Filmtag, dann Barcelona-Test
Die ersten Monocoques sind bei Williams längst fertig. Die Produktion für die restlichen Teile, die für die ersten Einsätze gebraucht werden, läuft laut Vowles schon seit Wochen auf Hochtouren: "Nach den VTT-Tests werden wir wahrscheinlich noch einen Filmtag einlegen, bevor es mit den drei Testtagen von Barcelona losgeht", gibt der gelernte Ingenieur zu Protokoll.
Bei den sogenannten Filmtagen ist die Kilometerzahl begrenzt (200 km) und die Autos dürfen nur auf speziellen "Demo"-Reifen fahren, die in ihrem Grip- und Verschleiß-Verhalten nicht mit den richtigen Rennreifen vergleichbar sind. Dennoch lassen sich für Piloten und Ingenieure schon erste Eindrücke und Daten sammeln. Und natürlich erkennen die Techniker auch, ob alle Systeme so funktionieren, wie sie sollen.
Ein früher Start hat natürlich den Vorteil, dass man einen Puffer bekommt, um auf mögliche Verzögerungen in der Produktion oder auf Probleme bei den Prüfstandsläufen zu reagieren. Auf der anderen Seite verzichten die Designer damit aber auch auf Zeit für die Entwicklung, wenn sie ihre Entwürfe vorzeitig in die Produktion geben müssen.
Vowles nimmt diesen Nachteil gerne in Kauf: "Mit den paar Wochen, die wir früher fertig sind, werfen wir vielleicht ein bisschen was an Performance weg, aber wir stellen damit sicher, dass es keine Verzögerungen im Programm gibt. Das ist für uns als Williams momentan sehr wichtig." Beim Auftakt in Melbourne und den ersten Rennen danach werden wir spätestens sehen, ob diese Taktik aufgeht.












