Dieser Artikel wächst mit dem Kilometerstand des Mercedes E450 d T-Modell All-Terrain. Die neuesten Einträge stehen immer ganz oben, ältere wandern somit nach unten. Über das ausklappbare Inhaltsverzeichnis können Sie schnell zwischen den einzelnen Kapiteln wechseln.
Grüner Glanz, grelles Licht und ein Sprachassistent mit Eigenleben
13.10.2025, KM 43.276, Peter Wolkenstein
"Verdesilber" nennt Mercedes den grünlichen Metallic-Farbton, in den sich der Dauertest-Kombi hüllt. Er steht ihm ausgesprochen gut, wie spontane Reaktionen fremder Autofahrer an der Tankstelle oder auf dem Parkplatz zeigen. Und wie jede E-Klasse in der langjährigen Geschichte der Oberklasse-Baureihe von Mercedes bemüht sich auch diese Generation um bestmöglichen Reisekomfort. Das Streben nach Perfektion ist dem Dauertest‑E 450 d Allterrain in allen Bereichen anzumerken – wenngleich es ihm nicht überall gelingt. Denn im täglichen Umgang zeigt der kraftvoll motorisierte Allrad-Kombi ein paar Eigenheiten, die nicht zu diesem Anspruch passen. Manche davon lassen sich reproduzieren, andere traten – bislang – nur einmal auf.
Dank integriertem Starter-Generator springt der Selbstzünder morgens bei herbstlichen Temperaturen kaum hörbar und ohne Schütteln an. Was der Kombi aber nicht mag, sind enge Kurvenradien mit vollem Lenkeinschlag beim morgendlichen Ausparken mit kalten Reifen. Dann radiert schon mal ein Rad kurz und laut hörbar. Ist der Kombi nach wenigen Kilometern auf Betriebstemperatur, ist davon beim Wenden nichts mehr zu spüren oder hören.
Ebenfalls befremdlich: Nachts scheint der Gegenverkehr nicht nur in Einzelfällen Probleme mit den sehr hellen Digital-LED-Matrix-Scheinwerfern des All-Terrain zu haben, die ihn offenbar nicht immer zuverlässig aus dem Lichtkegel der E-Klasse ausschneiden – und reagiert ungewöhnlich häufig mit Aufblenden. Auch bei Schilderbrücken auf der Autobahn stellt sich die Frage, warum der Mercedes diese derart kräftig anstrahlt, dass es den Fahrer blendet.

Mercedes E 450 d Allterrain im Alltag: Komfortkönig mit Elektronik-Launen
Seltsames Verhalten zeigt auch das MBUX-Infotainment. Dass sich die Sprachsteuerung auch mal ungefragt zu Wort meldet, kam in der Vergangenheit bei anderen Mercedes-Testwagen immer wieder mal vor. Aber dass während der Fahrt beim Musikhören aus heiterem Himmel der Sprachassistent ankündigt, die aktuelle Routenführung zu beenden und umgehend eine neue zu einem völlig willkürlichen Ziel zu starten, ist neu – und glücklicherweise nur einmal vorgekommen.
Ebenfalls ein Einzelfall: Bei gekoppeltem Smartphone und aktiviertem Apple Carplay reagiert die Hometaste nicht mehr, über die das Infotainment normalerweise auf die Mercedes-eigene Oberfläche wechselt. Erst nach Abstellen und erneutem Starten des Motors ist der Spuk vorbei.
Übrigens: Für den großen Mittelbildschirm empfiehlt es sich, stets ein weiches Tuch mitzuführen, um die Oberfläche regelmäßig von Fingerabdrücken zu säubern. Bei ausgeschalteter Zündung und schwarzem Display sieht die Fläche sonst ausgesprochen schmuddelig aus und passt so gar nicht zum gehobenen Ambiente der E-Klasse. Die Bedienung selbst über den Touchscreen macht hingegen wenig Mühe, die eingeblendeten virtuellen Tastflächen sind überwiegend leicht zu treffen, da groß genug dimensioniert. Nur gilt das leider nicht für die unseligen Sliderflächen auf den Lenkradspeichen. Vor allem die beiden Navigationsflächen – die linke steuert den Bordcomputer im Instrumentendisplay – sind winzig klein und sehr fummelig zu bedienen. Bei jeder Fahrt ein echtes Ärgernis.
Aber glücklicherweise das einzige.
Auch bei voller Beladung ein effizienter Reisewagen
5.9.2025, KM 38.628, Paul Englert
Die meisten E-Klassen, denen man so begegnet, haben PHEV-Maschinen oder das beliebte Taxitriebwerk 220 d unter der Haube. Umso schöner, dass wir 100.000 Kilometer weit Sechszylinder fahren dürfen, Turbodiesel, mildhybridisiert, 390 PS, 750 Nm Drehmoment. Wow. Der Motor ist ein Gedicht und sparsam.

Viel Kraft, und dennoch effizient. Gut so.
Jüngst genehmigte er sich im Härtepraxistest mit voller Beladung (erlaubt sind 2745 kg Gesamtgewicht), Dachbox obendrauf (100 kg Dachlast) und vier Fahrrädern hintendran (84 kg Stützlast) nur 8,2 Liter, bei einem Schnitt von fast 100 km/h.
Praktisch: Unterm Kofferraumboden ist richtig viel Platz für Kleinkram, sodass man sich locker einen Trolley im Hauptgepäckabteil sparen kann. Ebenfalls toll: Die Klappbox für spontane Einkäufe ohne Tüten und der Aufhäng-Mechanismus für den Boden, sodass man bequem Dinge im Unterflurfach verstauen kann, ohne die Klappe mit Hand oder Kopf halten zu müssen.
Die Kernkompetenz des Daimlers aber ist das Reisen, egal ob zügig und gemütlich, auf die Dauer und bei leerer Autobahn auch gerne assistiert. Da führt einen der leicht hochbeinige Kombi sicher in der Spur (selbst in Baustellen mit Temporärmarkierung) und wechselt diese auch selbstständig. Allerdings dauert dieser Vorgang lang, sodass man lieber selbst ins Lenkrad greift. Auch die Tempolimit-Übernahme schalten wir lieber aus, weil nicht alle Verkehrsschilder immer zuverlässig erkannt werden.
Was jedoch besonders nervt, ist die Arbeit mit dem Abstandsregel-Tempomaten, wenn man die Geschwindigkeit manuell justieren will.

Die Touch-Flächen überzeugen uns (immer) noch nicht.
Das passiert nämlich über kleine Touch- und Slide-Flächen links vom Pralltopf, die selten prompt reagieren.
Und die Lenkung? Macht das, was Du ihr mit den Händen vorgibst, gelassen, präzise, kommunikativ. Auch deshalb ist der schwere All Terrain bei Bedarf sogar recht dynamisch unterwegs.
Fassen wir zusammen: Motor gut, Lenkung gut, Transportqualitäten gut, Federungskomfort … Fast gut. Denn allein, dass die Hinterachse bei einseitigen Anregungen durch Kanten und Fugen ganz leicht versetzt, in der Horizontalen ein wenig wie ausgeleiert wirkt, stört bisweilen schon. Immerhin: Bei hoher Beladung reduziert sich dieses Phänomen
Der Motor hat Kraft, der Türgriff vorne links aber zickt
11.8.2025, KM 34.500 km, Birgit Priemer
Die gestandenen Kollegen von Test & Technik lassen sich selten zu Lobeshymnen hinreißen. Beim diesem Mercedes ist das anders: "Einer von zehn Motoren, mit denen man gefahren sein muss, bevor ein Verbrennerverbot kommt", notiert Marcus Peters im Bordprotokoll, dem das Team nur zustimmen kann: "Hervorragender Reisewagen mit kultiviertem Dreiliter-Reihensechszylinder, der sein Drehmoment kraftvoll entfaltet."Wer mit dem allradgetriebenen Kombi durch die Republik reist, bekommt nur wenig Tankstellen zu Gesicht: Auf der Strecke Sylt–Stuttgart reicht dem Auto in Verbindung mit dem 66-Liter-Tank ein Boxenstopp.

Das verstellbare Luftfahrwerk sorgt für einen hohen Federungskomfort.
Rundum luftgefedert und mit Multikontursitzen ausgestattet, erweist sich der All-Terrain als angenehmer Begleiter. Besonders Generation Z erfreut sich an Extras wie dem eigenen Bildschirm auf der Beifahrerseite, auf dem bei Bedarf sogar Sudoku gespielt werden kann. Auch die Massagefunktion weckt Business-Class-Gefühle, wenn sie druckvoll ihrer Aufgabe nachgeht und bei den Passagieren auf den langen Trips für Entspannung sorgt.
Was bislang konkret im Dauertestbetrieb auffiel? Im Winter setzte die Heckscheibenheizung erst leicht zeitverzögert ein und der Türgriff auf der Beifahrerseite erfordert beherztes Zugreifen, damit das Fünfmeter-Auto öffnet.
Packprobleme? Nicht in diesem edlen Benz
17.7.2025, KM 26.350, Clemens Hirschfeld
Ich packe das E T-Modell und nehme mit: vier Personen, drei Koffer, zwei Taschen, ein SUP-Board, ein Bodyboard und, und, und … Okay, das wird ein Endlosspiel, denn kein Kombi im Dauertestfuhrpark bietet mehr Laderaum auf weniger als fünf Metern Fahrzeuglänge. Nicht nur im Heck, sondern auch in den Türen.

An Flair und Fächern fehlt es gewiss nicht.
Hier kommen vorn jeweils vier mittelgroße Trinkflaschen unter, die auch noch vom Ambientelicht schick in Szene gesetzt werden. Einzige Einschränkung: Die Heranwachsenden auf der Rückbank beklagen sich beim Einstieg in Parklücken über die engen, nierenförmigen Fondtürausschnitte des All Terrain.
Aber nur wenige Kombis bieten mehr Luxus: Das braune Leder schmiegt sich nicht nur an den Rücken – nein, es kühlt ihn effektiv selbst bei sommerlichster Hitze. Überhaupt, die Qualitätsanmutung ist eines Mercedes mehr als würdig.

Die Monitore gilt es oft zu putzen.
Allerdings: Die großen Glas-Oberflächen der drei hochauflösenden Screens sind sehr staubanfällig. Das Navi zeigt sich zwar meist begabt darin, die richtigen Wege zu finden, jedoch sind nicht alle – vor allem im Ausland – befestigt. Aber kein Problem für den höhergelegten All Terrain. Onroad verwöhnt uns der E 450 d mit grandiosem Luftfederungskomfort und natürlich mit seinem sehr kräftigen Dieselmotor.
Viel Licht und wenig Schatten? Nun, im Dunkeln werden die hochflexiblen Scheinwerfer von Fahrbahnbegrenzungen mit Reflektoren irritiert, sodass sich der Gegenverkehr oft geblendet fühlt. Und nach dem Kaltstart ruckelt das Getriebe beim Schalten. Doch keine Angst, der E T packt das.
Das ist der Dauertest-Kandidat Mercedes E 450 d T-Modell All-Terrain
9.12.2024, KM 2334, Marcus Peters
Die Zusage aus Untertürkheim, dass der nächste Mercedes-Dauerläufer ein E-Klasse T-Modell mit 450 d-Emblem sein wird, sorgt durchaus für gute Laune. Einen Kombi mit einem Ladevolumen von mindestens 615 Litern und einem Dreiliter-Reihensechszylinder mit 750-Nm-Diesel-Drehmoment trifft man ja nicht alle Tage. So viel Antriebsluxus hat seinen Preis: Mindestens 92.487 Euro verlangt Mercedes für den hochgesetzten Benz im All-Terrain-Dress, dann ist er bereits rundum luftgefedert und bettet seine Passagiere in Komfortsitze.
Unser dezent lackierter Testwagen hat sogar die Multikontursitze, kann massieren oder gleich den ganzen Sitz leicht bewegen, um Ermüdung vorzubeugen. Dazu wärmt er das Lenkrad und ist dank Akustikverglasung besonders gut schallgedämmt, weshalb wir den Sound des Burmester-Systems mit Körperschallwandlern in den Sitzen sogar bei höherem Tempo ohne störendes Windrauschen genießen können.
Außerdem erleichtern weitere Helfer das Navigieren: zum einen der Rangier-Assistent, der das Rückwärtsfahren mit Anhänger überstützen soll. Zum anderen die Augmented-Reality-Show, welche zum Ziel hat, jegliches Abrücken vom Weg zum Ziel zu verhindern. Apropos Show: Der Beifahrer hat Zugriff auf eine eigene, nämlich auf dem eigenen Bildschirm direkt vor seiner Nase. Dort kann er sogar während der Fahrt Filme sehen, wobei ein optischer Trick dafür sorgt, dass der Fahrer nicht mitlinst.
Soweit die wichtigsten Fakten zu dem hochgesetzten Kombi. So denn alles gut läuft, werden wir den Probanden im nächsten Jahr nur ungern verabschieden.
