Überhitzungsdrama in bei Ferrari: Was lief da mit der Kühlung schief?

Überhitzungsdrama bei Ferrari
Was lief da mit der Kühlung schief?

GP Singapur 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 07.10.2025
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Frédéric Vasseur hatte schon kurz nach seinem Amtsantritt eine neue Philosophie angekündigt. Ferrari müsse seiner Meinung nach häufiger ins Risiko gehen. Seine Ingenieure sollten sich dabei wohlfühlen, die Limits regelmäßig bis aufs Äußerste auszureizen. So wie es auch bei Red Bull der Fall ist. Doch manchmal geht die aggressive Grundeinstellung nach hinten los.

In Shanghai wurden beide Fahrer disqualifiziert. Das Auto von Charles Leclerc brachte nicht das nötige Gewicht auf die Waage. Bei Lewis Hamilton war es eine zu stark abgewetzte Unterboden-Planke, die ihn aus der Wertung warf. In Budapest drohte Leclerc nach Vermutung vieler Experten das gleiche Schicksal. Eine andere plausible Erklärung für den massiven Pace-Verlust im letzten Stint gibt es nicht. Ferrari selbst hatte das Rätsel nie aufgeklärt.

In Singapur schoss die Scuderia wieder über das Ziel hinaus. Beim Thema Kühlung unterschätzten die Techniker massiv die Auswirkungen des Fahrens im Verkehr. "Wir haben schon nach zwei oder drei Runden gemerkt, dass eine Überhitzung droht. Die Fahrer mussten darauf mit Lift-and-Coast reagieren", ärgerte sich Vasseur.

Ferrari auf dem falschen Fuß erwischt

Nach Aussage des Teamchefs waren sich die Ingenieure der speziellen Kühlthematik in Singapur bewusst. Dass die Probleme im Rennen dann so gravierend auftraten, kam umso überraschender. Leclerc berichtete, dass er den Fuß in einigen Kurven schon bis zu 200 Meter vor dem eigentlichen Bremspunkt vom Gas nehmen musste.

"Da ging natürlich viel Rundenzeit verloren", erzählte der Pilot nach dem Rennen sichtlich enttäuscht. "Ich möchte aber nicht alles darauf schieben. Das ist eine Strecke, wo jeder die Pace managen muss. Offenbar war das bei Lewis und mir mehr der Fall als bei den anderen. Dafür haben wir den Preis bezahlt." Bei Hamilton explodierte zwei Runden vor Schluss die Bremse. Leclerc hielt die Hitze etwas erfolgreicher unter Kontrolle.

Vasseur mutmaßte, dass die fehlenden Longruns im zweiten Training zum Renndrama beigetragen haben könnten. Viele Zwischenfälle und Unterbrechungen verhinderten, dass die Ingenieure Daten zum Fahren über längere Distanzen sammeln konnten. Die anderen Teams schafften es aber auch unter diesen erschwerten Bedingungen, den Kühlbedarf richtig zu kalkulieren.

Ferrari - Formel 1 - GP Singapur 2025
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Wie gut war Ferrari wirklich?

Wie viel des großen Rückstands auf das Temperaturproblem zurückzuführen ist, lässt sich schwer beziffern. "So zu fahren, ist für die Piloten nicht einfach", erklärte Vasseur. "Sie müssen jede Runde ihre Bremspunkte anpassen. Die Bremsbalance muss ständig verstellt werden. Da verliert man nicht nur ein bisschen Zeit am Ende der Geraden. Schon im Qualifying fuhr Ferrari den anderen drei Top-Teams hinterher. Man habe nicht alles aus dem Auto herausgeholt, lautete die offizielle Lesart.

Die schnellste Rennrunde von Lewis Hamilton auf Soft-Reifen sei nach Ansicht von Vasseur aber auch nicht repräsentativ gewesen. In den kurzen Momenten ohne Verkehr und Pace-Management schien man das Tempo der Spitze aber einigermaßen mitgehen zu können: "Wenn wir mal frei gefahren sind, war die Pace ordentlich. Leider waren wir 95 Prozent des Rennens gehandicapt", schüttelte der Franzose mit dem Kopf.

Frederic Vasseur - Ferrari - Formel 1 - GP Singapur 2025
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Vize-Titel gerät außer Reichweite

Im Kampf um die Vizeweltmeisterschaft ist Ferrari nun deutlich hinter Mercedes zurückgefallen. Auch Red Bull sammelte mehr Zähler und liegt nur noch acht WM-Punkte entfernt. Für den Blick auf die Tabelle hat Vasseur aktuell aber keine Muße: "Wir müssen beim nächsten Rennen erst einmal die Probleme in den Griff bekommen. Dann können wir vielleicht wieder über den Kampf um Platz zwei sprechen."

Nach dem Texas-Grand-Prix in Austin wartet mit Mexico-City erneut ein Rennen, bei dem Überhitzungsgefahr droht. Die dünne Höhenluft sorgt dafür, dass die Kühlung der Autos nicht so effizient funktioniert wie auf Meereshöhe. Muss Ferrari hier noch einmal neue Teile nachlegen?

Leclerc macht sich nur wenig Hoffnung, dass es in den letzten sechs Rennen noch zur gleichen Endplatzierung wie im Vorjahr reicht: "Wir sind jetzt nur noch das viertschnellste Team – mit einem klaren Abstand hinter den ersten Drei. Mercedes hat in Singapur einen Schritt gemacht, der Red Bull schon in Monza gelungen ist."

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