McLaren kennt 2025 keine Gnade. Das Traditionsteam ist in der Hersteller-Wertung allen enteilt. Satte 617 Punkte haben Oscar Piastri und Lando Norris auf das Konto geschaufelt. Zum Vergleich: Ferrari als erster "Verfolger" hat 280 Zähler. Deshalb reist McLaren nach Baku und hat bereits den ersten Matchball. Sollte die Truppe aus Woking neun Punkte mehr holen als die Scuderia krönt man sich am Kaspischen Meer zum zehnten Mal zum Konstrukteurs-Weltmeister.
Williams würde man dann hinter sich lassen. Lediglich Ferrari hat noch sechs WM-Siege mehr auf dem Konto. Dass McLaren bereits in Aserbaidschan den Titel einsackt, ist sehr wahrscheinlich. Der MCL39 ist das beste Auto des Jahrgangs. Zwar konnte in Monza Max Verstappen im Red Bull die Siegesserie unterbrechen, doch das war dem speziellen Layout der Strecke geschuldet.
Hinter McLaren erwarten wir einen engen Kampf zwischen Red Bull und Ferrari. Nach den letzten Eindrücken scheint das Team von Max Verstappen wieder die Oberhand zu haben, doch aufgepasst: Charles Leclerc gilt als Baku-Spezialist und hat die letzten vier Pole-Positions auf dem Kurs erobert.
Mercedes will auch wieder ein Wörtchen um das Podium mitreden, gehen aber als vierte Kraft in das Wochenende. Vielleicht liegt dem Auto aber die Strecke besser als zuletzt. Der Kampf um Platz fünf hinter den Top-Teams tobt auch in Aserbaidschan weiter. Williams, Sauber, Aston Martin und Toro Rosso bewegen sich auf Augenhöhe, was die Performance angeht.
Die Wettervorhersage für den GP Aserbaidschan verspricht schwierige Bedingungen. Die Temperaturen sollen knapp über 20 Grad Celsius liegen. Regen ist vor allem am Freitag vorhergesagt. Der Samstag soll trocken bleiben, während es am Sonntag wiederum Niederschlag geben könnte.
Die Strecke: Baku City Circuit
Der Baku City Circuit ist mit einer Rundendistanz von 6,003 Kilometern die viertlängste Strecke im Kalender. Nur Spa-Francorchamps, Jeddah und Las Vegas haben noch ein paar Meter mehr zu bieten. Vom Layout her könnte das Asphaltband abwechslungsreicher nicht sein. Die nicht enden wollende Gerade vor Kurve 1 ist mit 2.200 Metern die längste des Jahres. Die Fahrer stehen hier sogar noch 200 Meter länger auf dem Gas als zwischen den Kurven 1 und 5 in Spa-Francorchamps. Dazu gibt es einen winkligen Abschnitt durch die Altstadt von Baku. Hier ist die Piste zum Teil nur 7,5 Meter breit. Auch das ist ein Rekord.
Der Stadtkurs in der Zwei-Millionen-Metropole liegt 28 Meter unter dem Meeresspiegel. Wer nun denkt, dass es an der Küste des Kaspischen Meeres nur flach daher geht, der irrt. Die größte Steigung beträgt zwölf Prozent. Runter geht es mit bis zu neun Prozent. Die 20 Kurven werden gegen den Uhrzeigersinn durchfahren. Wie bei Stadtkursen üblich, sind Auslaufzonen Mangelware. Mauern und Fangzäune stehen stets nahe der Ideallinie. Bei Geschwindigkeiten von mehr als 330 km/h keine ungefährliche Angelegenheit.
Überholen ist auf dem Baku City Circuit normalerweise kein Problem. Die lange Gerade lädt zu Windschattenschlachten ein. Die FIA muss stets aufpassen, die zwei DRS-Zonen nicht übermäßig groß zu dimensionieren, um es den attackierenden Piloten nicht zu einfach zu machen. Der anspruchsvolle Kurs ist sowohl für Fahrer als auch für die Technik eine Herausforderung.

Pirelli bringt den extra für Stadtkurse gefertigten und weichen C6-Reifen nach Baku.
Fast Facts
- Streckenlänge: 6,003 Kilometer
- Runden: 51
- Renndistanz: 306,049 Kilometer
- Anzahl Kurven: 20 (12 links / 8 rechts)
- Rundenrekord (Rennen): 1:43.009 Minuten (Leclerc, 2019)
- Absoluter Rundenrekord: 1:40.203 Minuten (Perez, Q3, 2023)
- Vollgas-Anteil (Rundendistanz): 76 Prozent (Rundenzeit: 62 Prozent)
- Distanz Pole-Position bis zur ersten Bremszone: 138 Meter
- Länge Boxengasse: 327 Meter
- Zeit in der Boxengasse bei Speedlimit: 15 Sekunden
- Top-Speed: 331 km/h
- DRS-Zonen: 2 (T2-T3, T20-T1)
- Pirelli-Reifen: C4, C5, C6
- Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 2/5 (40 Prozent)
Setup
Wegen der langen Geraden wird in Sachen Abtrieb spürbar zurückgerüstet. Ganz flache Flügel, wie in Monza, sind aber auch nicht der richtige Weg. Der Zeitverlust im engen, kurvigen Teil wäre einfach zu hoch. Mehr Anpressdruck hilft außerdem dabei, die Reifen im richtigen Arbeitsfenster zu halten. Die Ingenieure müssen also schon im Training versuchen, einen guten Kompromiss zwischen Abtrieb und Top-Speed zu finden. Mit der begrenzten Trainingszeit des Sprint-Wochenendes wird das keine leichte Aufgabe.
Vorne dürfen die Flügel nicht zu flach gestellt werden. In den eckigen Kurven droht Untersteuern, wenn nicht genügend Grip beim Einlenken vorhanden ist. Generell müssen die Piloten in Baku immer mit begrenzter Haftung kämpfen. Der Asphalt wird in einigen Abschnitten jedes Jahr neu verlegt und ist deshalb rutschiger als auf permanenten Rennstrecken.
Der relativ glatte Untergrund und das Fehlen von schnellen Kurven sorgt für einen eher moderaten Reifenverschleiß. Pirelli bringt den für Stadtkurse konzipierten C6 nach Baku. Mehr als einen Stopp hatten die Teams in Baku nur selten auf dem Marschplan. Vielleicht ändern ja die weicheren Reifen etwas daran.
Updates
Wie bereits erwähnt, werden in Baku stets relativ schmale Heckflügel angeschraubt. In Zeiten des Budget-Deckels sind komplette Neuentwicklungen aber eher selten. Normalerweise modifizieren die Teams ihre Standard-Leitwerke lediglich mit flacheren Flaps. Da mit Monza erst vor zwei Wochen auf einer Highspeed-Strecke gefahren wurde, haben die Teams frische Erkenntnisse über das Verhalten ihrer Autos bei wenig Abtrieb. Dennoch dürften die Heckflügel eine Spur mehr Profil aufweisen als beim Europa-Abschluss.
Außer bei Red Bull dürfte mit keinen Updates zu rechnen sein. Das Top-Team entwickelt trotz des bevorstehenden Reglement-Wechsels 2026 den RB21 munter weiter. Ob die Truppe von Max Verstappen bis auf streckenspezifische Teile etwas im Gepäck hat, ist nicht bekannt.
In der Bildergalerie des Grand Prix aus dem Vorjahr stimmen wir Sie auf die Top-Speed-Schlacht in der Stadt Bakus ein.












