Mit Nico Hülkenberg gibt es derzeit gerade mal einen deutschen Formel 1-Piloten. Dabei hat Michael Schumacher einen regelrechten Hype ausgelöst, als er damals seine glorreichen Zeiten in der Königsklasse erlebte. Das ging so weit, dass sich plötzlich extrem viele Kinder für den Kartsport begeisterten, deren Eltern davon träumten, den nächsten Formel 1-Weltmeister großzuziehen und die Kartbahn in Kerpen zur Hochburg dieses Phänomens wurde.
Heutzutage ist es weitaus schwieriger, im Kartsport Fuß zu fassen und sich durch den Nachwuchs-Rennserien zu kämpfen. Der Grund: Die Kosten sind explodiert. So mancher Kartfahrer reist mit dem Helikopter an die Strecke und hat Privatlehrer. Andererseits gibt es genug Familien, die für die Kartkarriere des Nachwuchs das eigene Haus verkaufen mussten.
In Deutschland schwächelt der Kartsport generell. Die Starterzahlen sind längst nicht mehr die, die es früher einmal waren. Wer etwas erreichen und international auf sich aufmerksam machen will, muss in Italien antreten. Hier sind auch zahlreiche Karthersteller angesiedelt. Hier waren auch schon Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Robert Kubica, Lando Norris und Co. erfolgreich.

Kimi Antonelli und George Russell stammen aus dem eigenen Nachwuchsprogramm von Mercedes.
250.000 Euro für eine Kartsaison
"Wenn du ein kompetitives Kartprogramm machen willst, dann kostet das 250.000 Euro im Jahr für Zehnjährige", rechnet Mercedes-Teamchef Toto Wolff vor. "In der Formel 4 brauchst du dann schon eher eine Million. Und das geht immer so weiter. Das kann sich heute niemand mehr leisten, wenn es nicht die Unterstützung der Industrie gibt."
Genau daran will Mercedes gemeinsam mit dem ADAC, der unter anderem mit der "Stiftung Sport" und dem ADAC Motorsport Team Germany schon Förderprogramme hat, etwas ändern. "Wir als deutsche Marke würden uns wünschen, dass wir in ein paar Jahren wieder einen Deutschen in der Formel 1 haben, den wir großgezogen haben – so wie Kimi Antonelli oder George Russell", sagt Wolff, der damit auf das bereits bestehende Mercedes-Juniorprogramm verweist.
Mercedes-Förderung als Gamechanger
Der "Gamechanger" soll nun sein, dass Mercedes einem oder mehreren Talenten finanziell unter die Arme greift und sowohl die Kart-Karriere als auch die folgenden Serien auf dem Weg in die Königsklasse finanziert. Die Talente sollen mithilfe des ADAC bereits mit rund 10 Jahren in den verschiedenen Serien gescoutet werden. Dabei will man ein besonderes Auge darauf haben, wer mit welchen Voraussetzungen am Start ist und einen Unterschied machen, ob jemand extrem viel testet und immer das beste Material hat oder große Erfolge mit begrenzten Mitteln erreicht.
Im nächsten Schritt soll es ein Shootout geben, bei dem alle das gleiche Material zur Verfügung haben. Sollte sich dabei ein Talent oder mehrere herausstellen, können sie auf die Unterstützung von Mercedes bauen – vorausgesetzt sie können auf internationalem Niveau mithalten. Noch in diesem Jahr soll das Programm beginnen. Wird niemand geeignetes identifiziert, sucht man im kommenden Jahr erneut.
Wir wollen inspirieren. Und klar machen: Es gibt eine Chance und vielleicht sitzt du eines Tages auch in einem Cockpit von Mercedes-AMG.
Källenius will Signal senden
"Ein zweistelliger Millionenbetrag reicht heute teilweise nicht mehr aus, um da hinzukommen, wo man dann irgendwann hinkommen möchte", erklärt Wolfgang Dürheimer, Vorstandsvorsitzender der ADAC Stiftung Sport. "Normale Familien haben also nicht die finanziellen Ressourcen. Aus diesem Grund fallen in der frühen Auswahl schon all die raus, die finanziell nicht dazu in der Lage sind, auch wenn Talent da ist." Deshalb freut sich die Initiative besonders über die Idee von Mercedes. "Wenn es dieses Talent gibt und wenn es gesichtet wird, dann braucht sich diese Familie keine Sorgen mehr um die finanzielle Finanzierung der Karriere machen."
Was jedoch immer noch eine Hürde bleibt: Um gesichtet zu werden, muss trotzdem das Budget vorhanden sein, um überhaupt an einer Kart-Meisterschaft teilzunehmen. Darüber ist sich auch Wolff bewusst. "Wir sprechen natürlich von einer relativ geringen Anzahl Menschen, die das ausgeben können. Aber das ist die Natur des Motorsports leider. Und für uns ist die Breite einfach zu groß, dass wir uns junge Menschen anschauen, die noch keinen Kontakt mit dem Sport haben."
Für Mercedes-Vorstandsvorsitzenden Ola Källenius ist dennoch das Signal wichtig, dass man sendet. "Wir wollen inspirieren. Und klar machen: Es gibt eine Chance und vielleicht sitzt du eines Tages auch in einem Cockpit von Mercedes-AMG."












