Vorschau GP Italien: Ferrari hofft auf Wunder

Vorschau GP Italien
Ferrari hofft auf Wiederholung des Wunders

GP Italien 2025
ArtikeldatumZuletzt aktualisiert am 04.09.2025
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Die Formel 1 verabschiedet sich in Monza traditionell von Europa. Nach dem Vollgas-Klassiker begibt sich der Grand-Prix-Zirkus nach Baku und anschließend auf große Übersee-Tournee. Als Favoriten reisen die McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris nach Italien. Zuletzt sahen die Gegner nur die Heckflügel der MCL39. Im WM-Kampf hat sich die Situation für Piastri entspannt. Nach dem Sieg in Zandvoort und dem technischen Defekt von Norris beträgt der Vorsprung des Australiers satte 34 Punkte.

Norris will in Monza zur Aufholjagd ansetzen. Bei nur noch neun Rennen muss der 25-Jährige nun volles Risiko gehen. Das kann auch Ferrari. Mit einem WM-Titel wird es auch 2025 nichts mehr werden. Dafür jagt man noch den ersten Sieg in diesem Jahr. Nach der Nullnummer von Zandvoort sind die Roten auf Wiedergutmachung vor dem frenetischen Heim-Publikum aus.

Und es gibt Hoffnung: Im letzten Jahr siegte Charles Leclerc und verwandelte Monza in ein Tollhaus. Die Strecke sollte auch dieses Mal dem Ferrari liegen. Ein Blick in die Statistik lässt das Herz bei den Tifosi zudem höher schlagen. Das letzte Mal, als Ferrari vor dem Grand Prix im königlichen Park eine Doppelnull kassierte, holte man anschließend einen Doppelsieg in Monza. Das war 1998 als Michael Schumacher vor Eddie Irvine und Bruder Ralf (Jordan) das Rennen gewann.

Zum Ärger der Tifosi reist Lewis Hamilton mit der Hypothek einer Startplatzstrafe zu seinem ersten Monza-Rennen als Ferari-Pilot. Der Rekordsieger wird in der Aufstellung fünf Positionen zurückgestuft, weil er in Zandvoort auf dem Weg ins Grid etwas zu schnell unterwegs war.

Hinter den favorisierten McLaren dürfte Ferrari mit Mercedes und Red Bull um das Podium kämpfen. Wir sehen Ferrari im Vorteil, der Rennspeed in Zandvoort war vielversprechend. Mercedes und Red Bull zeigten zwar ebenfalls einen Aufwärtstrend, waren im Vorjahr aber kein Faktor in Monza.

Überraschungssieger sind im Highspeed-Tempel aber keine Seltenheit. Viele werden sich noch gut an die erste Glanzstunde von Sebastian Vettel 2008 erinnern. Aus den letzten Jahren sind vor allem die Erfolge von Pierre Gasly im Alpha Tauri (2020) und Daniel Ricciardo im McLaren (2021) im Gedächtnis geblieben.

Im engen Mittelfeld ist es schwer, ein Team auf Platz fünf zu schreiben. Williams dürfte das Layout entgegenkommen. Aber zuletzt waren bis auf Alpine alle Rennställe in der Lage, Punkte zu holen. Das Wetter sollte im Gegensatz zu Zandvoort kein Faktor sein. Die Meteorologen sagen eine Höchsttemperatur von 27 Grad Celsius voraus und keinen Regen während der Sessions.

Die Strecke: Autodromo Nazionale di Monza

Die 2025er-Ausgabe markiert das 75. F1-Rennen in der Geschichte in Monza. Auf keiner anderen Rennstrecke trug die Königsklasse des Motorsports so viele Grands Prix aus. 5,793 Kilometer lang, ein Vollgasanteil von 83 Prozent gemessen auf die Rundendistanz und Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 260 km/h im Qualifying – Monza ist vor allem schnell.

Neben den rund 1.000 PS starken Motoren samt Hybridsystem werden auch die Bremsen stark belastet. Viermal geht es pro Runde aus mehr als 300 km/h in die Eisen. Das ungewöhnliche Layout, das eigentlich nur aus Geraden besteht, die durch drei Kurven und drei Schikanen unterbrochen werden, ist immer wieder ein Garant für Action.

Der Anlauf von der Pole-Position bis zum ersten Bremspunkt ist einer der längsten im Rennkalender. In der Schikane wird es deshalb am Start immer ganz eng. Unfälle sind hier die Regel und nicht die Ausnahme. Selbst nach der ersten Runde wird es in der Rechts-Links-Kombination meist brenzlig, wenn sich zwei Fahrer um die bessere Position streiten. So geschehen 2021, als Max Verstappen seinem Rivalen Lewis Hamilton übers Auto fuhr und beide im Kiesbett strandeten.

Die beiden DRS-Zonen befinden sich auf der Zielgeraden und dem Vollgasstück zwischen Lesmo 2 und der Ascari-Schikane. Die Fans können sich hier jedes Jahr auf heiße Windschattenschlachten freuen. Auch in der Qualifikation ist regelmäßig Teamwork zu beobachten. Wenn sich die eigenen Fahrer gegenseitig ziehen, kann das die entscheidenden Zehntelsekunden bringen.

Pirelli - Reifen - GP Italien 2025 - Formel 1
Pirelli

Fast Facts

  • Streckenlänge: 5,793 Kilometer
  • Rundenzahl: 53
  • Renndistanz: 306,720 Kilometer
  • Anzahl Kurven: 11 (4 links, 7 rechts)
  • Rundenrekord (Rennen): 1:21.046 min (Barrichello, 2004)
  • Absoluter Rundenrekord: 1:18.887 (Hamilton, Q3, 2020)
  • Vollgas-Anteil (Rundendistanz): 83 Prozent (Rundenzeit: 76 Prozent)
  • Distanz Pole-Position bis zur ersten Bremszone: 476 Meter
  • Länge Boxengasse unter Speedlimit: 419 Meter
  • Zeit in der Boxengasse bei Speedlimit: 19 Sekunden
  • Top-Speed: 341 km/h
  • DRS-Zonen: 2 (T7-T8, T11-T1)
  • Pirelli-Reifen: C3, C4, C5
  • Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 60 Prozent (3/5)

Setup

In Monza zählt fast nur Topspeed. Also braucht es einen leistungsstarken Motor, der am Ende der Geraden anschiebt, und eine windschlüpfige Verkleidung. Die Autos werden mit ultraschmalen Flügeln bestückt, die möglichst wenig Luftwiderstand produzieren. Theoretisch könnten die Rennwagen auch ganz ohne Heckflügel fahren, sagen die Ingenieure. Der Unterboden generiert genügend Anpressdruck.

Ohne den gewohnten Grip wird es für die Piloten in den wenigen Kurven umso schwieriger, die Ideallinie zu treffen. Und in Monza lauern fast überall tiefe Kiesbetten neben der Piste. Neben dem kräftigen Motor zählen vor allem Traktion aus den Schikanen und Bremsstabilität aus hohen Geschwindigkeiten. Das Fahrwerk darf deshalb nicht ganz nach unten geschraubt werden. Ein Auge sollte man immer auch auf das Thema Bouncing werfen.

Wer schnelle Rundenzeiten erzielen will, muss die Randsteine mit in die Linie einbeziehen. Eine gute Fahrzeugbalance ist mitentscheidend, um das Auto in den Schikanen schnell umlegen zu können. Wichtig ist vor allem der Grip auf der Vorderachse. In den rechtwinkligen Kurven neigen die Autos sonst schnell zum Untersteuern.

Pirelli bringt wie 2024 die weichste Reifengarnitur nach Monza. Im Vorjahr ging das Fahrerlager von einem Zweistopp-Rennen aus. Charles Leclerc und Ferrari tricksten die Konkurrenz mit nur einem Reifenwechsel aus, was den Sieg brachte. Es ist deshalb mit einer Einstopp-Strategie bei der 2025er-Ausgabe zu rechnen.

Freuen darf sich Alexander Dunne. Der Formel-2-Pilot darf als McLaren-Junior zum zweiten Mal in diesem Jahr an einem Freitag in FP1 in den MCL39 klettern. In Österreich ersetzte er Lando Norris, in Monza darf er für Oscar Piastri ran und am idealen Setup für die Woking-Truppe mittüfteln. Auch Paul Aron darf sich im ersten Training im Alpine versuchen. Franco Colapinto sitzt dafür auf der Ersatzbank.

Updates

Wir schreiben das 16. Rennen des Jahres. Die zehn Teams haben ihren Fokus auf die Entwicklung der 2026er-Autos verlagert. Allerdings erfordert der Highspeed-Tempel von Monza spezielle Anpassungen. Stichwort Heckflügel. Weil auch Las Vegas im November einen extrem flachen Flügel verlangt, könnten mehr Teams als sonst noch eine neue Low-Downforce-Variante nachlegen.

Toro Rosso bringt einen neuen Unterboden nach Monza. Das B-Team von Red Bull will den Aufwärtstrend in Italien fortsetzen. Der dritte Platz von Isack Hadjar in Zandvoort hat die Truppe aus Faenza beflügelt. Mit dem neuen Paket soll Williams im Kampf um Platz fünf bei den Konstrukteuren eingeheizt werden.

In der angehängten Bildergalerie sehen Sie nochmal die Monza-Highlights der Ferrari-Party aus dem Vorjahr.

Fazit