LiDAR-Sensoren zerstören Telefon-Kameras: Filmen Sie bloß keinen Volvo EX90!

LiDAR-Sensoren zerstören Telefon-Kameras
Achtung! Filmen Sie bloß keinen Volvo EX90!

ArtikeldatumVeröffentlicht am 18.11.2025
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Volvo LiDAR
Foto: Volvo/Schönfeld

Seit einigen Monaten sorgt ein kurioses Phänomen für Aufsehen: Das Lidar-System moderner Fahrzeuge – eigentlich für sehr genaue Entfernungsmessungen und maximale Sicherheit bei autonomer Fahrt entwickelt – kann Smartphone-Kameras irreparabel beschädigen. Mehrere Besitzer eines elektrischen Volvo EX90 haben etwa dokumentiert, wie beim Filmen der auf dem Dach montierten Sensoreinheit plötzlich farbige Flecken, tote Pixel oder ganze Linien dauerhaft im Kamerabild erscheinen. Was zunächst wie ein technischer Defekt der Handys aussieht, entpuppt sich als unmittelbare Folge der vom Lidar ausgesendeten Laserimpulse.

Laser brennt die Pixel förmlich weg

Das System basiert auf einem von Luminar entwickelten Laser, der im Gegensatz zu vielen anderen automobilen Lidar-Lösungen mit einer energiereicheren Wellenlänge von 1.550 Nanometer arbeitet. Von anderen Systemen, die mit 905 Nanometer-Lasern arbeiten und etwa von Mercedes oder BMW eingesetzt werden, sind derlei Probleme nicht bekannt. Die höhere Wellenlänge gilt zwar als augensicher, da sie von der Flüssigkeit im menschlichen Auge absorbiert wird. Kamerasensoren besitzen diesen Schutz jedoch nicht. Sie reagieren empfindlich auf das energiereiche Licht, besonders dann, wenn es durch ein Teleobjektiv – also herangezoomt – gebündelt direkt auf einzelne Pixel trifft.

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Genau dieses Szenario zeigt sich in mehreren Videos, die seit Anfang 2025 auf YouTube, Reddit und Facebook kursieren. Nutzer demonstrieren, wie beim Heranzoomen auf den Lidar-Sensor innerhalb von Sekunden einzelne Pixel "durchbrennen", sichtbar als lilafarbene oder rötliche Flecken. In manchen Aufnahmen ist der Schaden so massiv, dass ganze Linien aus toten Pixeln zurückbleiben.

Nur aus nächster Nähe gefährlich

Typisch ist, dass die Probleme nur im Nahbereich auftreten. Sobald das Smartphone weniger als einen Meter von der aktiven Lidar-Einheit entfernt ist und der Zoom auf die Laserquelle gerichtet wird, steigt das Risiko deutlich. Das Weitwinkelobjektiv bleibt in den dokumentierten Fällen unbeschadet, während das Telemodul aufgrund seiner stärkeren Lichtbündelung besonders anfällig ist. Genau das erläutern Betroffene in mehreren Berichten: Beim Herauszoomen oder Wechseln der Linse zeigt die Kamera plötzlich wieder ein unversehrtes Bild – ein eindeutiger Hinweis darauf, dass nur der hochauflösende Sensor getroffen wurde.

Dass dieses Problem nicht nur einzelne Fälle betrifft, sondern systembedingt ist, bestätigt inzwischen auch die Forschung. Eine Untersuchung chinesischer Wissenschaftler zeigt, dass insbesondere 1.550-nm-Lidar-Systeme dazu neigen, CMOS-Bildsensoren zu überlasten und deren Pixel thermisch zu zerstören. Bei 905-nm-Systemen, wie sie etwa BMW oder Mercedes-Benz einsetzen, wurden vergleichbare Schäden bislang nicht beobachtet. Da Hersteller mit 1.550-nm-Technik aufgrund der höheren Messreichweite und Genauigkeit zunehmend Marktanteile gewinnen, entsteht damit ein neues Risiko, das im Alltag bislang kaum beachtet wurde.

Volvo warnt bereits in der Betriebsanleitung

Volvo selbst rät ausdrücklich davon ab, die Lidar-Einheit aus nächster Nähe zu filmen oder zu fotografieren. Der Konzern betont, dass das Laserlicht bestimmte Kamerageräte beschädigen könne, insbesondere wenn diese direkt auf die Lidar-Kapsel fokussiert sind. Für normale Beobachter am Straßenrand bestehe hingegen keine Gefahr, da die Intensität des Lichts mit dem Abstand rasch abnimmt. Das Unternehmen verweist außerdem darauf, dass es sich weniger um ein Volvo-spezifisches Problem handelt, sondern um eine grundsätzliche Eigenschaft der Technologie. Auch andere Hersteller, die hochleistungsfähiges Lidar nutzen – darunter Polestar oder Nio – könnten potenziell ähnliche Effekte hervorrufen.

Lidar gilt als Schlüsseltechnologie für das autonome Fahren und ermöglicht eine hochpräzise Erfassung der Umgebung – selbst bei Dunkelheit oder schwierigen Wetterbedingungen. Mit der zunehmenden Verbreitung lidarbasierter Assistenzsysteme dürfte deren Wirkung auf Alltagsgeräte an Bedeutung gewinnen.

Fazit