Max Verstappen war nach dem Qualifying ordentlich geladen. Erst hatte ihm sein Kumpel Lando Norris beim Kampf um die Pole-Position sabotiert. Und dann wurde er auch noch mit dem Reizthema Kühlwesten konfrontiert. Der Weltmeister ist kein Fan der Hightech-Hemden mit integriertem Schlauchsystem, durch das eine kalte Flüssigkeit gepumpt wird.
Als einer von wenigen Piloten verzichtet Verstappen am Singapur-Wochenende freiwillig auf die körpernahe Klimaanlage. Dabei hat die FIA den Einbau des Systems wegen des Hitze-Alarms verpflichtend gemacht. Der Kasten mit der Technik muss mitgeführt werden. Das Mindestgewicht der Autos steigt im Rennen um fünf Kilogramm.
Die Kühlwesten selbst müssen aber nicht angezogen werden. Laut den letzten Plänen der FIA könnte sich das aber schon in der kommenden Saison ändern. Dann soll das Tragen der Spezial-Shirts nicht mehr auf freiwilliger Basis passieren, sondern vom Reglement vorgeschrieben werden. Der Verband will die Gesundheit der Fahrer durch die Regeländerung besser schützen.
Verstappen sieht Handlungsbedarf
"Ich finde, es sollte die Entscheidung des Fahrers bleiben", schimpfte der Niederländer sichtlich erregt. "Natürlich argumentiert die FIA immer mit der Sicherheit. Aber beim Thema Sicherheit gibt es noch viel mehr, über das wir reden müssten – inklusive der Boxeneinfahrten auf bestimmten Strecken. Das sollte eine höhere Priorität haben als eine Weste im Auto, die ich nicht leiden kann."
Dann erklärt Verstappen auch noch, was ihn genau stört: "Ich mag einfach diese Schläuche nicht am Körper. Und dazu noch die Sitzgurte. Sie sagen, dass es einfach ein schlechtes Design ist. Aber da stimme ich nicht zu. Es sollte für die Fahrer optional bleiben. Manche mögen es, manche nicht. Dieses Jahr können wir es noch entscheiden, aber nächstes Jahr wahrscheinlich nicht mehr. Ich glaube einfach, dass es nicht richtig ist."

Unter den Fahrern gibt es geteilte Meinungen zu den Kühlwesten. Knickt die FIA nochmal ein?
FIA will mit Fahrern diskutieren
Der Rennfahrer glaubt, dass die Technik für den Gebrauch in der Formel 1 einfach noch nicht ausgereift genug ist: "In GT-Rennern oder Prototypen hat man mehr Platz, um zum Beispiel die Kabel zu verlegen. In unseren Cockpits ist es so eng. Da bleibt kein Platz – oder nicht genug. Und dann stellt sich noch die Frage, wo das Trockeneis hin soll. Diese Autos sind dafür nicht gebaut. Und nach 15 bis 20 Runden verpufft der Effekt. Dann hat man nur noch heißes Wasser – oder Tee."
Die FIA betont, dass die Änderung der Regeln noch nicht in Stein gemeißelt sei. Man wolle mit den Fahrern eine konstruktive Diskussion über das Thema führen. Im Fahrerbriefing am Freitag wurde das Thema bereits angesprochen. Dabei kam heraus, dass Verstappen nicht der einzige Kritiker ist.
Mit Lewis Hamilton hat die Gegner-Fraktion noch einen weiteren prominenten Vertreter. Der Rekordsieger würde die Kühlwesten bei extremer Hitze zwar verwenden, aber: "Es sollte am Ende immer unsere Entscheidung bleiben. Es sollte uns nicht aufgezwungen werden. Bisher ist auch noch niemand wegen Überhitzung in einem Rennen gestorben." Es wäre also keine Überraschung, wenn der Weltverband in diesem Fall noch einmal einen Rückzieher macht.












