Autos mit Verbrenner-Doppelherz: Diese Modelle haben zwei Motoren

Autos mit Verbrenner-Doppelherz
Diese Modelle haben zwei Motoren

ArtikeldatumVeröffentlicht am 28.12.2025
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VW Golf 2 GTI Pikes Peak 1987
Foto: VW

Wenn moderne Elektroautos mit Allradantrieb vorfahren sollen, packen die Hersteller einfach eine E-Maschine an jede Achse. Bei Konzepten mit Nabenmotoren kommen dann sogar vier E-Motoren zum Einsatz. Alles völlig normal und mittlerweile technisch auch unspektakulär.

Soll ein Verbrenner alle vier Räder antreiben, dann sorgen Wellen und Differenziale für die notwendige Kraftverteilung – ausgehend von einem Motor. Es gab aber auch Konzepte, da setzten die Erbauer auf je einen Verbrenner-Motor pro Achse. In die Großserie schafften es diese Modelle nie. Ihre Technik begeistert aber auch heute noch. Wir stellen ein paar davon vor.

VW Golf Pikes Peak von 1987

Der VW Twin Golf basiert auf einem Golf GTI der zweiten Modellgeneration. Entwickelt und gebaut wurde der ausschließlich für den Rennsport vorgesehene Golf bei Volkswagen Motorsport in Hannover. VW trat damit beim legendären "Race to the Clouds" am Pikes Peak an. Bereits zuvor hatte sich VW zweimal an einem Bi-Motor-Golf beim Hillclimb in Colorado versucht. Die Erstauflage setzte auf zwei von Oettinger getunte 1,8-Liter-Saugmotoren mit jeweils 195 PS. Im nächsten Schritt wurden zwei 1,3-Liter-Polo-Motoren verbaut, die per Turbo auf jeweils 250 PS aufgeblasen wurden. In der dritten und letzten Evolutionsstufe, die wir hier zeigen, blieb vom Golf II nur noch die Silhouette, die über ein Gitterrohrchassis gestülpt wurde. In dem steckte vorn und hinten ein 1,8-Liter-Turbomotor mit 16V-Technik und jeweils 326 PS. Die Gesamtleistung der jeweils längs eingebauten Motoren lag bei 652 PS. Weil jeder Motor über ein eigenes Getriebe verfügt, kann der Twin Golf mit Front-, Heck- oder Allradantrieb bewegt werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt je nach Ladedruck und Übersetzung 184 km/h.

Alfa Romeo Alfasud Ti Bimotore von 1974

Auf Basis eines 1974er Alfa Romeo Alfasud Ti 1200 baute Alfa-Händler Gianfranco Mantovani (genannt Wainer) 1977 für Rallye-Einsätze seinen Alfasud Bimotore. Den serienmäßigen 1,2-Liter-Vierzylinder-Boxer an der Vorderachse ergänzte ein zweiter, identischer Boxermotor hinter den Vordersitzen. Beide Motoren verfügen über ein eigenes Getriebe, es gibt aber eine gemeinsame Kupplungsbetätigung und nur einen Schalthebel. Der je nach Quelle 136 bis 158 PS starke Achtzylinder läuft also immer mit Allradantrieb. Kolportiert werden eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in etwa 8,2 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h.

Lancia Trevi Bimotore von 1984

In den 1980er-Jahren reifte im Rallyesport die Gewissheit, dass künftig ohne Allradantrieb kein Blumentopf mehr zu gewinnen sei. Auch bei Lancia war klar, dass der Nachfolger des 037 über Allradantrieb verfügen musste. Um die neue Mechanik optimal studieren zu können, baut Giorgio Pianta einen ungewöhnlichen Prototypen, der mit zwei Motoren ausgestattet ist: den Lancia Trevi Bimotore. Als Ausgangsbasis fungiert der neue Lancia Trevi Volumex mit seinem Zwei-Liter-Kompressormotor unter der vorderen Haube, der die Vorderräder antreibt. Pianta warf die Rücksitzanlage raus und installierte stattdessen einen zweiten Kompressormotor samt Getriebe in einem Hilfsrahmen. Dieser leitete sein Kraft an die Hinterräder. Die Fondtüren wurden verschweißt und mit mächtigen Lufthutzen versehen. Jeder Motor leistete je nach Auslegung zwischen 135 und 150 PS. Mechanisch arbeiteten beide Aggregate völlig unabhängig. Die Getriebe wurden so gekoppelt, dass ein Schalthebel und ein Kupplungspedal zur Bedienung ausreichten. Am Gaspedal sorgte eine elektronische Steuerung dafür, dass Ansprechverhalten der beiden Motoren aufeinander abzustimmen. Ein später einsetzender Heckmotor sollte Übersteuern entgegenwirken und so den Wagen am Kurvenausgang schneller machen. Zur Kontrolle beider Motoren wurde die Armaturentafel mit doppelten Instrumenten bestückt.

Der Trevi Bimotore erwies sich zwar als schnell und wendig, neigt jedoch vor allem am Heckmotor zur Überhitzung. Zudem war er aufgrund der doppelten Mechanik auch recht schwer. So blieb der Prototyp ein reines Testfahrzeug.

Mercedes A 38 AMG von 1998 (A 190 Twin)

Wie eine extrem potente A-Klasse aussehen könnte, demonstrierte AMG bereist 1998 auf Basis der ersten A-Klasse-Generation. Im A 38 AMG auf Basis des A 190, der auch als A 190 Twin bekannt wurde, arbeitet an der Vorderachse der serienmäßige 1,9-Liter-Vierzylinder. Für zusätzlichen Schub sorgt ein zweiter 1,9-Liter-Vierzylinder an der Hinterachse, der per Knopfdruck zugeschaltet werden konnte. In Summe verfügt der A 38 AMG so über 3,8 Liter Hubraum, 250 PS und ein maximales Drehmoment von 360 Nm. Von null auf 100 km/h ging es in 5,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit lag dabei bei 230 km/h. Geschaltet wurde über ein manuelles Fünfgang Getriebe, das die beiden Motoren über eine automatische Kupplung synchronisierte. Die Karosserie wurde um 10 Millimeter abgesenkt. Die Bremsanlage stellte der E 55 AMG. Zur überarbeiteten Optik zählten neue Schürzen an Front und Heck, leicht ausgestellte Radläufe, 18-Zoll-Felgen und ein Doppelrohrauspuff. Gebaut wurden vom A 38 AMG lediglich vier Exemplare. Zwei davon dienten den damaligen F1-Piloten Mika Häkkinen und David Coulthard als Dienstfahrzeuge für Marketingzwecke.

Citroën 2CV Sahara 4x4 von 1961

Der 2CV Sahara dürfte mit 694 gebauten Exemplaren am ehesten als Serienmodell innerhalb unserer Auflistung an zweimotorigen Autos gelten. Für eine verbesserte Geländetauglichkeit setzt die Sahara-Ente auf zwei 425 ccm große Boxermotoren mit jeweils 13,5 PS und 26 Nm Drehmoment. Die Motoren, je einer pro Achse, arbeiten unabhängig voneinander. Beide Viergang-Getriebe ließen sich mit einem Hebel synchronisieren. Beide Kupplungen waren hydraulisch über ein Pedal gekoppelt. Man konnte das Auto mit Front-, Heck- oder Allradantrieb fahren. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei rund 100 km/h.

MTM Bimoto von 2002

Ex-Audi-Motorsportingenieur Roland Mayer wollte unter seinem Tuner-Label MTM einen Audi TT fit für Hochgeschwindigkeitsfahrten machen. Das Konzept sah vor, einen Audi TT mit zwei Motoren auszurüsten. Geboren war der MTM Bimoto, der das Image des Audi TT verbessern und die Grenzen des technisch Machbaren aufzeigen sollte. Die zwei 1,8-Liter-Turbobenziner leisteten in der letzten Ausbaustufe jeweils 510 PS und 518 Nm Drehmoment. Die Gesamtleistung liegt so bei 1.020 PS und 1.036 Nm. Mit an Bord sind zwei manuelle Sechsgang-Getriebe sowie zwei Kupplungen. Die Höchstgeschwindigkeit sollte bei 420 km/h liegen. Tatsächlich erreichte der Bimoto bei Testfahrten knapp 394 km/h. Die Spurtzeit wird mit 3,1 Sekunden kolportiert.

Eigentlich sollte auf den extrem kostspieligen Prototyp eine Kleinserie folgen, die wurde aus Kostengründen aber nie realisiert.

Fazit