Vergebene Chance für Verstappen: Wurde Red Bull unfair benachteiligt?

Vergebene Chance für Verstappen
Wurde Red Bull unfair benachteiligt?

GP Belgien 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 29.07.2025
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Das Unternehmen Titelverteidigung wird für Max Verstappen immer schwerer. Jetzt fehlen schon 81 Punkte auf Oscar Piastri und 65 Zähler auf Lando Norris. Umso ärgerlicher ist es, wenn man an einem Wochenende Boden verliert, an dem die Umstände einem die Chance bieten, die übermächtigen McLaren zu schlagen.

Red Bull und Verstappen können nur noch gewinnen, wenn man hoch pokert und dabei auf das richtige Pferd setzt. Spa ist eine Rennstrecke, auf der man sich auch bei gutem Wetter entscheiden muss. Viel oder wenig Abtrieb. Bei McLaren ist es eigentlich egal. Die Papaya-Renner sind mit beiden Setup-Optionen schnell.

Für Red Bull spielte die Flügeleinstellung eine entscheidende Rolle. Am Samstag wählte man im Sprint minimalen Anpressdruck. Es war der goldene Griff, weil Verstappen den Trainingsschnellsten Oscar Piastri auf der Kemmel-Geraden aus dem Windschatten heraus mit signifikantem Geschwindigkeitsüberschuss überholte und danach mit seinem Topspeed-Vorteil unantastbar blieb.

Nur zwölf Runden lang ein Regenrennen

Für den Sonntag machte Red Bull das Gegenteil. Mit deutlich mehr Abtrieb zählte Verstappen zu den langsamsten Fahrern auf den Geraden. Der Griff in die Setup-Trickkiste konnte nur gelingen, wenn es am Sonntag durchgehend geregnet hätte. Doch der GP Belgien war nur zwölf Runden lang ein Regenrennen. Dann wechselten alle auf Slicks.

Damit stand Verstappen auf verlorenem Posten. Charles Leclerc hielt den Weltmeister in einem Abstand von 1,5 bis 2,5 Sekunden auf Distanz. Der Ferrari war auf wenig Anpressdruck getrimmt. Er machte auf den Geraden mehr Zeit gut, als Verstappen in den Kurven gewann. Im Regen hätte Leclerc den Red Bull nicht auf Dauer halten können. Der spätere Dritte musste auf Intermediates schon die letzten Tricks auspacken, um Verstappen abzuwehren. Der Platztausch war da nur eine Frage der Zeit.

Im Regen hätte der Titelverteidiger bessere Karten in der Hand gehabt. Ob es dann auch für die McLaren gereicht hätte, ist fraglich. Oscar Piastri und Lando Norris waren mit einem Kompromiss-Setup unterwegs. Das reicht, um die Konkurrenz unter allen Bedingungen zu schlagen.

Charles Leclerc vs. Max Verstappen - GP Belgien 2025 - Spa - Formel 1
xpb

Setup der Wetterprognose angepasst

Verstappen kritisierte hinterher die Entscheidung der Rennleitung, das Rennen mit 100 Minuten Verspätung zu starten. "Wir hätten auch eine Stunde früher starten können. Die Rennleitung war viel zu vorsichtig. Aber so ist das. Wenn ich das gestern gewusst hätte, hätten wir das Setup nicht geändert. Wir waren nur auf den Intermediates konkurrenzfähig."

Auch Sportchef Helmut Marko verstand die Abwarte-Taktik der Rennleitung nicht. "Das Rennen wurde viel zu spät gestartet und außerdem haben wir zu viele Runden hinter den Safety-Car zurückgelegt. Wir haben unsere Fahrzeugabstimmung auf den Wetterbericht ausgelegt. Wenn der Regen länger angehalten hätte, wären wir voll dabei gewesen. So aber hatten wir auf den Geraden im ersten Sektor keine Chance. Wir waren nie in einer Position, den Ferrari zu überholen."

Helmut Marko & Max Verstappen - Formel 1 - GP Spanien 2025
Mark Sutton via Getty Images

Regenrennen schon bald Geschichte?

Verstappen fürchtet, dass Regenrennen bald schon Geschichte sind. "Wenn wir nicht mehr im Regen fahren wollen, müssen sie es sagen. Dann kann man sich darauf einrichten." Andere Teams halten dagegen, dass die Bedingungen in den ersten Runden hinter dem Safety-Car grenzwertig waren. "Die Cockpit-Kameras zeigen ja, dass du nichts siehst", hält Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur den Kritikern entgegen und erinnert an Silverstone: "Da ist der Hadjar dem Antonelli voll ins Heck gerauscht, weil er nicht mal das Auto vor ihm erkannt hat."

Man kann Vasseur nicht die Ferrari-Brille vorwerfen. Ferrari hatte zwei Eisen im Feuer. So gut wie die abtrocknende Strecke für Charles Leclerc war, so schlecht war Lewis Hamilton gestellt. Er wurde ans Ende des Feldes gesetzt, weil er den Motor wechseln und auf ein Setup mit viel Abtrieb umbauen ließ. Damit saß er im gleichen Boot wie Verstappen.

McLaren-Teamchef Andrea Stella warnte davor die Rennleitung zu verteufeln. "Es ist gut, dass die Sicherheit vorgeht. Gerade mit der Geschichte von Spa. Es ist leicht hinterher zu sagen, dass man früher hätte starten können. Doch wenn dann ein Unfall passiert, stehen die Leute in der Verantwortung, die diese Entscheidung getroffen haben."