Das letzte Rennen der Saison ist noch zwei Tage entfernt, aber schon werden sämtliche Szenarien durchgespielt, was auf den 58 Runden passieren könnte. Die Ausgangssituation ist klar: McLaren hat mit Lando Norris und Oscar Piastri noch zwei heiße Eisen im Feuer. Max Verstappen ist auf sich alleine gestellt. Die Frage lautet, ob die beiden Papaya-Piloten im Ernstfall gemeinsame Sache machen oder ob jeder nur auf sich selbst schaut.
Laut McLaren-Boss Zak Brown hat sich an der Herangehensweise nichts geändert: "Solange beide Fahrer eine Chance haben, die Meisterschaft zu gewinnen, was aktuell noch der Fall ist, werden wir nach Business as usual vorgehen. Beide dürfen ihr eigenes Rennen fahren und gegeneinander kämpfen."
Es könnte aber auch zu der Konstellation kommen, dass Piastri durch die Reihenfolge im Rennen praktisch alle Möglichkeiten auf den Titelgewinn verliert – zum Beispiel, wenn Verstappen weit in Führung liegt. Dann ist man am McLaren-Kommandostand vorbereitet, zur Not in das Geschehen einzugreifen.
Rennverlauf entscheidet über Stallregie
"Da werden wir einen pragmatischen und realistischen Ansatz wählen. Es kommt auf den Rennverlauf an. Wenn ein Fahrer eine deutlich höhere Chance hat als der andere, dann werden wir schauen, was wir machen können, um diesen Fahrer nach vorne zu bekommen. Wir wollen als Team schließlich auch die Fahrer-Weltmeisterschaft gewinnen."
Laut Brown ist das keine Abkehr vom bisherigen Vorgehen: "Bei unseren Papaya-Regeln ging es darum, beiden Fahrern die gleiche Möglichkeit zu geben, die Meisterschaft zu gewinnen. Aber je nachdem, wie sich das Rennen entwickelt, wird irgendwann klar, dass es nicht beide schaffen können. Dann werden wir nach dem besten Interesse des Teams handeln, um den Fahrertitel zu sichern."
Man wolle die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Schließlich ist die letzte Fahrerkrone schon 17 Jahre her. 2008 holte Lewis Hamilton den letzten Meisterpokal nach Woking. "Wir werden nach normalem Menschenverstand handeln. Wir werden die Fahrer-WM nicht wegwerfen, nur weil es um einen sechsten oder siebten Platz, einen dritten oder vierten Platz oder einen fünften oder sechsten Platz geht, wenn einer von beiden eine Chance hat."

Unterstützen sich die beiden McLaren-Fahrer gegenseitig, um McLaren den Fahrer-Titel zu sichern?
Keine Abkehr von den Papaya-Regeln
In der Pressekonferenz am Donnerstag wollte Piastri noch keine Aussage dazu treffen, ob er seinem Teamkollegen im Notfall helfen will. Norris seinerseits wollte die Hilfe auch nicht offensiv einfordern. Das scheint dann aber der Kommandostand zu übernehmen, wenn es die Situation erfordert.
"Wir machen alles in enger Abstimmung mit den Fahrern, damit sie wissen, mit welchem Plan wir in dieses Wochenende gehen", erklärte Brown. "Wir bleiben unseren Prinzipien treu, die besagen: Wir wollen den Konstrukteurspokal und den Fahrertitel gewinnen. Mal schauen, wie es dann im Rennen läuft!"
Brown betonte, dass die Ankündigung, einen Fahrer im Notfall zurückzupfeifen, keine Änderung der bisherigen Prinzipien darstelle: "Wir vollziehen damit keinen U-Turn. Wir gehen genauso in das Wochenende wie bei allen anderen 23 Rennen zuvor. Das bedeutet, dass wir beiden die gleichen Möglichkeiten bieten. Letztes Jahr war irgendwann klar, dass Lando eine bessere Chance hat, Max noch einzuholen. Oscar war rechnerisch fast draußen. Deshalb haben wir Oscar in Baku gebeten, Lando zu unterstützen. Am Ende hat Oscar dennoch das Rennen gewonnen."












