Sieben Niederlagen in Folge: Hat Nico Hülkenberg ein Quali-Problem?

Sieben Niederlagen in Folge
Hat Nico Hülkenberg ein Quali-Problem?

GP Aserbaidschan 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 23.09.2025
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In der Gesamtbilanz wird Nico Hülkenberg sicher zufrieden auf das Jahr 2025 zurückblicken. Nach 17 Rennen hat der Routinier schon 37 WM-Punkte auf seinem Konto. Das reicht für einen starken zehnten Platz in der Fahrerwertung. Das erste Podium in Silverstone werden er und seine Fans so schnell nicht vergessen. Dabei hatte man nach Bekanntgabe des Wechsels zu Sauber eigentlich erwartet, dass Hülkenberg erst einmal kleinere Brötchen backen muss.

Doch zusammen mit seiner Neuverpflichtung schaffte der Schweizer Rennstall den Sprung raus aus dem Tabellenkeller ins Mittelfeld. Zwischenzeitlich raste das Traditionsteam nach vorne bis auf Rang sechs im Konstrukteurspokal. Aktuell ist es immer noch ein ordentlicher achter Platz, den man vor allem Hülkenberg zu verdanken hat. Teamkollege Gabriel Bortoleto trug mit 16 Zählern nicht einmal die Hälfte der Ausbeute bei.

Läuft also alles gut bei Hülkenberg – könnte man meinen. Doch ein kleiner Schatten trübt die ansonsten so glänzende Bilanz. Im Qualifying läuft aktuell nicht viel zusammen. Dabei galt der Kampf gegen die Uhr immer als die Spezialdisziplin des 38-Jährigen. In den letzten beiden Jahren bei Haas schaffte der Blondschopf – mit teilweise deutlich schlechterem Material – insgesamt 19 Mal den Q3-Einzug. Diese Saison wartet Hülkenberg noch auf einen Startplatz in der vorderen Hälfte der Aufstellung.

Kleinigkeiten machen den Unterschied

Eine befriedigende Antwort für den Grund kann der Pilot selbst nicht geben: "Unser Auto ist auf eine Runde sicher nicht so stark wie über die Renndistanz. Mir fehlt am absoluten Limit etwas das Vertrauen. Da fühle ich mich noch nicht ganz so wohl. Und dann war es auch oft so, dass im engen Mittelfeld nur wenige Hundertstel gefehlt haben, um in die nächste Runde einzuziehen oder ein paar Plätze weiter vorne zu stehen."

Dass der Sauber im Grenzbereich trotz des Barcelona-Upgrades noch etwas zickig ist, berichten beide Fahrer. Dass Hülkenberg von Bortoleto in 17 Quali-Sessions schon elf Mal geschlagen wurde, erklärt das aber nicht. Beide kämpfen mit dem gleichen Material. Man hätte von einem erfahrenen Piloten wie Hülkenberg eigentlich erwartet, dass er ein schwieriges Auto eher besser beherrscht als sein junger Teamkollege. In letzter Zeit verlief das Duell jedoch sehr einseitig. Bortoleto gewann den internen Vergleich sieben Mal in Folge.

Das sah zu Beginn der Saison noch ganz anders aus. Bei den ersten fünf Rennen hatte Hülkenberg vier Mal die Nase vorne. Danach kippte die Bilanz mit nur noch zwei Siegen in den letzten zwölf Quali-Sessions. Langsam sollte die Trendwende eingeleitet werden. In der heutigen Zeit, wo der DRS-Effekt durch schrumpfende Heckflügel immer schwächer wird und haltbare Pirelli-Reifen kaum Strategie-Alternativen zulassen, sind größere Aufholjagden eine Seltenheit.

Nico Hülkenberg - Sauber - GP Ungarn 2025
Guido de Bortoli via Getty Images

Kein grundlegendes Problem

Da muss man fast schon den Hut ziehen, dass Hülkenberg trotz der regelmäßigen Hypothek am Start die bereits erwähnte Punkteausbeute erzielen konnte. In Sachen Rennpace hat der 243-fache Grand-Prix-Teilnehmer sicher nichts von seiner Qualität eingebüßt. Wenn da nur die statistische Anomalie im Qualifying nicht wäre, die den Piloten sicher selbst am meisten nervt.

In Baku haben wir Teamchef Jonathan Wheatley gefragt, ob er eine Antwort auf die Frage hat, warum es an den Samstagen bei Hülkenberg nicht so klappt wie erwartet. "Diese Frage wird mir in letzter Zeit häufiger gestellt", gibt der Engländer zu. "Ich selbst glaube aber nicht, dass es hier ein grundlegendes Problem gibt. Nico ist ein sehr erfahrener und extrem schneller Pilot. In vielen Fällen haben nur Tausendstel oder Hundertstel den Ausschlag gegeben. Es hat nie viel Zeit gefehlt."

Wheatley glaubt, dass schon bald keiner mehr über eine vermeintliche Qualifying-Krise reden wird: "Wir haben ja auch lange darüber gesprochen, dass Nico nie auf dem Podium stand, und das Thema ist jetzt abgehakt. Ich glaube, das mit dem Qualifying ist nur eine Phase. Ich sehe da kein großes Problem, das Nico bewältigen muss. Er muss es einfach nochmal zusammenbekommen."

Neue Strecken für Bortoleto

In Baku platzte der Knoten leider noch nicht: "Da ist er im dritten Training eine starke Runde gefahren, die ihm eigentlich Selbstvertrauen gab", erzählt Wheatley. "Doch der Mauerkontakt im Q1 sorgte dann dafür, dass er für den nächsten Run keine Referenz hatte. Wenn man heute im Qualifying Erfolg haben will, muss man direkt einen guten ersten Versuch hinlegen und sich danach Schritt für Schritt steigern."

Der Sauber-Teamchef gibt auch zu bedenken, dass es Hülkenberg im teaminternen Duell mit einem harten Gegner zu tun bekommt: "Gabriel ist auch ein schneller Fahrer. Wenn einer von beiden eine fehlerfreie Runde abliefert, dann gewinnt er das Duell. Auf den Strecken, die er schon gut kannte und auf denen er sich wohlfühlte, hat Gabriel zuletzt abgeliefert."

Mit Singapur, Austin, Mexiko, São Paulo und Las Vegas warten jetzt aber Strecken im Kalender, die Bortoleto noch nicht kennt. Da sollte Hülkenberg die Niederlagenserie hoffentlich beenden. Wie man hört, ist Bortoleto aber ein guter Schüler, der schnell lernt und sich bei seinem erfahrenen Teamkollegen auch gerne mal was abschaut. So etwas zählt bekanntlich auch zu den Qualitäten eines erfolgreichen Rennfahrers.

Fazit