Gut drei Monate nach seiner endgültigen Einstellung ist der Nissan GT-R weiterhin ein Sehnsuchtsauto für Sportwagen-Fans. Menschen, die einen suchen, kennen es nur zu gut: Selbst als Gebrauchtwagen ist der Godzilla unter den Hochleistungs-Coupés ein kostenintensives Vergnügen. Wer sich auf den einschlägigen Gebrauchtwagen-Portalen nach der GT-R-Generation R35 umsieht, wird schnell feststellen, dass unter 60.000 Euro gar nichts geht. Gute Exemplare mit nachvollziehbarer Historie, überschaubarer Kilometerleistung und im Idealfall einer Ausstattungs-Edition liegen eher im Bereich von 75.000 bis 80.000 Euro, wobei es nach oben kaum Grenzen gibt.
GT-R-Replika auf Ford-Cougar-Basis
Insofern macht uns ein Exemplar stutzig, das aktuell bei Mobile.de angeboten wird und lediglich ein Zehntel dieser Tarife kosten soll, nämlich exakt 7.500 Euro. Beim flüchtigen Betrachten der Bilder zieht man die Augenbrauen noch ein bisschen weiter nach oben, und erst beim Abgleich der Inseratfotos mit offiziellen R35-Bildern folgt der leise Verdacht: "Irgendetwas kann hier nicht stimmen!" Dass das Auto in der Anzeige "Andere GTR Replica" heißt, macht es dann endgültig klar: Hier handelt es sich um eine (negativ formuliert) Fälschung oder einen (positiv formuliert) Hommage-Nachbau.
Im Verlauf der Anzeige kommt dann die wahre Identität des Fake- GT-R zum Vorschein. Er wurde 2019 auf Basis eines Ford Cougar aufgebaut. Dieses Coupé wurde ab 1998 in Europa angeboten und war ein Ableger des weitgehend identischen Modells, das in Nordamerika unter der Nobelmarke Mercury zu haben war. Allerdings ohne großen Erfolg (zumindest bei uns), weshalb die Karriere der Baureihe 2002 bereits wieder endete (und sich heute noch weniger Cougars auf dem Gebrauchtwagenmarkt tummeln als GT-R-Exemplare).
Der V6 ist im Vergleich sehr zahm
Technisch bleibt die Replika allerdings die zahme Raubkatze, die der Cougar (auf Deutsch: Puma) nun mal ist. Zwar ist wie beim großen Vorbild Nissan GT-R ein V6-Motor an Bord, doch der hat deutlich weniger Hubraum (2,5 statt 3,8 Liter) als das Original und verzichtet zudem auf jegliche Turboaufladung. Entsprechend üppig ist der Leistungsunterschied. Laut Anzeige leistet der Antrieb des Nachbaus 163 PS, während der Original-Godzilla je nach Baujahr und Modellversion auf Werte zwischen 485 und 600 PS kommt. Ein Pro-Argument für die Replika könnte in den Augen der Puristen jedoch dessen manuelles Sechsgang-Getriebe sein; den GT-R gab es ausschließlich mit einem sechsstufigen Doppelkuppler. Obendrein soll die Abgasanlage den GT-R-Sound nachahmen.
Auch optisch ist die weitgehend aus Fiberglas gefertigte GT-R-Hommage durchaus gelungen. Die Front spannt sich rund um die originale Schürze und die weit in die Kotflügel gezogenen LED-Scheinwerfer. Den charakteristischen Kühlergrill haben die Erbauer ebenfalls gut hinbekommen, wenn auch der markante Sechseck-Look ein wenig geschliffen wurde. Fast noch besser gelingt die Illusion am Heck, wo die jeweils vier Leuchten und Abgasendrohre, die GT-R-Schürze sowie der Spoiler die Cougar-Basis gekonnt verschleiern. Am stärksten fällt der Fake in der Seitenansicht auf, da sich die Replika hier bei den Proportionen, beim Kotflügel-Design und durch die erst stärker ansteigende und dann leicht gebogene Charakterlinie vom Original unterscheidet.
Wenig Kilometer und "exzellenter" Zustand
Innen ist die Replika deutlich näher am Ford Cougar als am Nissan GT-R. Daran ändern auch das Lenkrad mit großem GT-R-Emblem und der Bildschirm mit TV-Funktion oberhalb der Mittelkonsole wenig. Godzilla ist in seinem Grund-Design hier einfach deutlich eckiger als der nach dem New-Edge-Design gestaltete Ford. Die Sitze, Türinnenverkleidungen und einige Details wurden mit weißem Kunstleder bezogen. Zudem gehören laut Annonce Parksensoren samt Rückfahrkamera, eine Klimaautomatik und ein Glasdach zur Serienausstattung.
Der Verkäufer bescheinigt der GT-R-Replika einen "exzellenten" Zustand mit neuen Aluminiumfelgen samt frischer Pirelli-Reifen. Insgesamt soll das Auto nur 5.000 Kilometer auf der Uhr haben, wobei nach dem Umbau erst 1.500 Kilometer zurückgelegt wurden. Trotzdem scheint der Fake-GT-R auf Ford-Basis nur etwas für ganz Mutige zu sein. Laut Anzeige besitzt das Auto eine litauische Zulassung, der Anbieter nennt jedoch die kroatische Stadt Dubrovnik als Standort. Und für einen Ford Cougar ist das Auto wiederum sehr teuer.











