Genesis GV60 Magma: Mit über 600 Elektro-PS auf der Überholspur

Genesis GV60 Magma
Mit über 600 Elektro-PS auf der Überholspur

ArtikeldatumVeröffentlicht am 25.11.2025
Als Favorit speichern

Die Genesis-Muttermarke Hyundai hat sich mit den N-Modellen bereits sehr sportlich aufgestellt und am Markt etabliert. Jetzt schlägt auch die Nobeltochter Genesis den sportlichen Weg ein. Unter dem Slogan "Luxury High Performance" wollen die Koreaner Design, Luxus und Hochleistung miteinander verschmelzen. Für die Langstrecken-WM WEC hat Genesis bereits das Magma GMR-001 Hypercar in der Entwicklung. Mit dem jetzt vorgestellten Genesis GV60 Magma folgt das erste Straßenmodell, das der neuen Sport-Philosophie folgt.

Karosserie und Design

Das Erscheinungsbild des GV60 Magma setzt auf souveräne Präsenz ohne optische Übertreibung. Die breitere Spur, die durch ein tiefergelegtes Fahrwerk um 20 Millimeter abgesenkte Dachlinie und neu entwickelte Stoßfänger mit markanter Dreiloch-Struktur optimieren Luftstrom und Kühlung und verleihen dem Modell ein unverwechselbares Gesicht.

Schwarzglänzende Elemente, dunkle Metallakzente und aerodynamische Canards prägen das monochrome Erscheinungsbild. Breitere Kotflügel, 21-Zoll-Schmiederäder und 275er-Reifen betonen die Silhouette. Am Heck erzeugt ein funktionaler Spoiler zusätzlichen Abtrieb, während ein neu gezeichneter Diffusor die Aerodynamik weiter verfeinert.

Für einen sportlichen Touch im Interieur sorgen Oberflächen aus Mikrofaser-Velours mit orangefarbenen Akzenten, grauen und orangen Kontrastnähten sowie dunkle Metalloberflächen. Ins Sportlenkrad integriert wurden die Tasten für die Boost-Funktion sowie für die Wahl der Fahrmodi. Im Kombiinstrument lassen sich im Magma-Modus wichtige Fahrdaten wie Motor- und Batterietemperatur, Geschwindigkeit und G-Kräfte anzeigen.

Technik und Antrieb

Den zweimotorigen Elektroantrieb übernimmt der GV60 Magma aus dem Schwestermodell Hyundai Ioniq 5 N. Beide basieren auf der E-GMP-Plattform. Auch im Genesis stehen damit 448 kW (609 PS) und 740 Nm – im Boost-Modus für 15 Sekunden sogar 478 kW (650 PS) und 790 Nm – zum Abruf bereit. Das Maximal-Drehmoment liegt 20 Nm höher als im Hyundai und auch die Höchstgeschwindigkeit von 264 km/h übertrifft den 5 N um 4 km/h. Wird die Launch Control aktiviert, können 200 km/h aus dem Stand in 10,9 Sekunden erreicht werden. Für anpassbaren Fahrspaß sorgen die drei Fahrmodi Sprint, GT und MY. Die längste Leine lässt der MY-Modus. Hier können Fahrer die Einstellungen für das elektronische Sperrdifferenzial (e-LSD), die elektronische Stabilitätskontrolle (ESC) und andere Leistungsparameter individuell anpassen.

Die elektronisch geregelten Dämpfer wurden auf die Tieferlegung angepasst, in den Radaufhängungen reduzieren neue Spezialbuchsen Vibrationen und Stöße. Um der gewachsenen Fahrdynamik Paroli bieten zu können, setzt die Bremsanlage auf größere Scheiben und neue Hochleistungsbremsbeläge.

Virtuelle Schaltung und Driftmodus

Ebenfalls auf das Fahrspaßkonto einzahlen sollen das Virtual Gear Shift System (VGS), der Drift-Modus und die High-Performance Battery Control (HPBC). Alles Funktionen, die man ebenfalls bereits aus dem Hyundai Ioniq 5 N kennt. Die VGS-Funktion passt die Motorleistung, das Drehmoment und die regenerative Bremsleistung an, um das Schaltgefühl und die Fahrdynamik eines Hochleistungsfahrzeugs mit Verbrennungsmotor nachzuahmen. Gleichzeitig wird der Klang eines hochdrehenden Motors reproduziert, um ein emotional ansprechendes Fahrerlebnis zu bieten.

Der Drift-Modus kombiniert die Kraftverteilung und das Sperrdifferenzial, um den kontrollierten Heckschwenk zu unterstützen, während HPBC die Batterietemperatur für maximale Leistung beim Rennen oder Drag-Fahren optimiert.

Mitfahrt im GV60 Magma: Fahrdynamik beeindruckt

Wie das gesamte Technik-Paket funktioniert, davon konnten wir uns bei einer Mitfahrt auf dem Circuit Paul Ricard bereits überzeugen. Knapp über 190 km/h am Einlenkpunkt der Courbe de Signes, die fürchterlich schnelle Rechtskurve im Anschluss an die berüchtigte Mistral-Gerade. Meine Güte. In einem Elektro-Crossover. Gut, Mathieu Jaminet fährt eigentlich in völlig anderen Geschwindigkeits-Dimensionen herum, denn der Bursche bewegt hauptberuflich Rennsport-Prototypen vom Kaliber eines Porsche 963, mit dem er bereits einige Titel holte. Das soll er künftig für Genesis Magma Racing erledigen, die in der kommenden Saison an den Start gehen.

Parallel dazu rollt das erste Straßen-Fahrzeug der Premium-Marke aus dem Hyundai-Konzern auf die Straßen, technisch eng verwandt mit dem Hyundai Ioniq 5 N. Ja, richtig, wer aufgepasst hat, weiß, dass bereits seit 2024 zwei auffällig folierte G70-Limousinen auf der Nürburgring Nordschleife als Renn-Taxi für Jedermann im Einsatz sind, doch die Limousinen mit V6-Turbomotor und einigen Modifikationen sind in Europa so nicht erhältlich. Und auch noch keine echten Magma-Derivate.

Hier bildet eben jener GV60 den Auftakt, den Mathieu gerade tänzelnd in die Doppel-Rechts du Beausset reinbremst und zart übersteuernd dort wieder hinausbeschleunigt. Aus der im Vergleich zu seinem Arbeitsgerät deutlich höheren Sitzposition sollte es ihm wesentlich leichter fallen, den Scheitelpunkt der Bendoir-Linkskurve zu sehen. Der ist seltsamerweise irgendwie nie da, wo man ihn vermutet, obwohl die Strecke im Prinzip topfeben in der südfranzösischen Hügel-Landschaft herumliegt. Liegt womöglich an den bunten Linien, die abseits der Fahrbahn in die Auslaufzonen gepinselt wurden. Egal.

Genesis GV60 Magma Jens Dralle
Genesis

Mathieu treibt den GV60 weiter, begleitet von einem Sound, der in seiner heiseren Kernigkeit tatsächlich an einen V6-Sportmotor erinnert und in seiner Ausprägung nochmals authentischer wirkt, als die Vierzylinder-Turbomotor-Imitation des Ioniq 5 N. Und die weiteren Unterschiede? Abgesehen vom Offensichtlichen, also schickere Materialien und einem etwas aufgeräumteren Infotainment, vom Beifahrersitz nur schwer auszumachen. Präziser und weniger verspielt als der Hyundai soll er sich fahren, erklärt Manfred Harrer, Ex-Porsche-Mann und jetzt Technikchef des Hyundai-Konzerns später. Der Fahrer soll das Gefühl haben, dass das Auto bereits ahnt, was er will. Deshalb habe man die gesamte Achskinematik und Aufhängung modifiziert, das Gesamtfahrzeug steifer ausgeführt und mit Pirelli die Nachfolgegeneration jenes Reifens entwickelt, der auf dem Hyundai steckt. Der neue Reifen sei weniger aggressiv.

Doch wenn ein Profi-Rennfahrer am Lenkrad sitzt, kommt eh immer Leben in die Bude. Der elegante Tanz am Limit, das leichtfüßige Balancieren auf jenem schmalen Grat zwischen Haft- und Gleitreibung. Track-Limits? Schmarrn. Mathieu nagelt beherzt über die Curbs, in der Wechselkurve am Ende der Start-Ziel-Geraden beispielsweise. Vor der Virage de l’Hotel staucht er den über zwei Tonnen schweren Genesis zusammen, die Bremse hält. Sie stammt eins zu eins aus dem Hyundai, in dem sie auch nach vier Runden Nordschleife am Stück keine Ermüdungserscheinung zeigt. Haben wir natürlich mal ausprobiert.

Wird also die Magma-Linie rein elektrisch? Nein, man arbeitet bereits an Verbrenner-Konzepten, einmal mit Hybrid-Umfeld, einmal ohne – beides soll kommen. Ebenso die Serienversion des aufsehenerregenden GT Concept. Der GV60 ist also wirklich erst der Anfang. Doch jetzt rollt er erst einmal in der Boxengasse aus, wirkt ebenso ungerührt von der schnellen Runde wie sein Fahrer. Artig attestiert Mathieu Jaminet dem Crossover noch beste Fahreigenschaften und dass man das Gewicht ja kaum merke. Bestimmt flunkert er ein wenig. Doch in Anbetracht dessen, dass der GV60 viel Luxus bietet und in erster Linie im Alltag Freude machen soll, beeindruckt die Leistung auf der anspruchsvollen Rennstrecke durchaus.

Marktstart und Preise

Starten soll der Genesis GV60 Magma ab Mitte 2026 in Nordamerika und Europa. Preise nennen die Koreaner noch nicht. Da der Hyundai Ioniq 5 N hierzulande erst ab 74.900 Euro zu haben ist, dürfte der Genesis GV60 Magma wenigstens 80.000 Euro kosten.

Fazit