Es war ein ungleicher Kampf. Die britische Edelmarke Aston Martin gegen die Privatteams von Haas und Sauber. Bei Aston Martin arbeiten in der modernsten Formel-1-Fabrik 1.000 Menschen, darunter ein Star-Ensemble von Ingenieuren. Sauber ist inzwischen auf 900 Mitarbeiter angewachsen und befindet sich mitten in der Transformation zu Audi. Haas ist verteilt über vier Standorte mit 350 Angestellten der kleinste Rennstall. Technikpartner Toyota bringt sich immer mehr ein. Im nächsten Jahr auch als Hauptsponsor.
Die drei Teams kämpften im Finale dieser WM um ein Ziel. Alle wollten Siebter werden. Was für Aston Martin immer noch eine Schlappe ist, hätte Haas und Sauber gut zu Gesicht gestanden. Nicht nur, weil der siebte Platz 11 Millionen Dollar mehr bringt als der vorletzte Rang im Feld. Es ist der Beweis, auf dem richtigen Weg zu sein.
Am Ende hat Aston Martin sein Mindestziel erreicht. Mit zwei starken Auftritten zum Schluss. Sie warfen 17 Punkte ab. Die Strecken von Losail und Yas Marina gaben den grünen Autos eine gute Plattform. Dort kann man tief fahren. Die Aerodynamik des AMR25 ist für schnelle Kurven ausgelegt. Je mehr langsame Ecken dabei sind, umso größer die Kompromisse. In Losail gab es nur eine langsame Kurve. Da war Aston Martin Schlusslicht.
Alonso packt alten Trick aus
Die Vorstellung in Abu Dhabi hat die Ingenieure selbst überrascht. Fernando Alonso stellte sein Auto auf den sechsten Startplatz und verteidigte diese Position bis zum Schluss. Mit dem gleichen Trick wie in Losail. Er baute mitten im Feld einen DRS-Zug auf, um sich gegen schnellere Fahrer im Verfolgerfeld zu schützen.
Dabei schont er die Reifen. Die Verfolger fahren sie sich im Bestreben dranzubleiben kaputt. Alonso hat bei dieser Tempokontrolle die Ruhe weg. Ihn stört es auch nicht, dass sich im Verlauf des Rennens immer mehr dem Zug hinter seinem Auto anschließen. Wenn er das Gefühl hat, die Meute dahinter hat sich aufgerieben, zieht er das Tempo an.
In Abu Dhabi sollte er als Zugabe auch noch so viel Platz freiblocken, dass Lance Stroll ohne Platzverlust seine Position nach dem Boxenstopp behalten kann. Der Monaco-Trick scheiterte, weil Stroll zu langsam war. Am Ende hatte der Kanadier Glück, dass er trotz Strafe noch Zehnter wurde.

Dank Esteban Ocon sicherte Haas den achten Platz ab.
David gegen Goliath
Während Aston Martin die Fünfsekunden-Strafe wegen zu heftigem Schlangenlinienfahren im Kampf mit Carlos Sainz akzeptierte, haderte Haas-Teamchef Ayao Komatsu mit dem Urteil der Sportkommissare gegen Oliver Bearman. Das kostete den Engländer einen Punkt. "Man kann die Strafe vertreten, aber sie ist für mich zu hart, weil Ollie nur ganz leicht Schlangenlinien gefahren ist."
Haas holte mit Esteban Ocon sechs Punkte. Seit dem Upgrade in Austin waren es 35. Obwohl der US-Rennstall das Ziel verfehlte, sieht Komatsu das Positive. "Wir sind immer noch ein kleines Team. Trotz unserer eingeschränkten Möglichkeiten haben wir das Bouncing-Problem zu Beginn des Jahres schnell gelöst, uns im Wettrüsten mit den Großen behauptet und gezeigt, dass unsere Upgrades funktionieren. Das gibt unserer Truppe das Selbstvertrauen, es auch mit total anderen Regeln 2026 zu können."
Besondere Erleichterung zeigte der Haas-Teamchef über das Comeback von Ocon. Der Franzose hatte seit Einführung des Upgrades mit seinem Auto gekämpft, eine Instabilität beim Bremsen und Einlenken beklagt. "Esteban ist erst richtig schnell, wenn er sich das Auto so eingerichtet hat, wie er es mag. Ollie ist da weniger wählerisch. Er kommt mit allem klar."
Sauber-Knoten ging zu spät auf
Sauber rangiert mit 70 Punkten an vorletzter Stelle. Einen Platz besser als letztes Jahr. Das sagt aber wenig über die Fortschritte aus, die das künftige Audi-Team in diesem Jahr gemacht hat. Von vier auf 70 Punkte. "Mit diesem Kontostand wäre ein Team früher Sechster geworden", vergleicht Teamchef Jonathan Wheatley.
Tatsächlich hätten 70 Punkte 2024, 2022, 2018 und 2017 zum sechsten Platz gereicht. 2023 und 2016 zum siebten, 2019, 2020 und 2021 zum achten. Ein Team mit 70 Punkten auf Platz neun – das gab es in der Formel 1 noch nie. Im letzten Jahr hatte der Vorletzte Williams 17 Punkte gesammelt. Sauber war in den letzten zehn Jahren drei Mal Neunter. 2023 mit 16 Zählern, 2021 mit 13 und 2016 mit zwei.
Sauber hat sich auch als Team gesteigert. Das drückt sich nicht nur in WM-Punkten aus. Die Infrastruktur wird modernisiert, die Eigenproduktion hochgefahren, die Prozesse werden verbessert. Audi steht vor der Tür. "Man spürt eine ganz andere Einstellung", vergleicht Nico Hülkenberg. Das machte sich auch bei der Fahrzeugentwicklung bemerkbar. Wäre der Knoten nicht erst mit dem Barcelona-Upgrade aufgegangen, wäre Sauber in der WM auch weiter vorne gelandet.

Der Fortschritt im Vergleich zur Vorsaison zeigt sich vor allem an den WM-Punkten.
Trendwende kommt Tick zu spät
Seit dem GP Spanien ging der Schweizer Rennstall nur vier Mal leer aus. Beim Finale in Abu Dhabi kamen noch einmal zwei Punkte dazu. Es hätten mehr sein können. Das Team kreidete sich das falsche Timing im Q3 selbst an. Hülkenberg hatte den Speed für die Top Ten.
Er wurde so spät auf die Strecke geschickt, dass er in den Turbulenzen seines Vordermannes Gabriel Bortoleto fahren musste. Der qualifizierte sich auf dem siebten Platz. Im Rennen wurde der Deutsche für sein Pech am Samstag belohnt. Die Strafen für Stroll und Bearman ließen ihn zwei Positionen in die Punkteränge aufrücken.
Ohne einen etwas verspäteten zweiten Boxenstopp hätte es noch weiter nach vorne gehen können. Bortoleto wurde ebenfalls unter Wert geschlagen. Er hatte im Rennen plötzlich mit unerklärlichem Bouncing zu kämpfen. "Da müssen wir mal untersuchen, ob mit dem Auto alles in Ordnung war", grübelte Teamchef Wheatley.












