Warum war Norris so viel schneller als Piastri?
Fast das ganze Jahr fahren die McLaren-Piloten Lando Norris und Oscar Piastri nahezu auf Augenhöhe. In Mexiko ereignete sich ein völlig anderes Bild. Norris dominierte ab dem Samstag (26.10.) die Konkurrenz und auch Piastri. "Das war sowas von überzeugend. Von Anfang des Wochenendes hat Lando es geschafft, das Potenzial des Autos zu nutzen", lobte Teamchef Andrea Stella den Sieger. Mit dem sechsten Saison-Erfolg und dem fünften Platz von Teamkollege Piastri führt Norris in der WM-Tabelle nun mit einem Punkt Vorsprung vor Piastri. "Mein Fokus bleibt unverändert, ich werde genau so weitermachen!"
Piastri hingegen kam in Mexiko nicht zurecht. "Nach dem Qualifying haben wir mit Oscar analysiert, was er besser machen kann, wenn die Strecke wenig Grip bietet. Damit kann Lando besser umgehen. Im Rennen hat das bei Oscar funktioniert, aber leider steckte er fast das ganze Rennen im Verkehr fest." Von P7 gestartet verlor er zunächst zwei Positionen. Später steckte er hinter den Mercedes. Der zweite Stopp in Runde 47 sollte das entzerren. "Wir wollten Oscar freie Fahrt ermöglichen. Hätten wir nicht gestoppt, wäre Russell draußengeblieben. Bis auf Lando und Leclerc kamen alle rein, um den Gegner zu covern."
Piastri wirkte nach dem Rennen ratlos: "Ich musste die letzten Wochenenden einfach ganz anders fahren, oder ich bin nicht anders gefahren, obwohl ich es hätte tun sollen. Das war etwas seltsam, sich daran zu gewöhnen." Der Australier reist erstmals seit dem GP von Saudi-Arabien (20.4.) nicht als WM-Leader zum nächsten Rennen.
Wieso hatte Verstappen auf den Medium gesetzt?
Weiterhin im Titelkampf ist Max Verstappen. Der Champion wurde Dritter. Damit hatte er nach dem Qualifying nicht gerechnet. "Ich habe zu Max gesagt, dass er positiv bleiben muss", erzählte Red-Bull-Sportchef Helmut Marko. Die Strategen schickten ihren Star auf dem Medium-Reifen ins Rennen. Der war die Achillesferse des RB21: "Mit dem kamen wir nicht zurecht. Aber im Rennen mit mehr Gewicht an Bord lief es dann besser, weil das Auto weniger in den S-Kurven aufsetzte", erklärte Marko.
Aggressiv schoss Verstappen von P5 kommend auf die erste Kurve zu, dann ging ihm neben den Ferrari und Norris der Platz aus. Er wich über das Gras aus und gab anschließend die Plätze wieder zurück, nur George Russell durfte nicht vorbei, den er beim Run zu T1 kassiert hatte.
Der Mercedes-Mann motzte, aber die Rennleitung blieb tatenlos. In Runde 6 attackierte Verstappen Lewis Hamilton vor Turn 1 und rumpelte seinem alten Rivalen auf das rechte Vorderrad, in Kurve 2 kürzte Verstappen erneut ab und verteidigte sich vor T4 gegen Hamilton, der dann selbst über die Wiese rodelte. Das Gerangel kostete Verstappen einen Platz an Oliver Bearman.
Die Rennleitung untersuchte sowohl die Kollision mit Hamilton als auch das Abkürzen. Beide Male erhielt er den Freispruch.
Als die Gegner alle von ihrem Soft auf den Medium-Reifen gewechselt waren, spülte es den 28-Jährigen nach vorne, ehe er in Runde 38 den Soft aufziehen ließ. Dann machte Verstappen Tempo und zwang seine Gegner zum zweiten Stopp. "Sein Stint war unglaublich", lobte Teamchef Laurent Mekies seinen Fahrer. Sukzessive fraß er den Vorsprung Leclercs auf, ein Angriff im vorletzten Umlauf reichte aber nicht, um den Ferrari zu knacken. Die VSC-Phase kurz darauf kostete vermutlich Platz 2. "Das sind drei Punkte, die am Ende fehlen können", seufzte Marko. 36 Zähler Rückstand weist Verstappen auf Norris nun auf, vier Punkte machte er auf P1 in Mexiko wett. "Ich habe vor dem Wochenende gesagt, es muss alles perfekt laufen und hier lief nicht alles perfekt", sagte Verstappen zu seinen WM-Chancen.

Wie in alten Zeiten: Max Verstappen und Lewis Hamilton bekämpften sich. Letzterer wurde bestraft.
War die Strafe gegen Hamilton gerechtfertigt?
Trotz des zweiten Platzes von Charles Leclerc, hatte man sich bei Ferrari nach dem Qualifying mehr erhofft. Zumindest konnte man die Plätze 2 und 3 nach Kurve 1 halten. Wobei Leclerc wie Verstappen Rasenmäher spielte.
Das Tête-à-tête mit Verstappen sorgte für Ärger. Der Rekordsieger erhielt für das Abkürzen in T4 eine 10-Sekunden-Strafe: "Dass er eine Strafe bekommt, war zu erwarten. Aber zehn Sekunden sind viel zu hart, fünf hätten es auch getan", wurde Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur deutlich. "Das hat ihn fünf Plätze gekostet, vor allem: Verstappen wurde gar nicht berücksichtigt und er war der Auslöser." Sein Pilot pflichtete ihm bei: "Ich bin der Einzige, der bestraft wird." Mehr als P8 war für Hamilton nicht mehr drin.

Mercedes-Pilot George Russell steckte hinter Teamkollege Andrea Kimi Antonelli fest und schimpfte am Funk.
Weshalb gab es bei Mercedes Stress am Funk?
Ärger gab es auch bei Mercedes. Schon zu Beginn des Rennens war Russell wegen Verstappens Abkürzen geladen, später wurde es dann am Funk richtig würzig.
Der Engländer hatte nach dem Zweikampf zwischen Verstappen und Hamilton zwei Plätze verloren, weil er Verstappen ausweichen musste. Hinter Teamkollege Andrea Kimi Antonelli fühlte er sich aufgehalten und bedrängt von Piastri. "Ich habe einen McLaren hinter mir. Lasst ihr mich durch?" Aber das Team wiegelte ab. Später legte Russell nach: "Ich habe ein verdammtes Auto an meinem Hintern! Ein Auto, das viel schneller ist!" Erst dann reagierte Mercedes und ließ ihn durch.
Das Team erklärte später, dass es so lange wartete, weil jeder seine Reifen unterschiedlich managte und man zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, ob Russell wirklich schneller wäre. Als der 27-Jährige dann vorbei war, kam die Ernüchterung: "Wir haben schnell gesehen, dass Oliver Bearman schneller war", erkannten die Strategen. Als Piastri vorbei war, tauschten die Fahrer wieder die Positionen.

Haas-Teamchef Ayao Komatsu (links) jubelte mit Oliver Bearman (rechts) über Platz vier.
Wie gelang Oliver Bearman der vierte Platz?
Sensationeller Vierter wurde Oliver Bearman. Der Brite schob sich auf P6 beim Start und profitierte ebenfalls von der Verstappen-Hamilton-Kollision.
Teamchef Ayao Komatsu jubelte über seine Truppe: "Wenn wir gegen die Top-Autos kämpfen, dann ist das perfekt für uns. Entscheidend war, dass wir ihn reingeholt haben, als alle zum zweiten Mal stoppten. Da hatten wir 20 Sekunden Zeit für die Entscheidung." Mehr als P4 war nicht möglich: "Verstappen hätten wir nicht halten können", war sich Komatsu sicher.

Carlos Sainz löste die VSC-Phase kurz vor Rennende aus.
War die VSC-Phase am Ende des Rennens nötig?
Bearman hatte auch Glück. Kurz vor Schluss hing ihm Piastri im Heck. Aber die VSC-Phase rettete ihn wie Leclerc. Der Williams-Pilot war im Stadion ausgerollt. Das Auto konnte nicht sofort weggeschoben werden, weil es rauchte. Wäre Sainz fünf Meter weiter gerollt, hätte man das VSC nicht verhängen müssen.
Wieso rannten Marshals über die Rennstrecke?
Für einen Schreckmoment sorgten zwei Marshals zu Rennbeginn. Nachdem Liam Lawson wegen einer Kollision beim Start zum Not-Stopp an die Box gefahren war, wollten die Marshals die Teile nach T1 beseitigen. Als Lawson angeschossen kam, überfuhr er sie fast: "Ich hätte sie töten können", war Lawson entsetzt. Laut FIA hätten die Marshals auf das Passieren Lawson warten sollen.
Beim Weltverband war man sich nicht sicher, ob das an einem kommunikativen Missverständnis lag. Die TV-Bilder sendete man im Worldfeed nicht.












