Zwanzig Punkte. 21 Millionen US-Dollar. Das ist der Unterschied zwischen Platz sechs und Rang neun. Im Moment führt Toro Rosso die Rangliste mit 82 Punkten vor Aston Martin (72), Haas (70) und Sauber (62) an. Auch wenn Red Bulls Schwesterteam die meisten Punkte aus São Paulo entführte: Das Momentum liegt bei Haas. Der US-Rennstall hat 24 Punkte aus den letzten drei Rennen geholt, mehr als jeder Mitbewerber.
Das ist kein Zufall. In Austin präsentierte Haas sein letztes Upgrade. Aston Martin stellte nach dem GP Belgien die Arbeit am 2025er-Auto ein, Toro Rosso nach Monza und Sauber schon ab Silverstone. Da die drei Teams selten durch mehr als zwei Zehntel getrennt sind, kann der letzte Entwicklungsschritt zum Joker werden. Wenn er funktioniert.
Und bei Haas hat das Upgrade eingeschlagen. Die Entwicklungsstufe in Silverstone transformierte die Charakteristik des VF-25. Weg von Abtriebs-Rekordwerten, hin zu mehr Fahrbarkeit. Der neue Unterboden in Austin veränderte die Balance. Das Untersteuern in langsamen Kurven wurde reduziert, die Stabilität im Heck in schnellen Kurven erhöht. "Wir haben eine bessere Balance zwischen langsam und schnell gefunden", bestätigt Teamchef Ayao Komatsu.
US-Team schielt auf Rang sechs
Haas redet zwar nicht über den sechsten Platz, aber er ist das unausgesprochene Ziel. Technikchef Andrea de Zordo erinnert. "Wir haben in den letzten beiden Jahren immer Punkte am Saisonende abgegeben. Das sollte uns diesmal nicht mehr passieren." Auch wenn das US-Team damit Ende August noch ein bisschen Windkanalzeit für 2026 geopfert hat, war der Schritt wichtig. "Er zeigt uns, dass wir ein gutes Konzept weiter entwickeln und mit den anderen mithalten können", lobt Komatsu seine Truppe.
Auch anderen Teamchefs fallen die Qualitäten des Haas VF-25 auf. "Wenn sie tief fahren können, sind die Haas in den langsamen Kurven so schnell wie die Top-Autos", staunt Andrea Stella von McLaren. Dazu kommt eine gute Bremsstabilität und eine exzellente Traktion. Die Verluste in den schnellen Kurven sind seit dem Upgrade geringer geworden.
Nur Bearman profitiert vom Upgrade
Das Problem von Haas ist, dass die Fortschritte beim Auto jetzt nur bei Oliver Bearman angekommen sind. Esteban Ocon tut sich plötzlich schwer, das Maximum aus seinem Auto herauszuholen. Von den 24 Punkten gingen nur zwei auf sein Konto. Der Franzose klagt über eine Instabilität bei schnellen Richtungswechseln.
Wenn Haas Toro Rosso und Aston Martin noch einholen will, sollten beide Fahrer punkten. So wie bei Toro Rosso in Brasilien. Aston Martin ist zwar auch nur ein Einmann-Team, "aber bei Fernando musst du immer mit einer Sternstunde rechnen", fürchtet Komatsu. Sein Problem ist, dass Bearman mit neun Strafpunkten nun wieder nah an einer Rennsperre liegt. Und die nächsten Sünder-Punkte wird er nicht so schnell los.

Oliver Bearman ist mittlerweile der zuverlässige Punktelieferant bei Haas.
Haas-Strategie für freie Fahrt
Wenigstens auf sein Strategie-Team kann sich der Haas-Teamchef verlassen. Bearmans Boxenstopps in den Runden 17 und 42 waren so getimt, dass der Engländer meistens in sauberer Luft fahren und damit Tempo machen und Reifen schonen konnte. Nur nach dem zweiten Stopp musste er einmal sieben Runden lang durch den Verkehr.
Das brachte ihm die entscheidende Luft gegenüber den Einstoppern Liam Lawson und Nico Hülkenberg. Die hofften mit ihrer alternativen Taktik auf den gleichen Effekt, erreichten aber genau das Gegenteil. Hülkenberg verlor im ersten Stint viel Zeit hinter Alexander Albon. Bei freier Fahrt hätte er Bearman gefährlich werden können.
Komatsu will sich nicht nur auf den technischen Vorteil seines Autos verlassen. Im Kampf um Platz sechs zählt jetzt auch die Exekution an der Strecke. Und da läuft es nach dem Geschmack des Japaners nicht immer nach Maß. Auch in Brasilien dauerte es zu lange, bis eine gute Fahrzeugabstimmung gefunden war. Im Sprint spielten die Haas noch keine Rolle.












