Zwischenzeitlich sah es so aus, als könnte der GP Niederlande eine Schlaftablette werden. Doch der Start nach der Sommerpause bot Drama pur. Gleich drei Safety Car-Phasen prägten das Rennen. Zum einen war Ferrari im Pech. Lewis Hamilton und Charles Leclerc schieden beide nach Unfällen in der Steilkurve aus. Die dritte Safety Car-Phase ging auf das Konto von Lando Norris, der sieben Runden vor Schluss Rauch aus dem Cockpit meldete und kurz darauf ausrollte. Ein Ölleck war das Problem.
Dabei hätte es ein souveräner Doppelsieg für McLaren werden können. Es wäre der fünfte in Folge gewesen. Bis dahin sah alles danach aus, dass Oscar Piastri das interne Duell für sich entscheidet. Wobei Norris vor dem Defekt bis auf 1,8 Sekunden an ihn rankam, der Abstand aber zementiert erschien. Der Budapest-Sieger kam während des Rennens immer wieder bis auf etwas über eine Sekunde an Piastri ran, doch einen echten Angriff gab es nie. Auch die beiden Restarts nach den ersten beiden Safety Car-Phasen entschied der Australier souverän für sich.
Bereits am Start verlor Norris einen Platz gegen Max Verstappen, der mit den weichen Reifen einen Vorteil hatte, konnte sich aber in Runde 9 gegen den Red Bull-Pilot durchsetzen und machte sich fortan daran, seinen Teamkollegen einzuholen. Bis zum jähen Ende in Runde 65. Piastri wiederum zeigte bereits mit einem guten Start seine Klasse, bei dem er Verstappen gekonnt abwehrte. Verstappen verbremste sich später im Duell mit Norris, verlor beinahe das Auto, aber zauberte einmal mehr am Lenkrad. Piastri führt mit sieben Siegen die WM nun mit 34 Punkten Vorsprung vor Norris an.
"Es war für Lando am Ende unglaublich unglücklich."
Verstappen happy mit Platz zwei
"Ich habe das Rennen kontrolliert, als es nötig war, und natürlich war es für Lando am Ende unglaublich unglücklich", sagte er. "Das war ein etwas anderes Rennen als vor 12 Monaten, daher bin ich sehr zufrieden mit all der Arbeit, die wir geleistet haben, um uns hier zu verbessern, und sehr zufrieden, dass ich gewonnen habe."
Nach dem Ausscheiden von Norris fuhr Verstappen den zweiten Platz sicher nach Hause, für einen Angriff auf Piastri reichte es trotz der weicheren Reifen im Vergleich zu Piastri nicht. "Es war nicht einfach. Ich habe zu Beginn alles gegeben, um nach vorne zu kommen", sagte Verstappen. "In Kurve 2 gab es einen kleinen Zwischenfall, aber danach mussten wir einfach unser eigenes Rennen fahren. Leider hatten wir nicht das Tempo der McLarens. Wir hatten etwas Glück, dass einer ausgeschieden ist. Insgesamt ist es ein großartiges Ergebnis, hier auf dem Podium zu stehen. Der zweite Platz ist meiner Meinung nach eine wirklich gute Leistung für uns."
Hadjar jubelt auf dem Podium
Die eigentliche Sensation ist Isack Hadjar auf dem Podium. Mit Platz vier erreichte er bereits seine beste Startposition in dieser Saison. Dazu kam ein sauberes Rennen und damit der erste Podiumsplatz für den Toro Rosso-Piloten. "Es fühlt sich ein bisschen unwirklich an", sagte er. "Am meisten überrascht hat mich, dass ich den vierten Platz während des gesamten Rennens halten konnte. Wir haben von Landos Ausfall profitiert, aber wir haben keine Fehler gemacht. Das Auto lag das ganze Wochenende über perfekt auf der Strecke, und ich bin sehr zufrieden mit mir, weil ich das Maximum aus meinen Möglichkeiten herausgeholt, keine Fehler gemacht und einen Podiumsplatz erreicht habe."

Isack Hadjar freute sich über den ersten Podiumsplatz.
Dahinter reihte sich George Russell im Mercedes auf Rang vier vor Alex Albon im Williams und Oliver Bearman mit einem sensationellen sechsten Rang ein. Eine irre Leistung, wenn man bedenkt, dass der Haas-Pilot aus der Boxengasse gestartet war. Es ist das beste Resultat seiner Karriere. Haas setzte als einziges Team auf eine Einstopp-Taktik, die sich am Ende bewährte.
Auch Aston Martin hatte Grund zum Jubeln. Die beiden grünen Autos fuhren mit Fernando Alonso und Lance Stroll noch auf Rang sieben und acht in die Punkte. Neunter wurde Yuki Tsunoda im Red Bull. Den letzten Zähler erbt Ocon für Haas auf Platz zehn.
Das Rennen von Ferrari endet in der Steilkurve
Für Ferrari wurde die Steilkurve zur Schicksalskurve. Zunächst hatte man Pech, weil Leclerc in Runde 23 gerade einen Boxenstopp absolviert hatte und in diesem Moment Teamkollege Lewis Hamilton bei leicht einsetzendem Regen das Auto in der Steilkurve auf dem rutschigen bemalten Teil verlor. Daraufhin nutzte die Mehrheit, die noch nicht an der Box war, die Safety Car-Phase für den ersten Stopp. Ausgerechnet der Teamkollege hatte Leclerc damit unfreiwillig ein Ei gelegt. Nach dem Rennen kam es noch dicker für Hamilton: Weil er die vom Rennleiter aufgrund der Streckencharakteristik angeordneten doppelt gelben Flaggen in der letzten Kurve auf dem Weg zum Startplatz nicht ausreichend beachtete, bekam er eine Startplatzstrafe von 5 Plätzen für Monza aufgebrummt.

Charles Leclerc stiegt aus einem völlig zerstörten Ferrari aus.
Leclerc sollte es später selbst an derselben Stelle erwischen. In Runde 52 kam er nach seinem Stopp wieder auf die Strecke und wurde von Kimi Antonelli in der Steilkurve getroffen. Daraufhin krachte er in die Streckenbegrenzung und musste den Ferrari abstellen. Antonelli bekam dafür zehn Sekunden aufgebrummt und musste obendrein noch fünf Sekunden für das Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit in der Boxengasse schlucken. Er rutschte auf Platz 16 ab. Für Leclerc war es bereits die zweite Begegnung mit einem Mercedes. Zuvor legte sich Leclerc mit Russell im Kampf um Platz fünf an. Leclerc ging vorbei. Die Szene wird noch untersucht. Sauber ging leer aus. Und das zum ersten Mal seit sechs Rennen. Nico Hülkenberg wurde 14. und Gabriel Bortoleto landete dahinter auf 15.












