Wunder-Bulli kehrt strahlend aus Feuermeer zurück: VW restauriert verbrannten T2

VW restauriert verbrannten Palisades-Fire-T2
Wunder-Bulli kehrt strahlend aus Feuermeer zurück

ArtikeldatumVeröffentlicht am 24.11.2025
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Im Januar 2025 brannten sich nicht nur die Palisades-Waldbrände in die kollektive Erinnerung ein, sondern auch ein einziges Bild: ein hellblauer VW T2, Spitzname Azul, der scheinbar unversehrt mitten in einem Meer aus Schutt, Asche und verbogenen Metallresten steht. Das Foto aus Pacific Palisades, einem Stadtteil von Los Angeles, wirkte so surreal, dass in den sozialen Medien sofort Diskussionen losbrachen – von Photoshop bis Wunder war alles dabei.

Doch der Magic Bus , wie der T2 in sozialen Netzwerken schnell hieß, war real. Die Fahrerseite war erstaunlich gut erhalten, die Sonne spiegelte sich in der hübschen blau-weißen Lackierung, während um ihn herum fast nichts mehr stand. Was das Bild nicht zeigte: die andere, dem Feuer zugewandte Seite, war gezeichnet von extremer Hitze, beschädigten Blechen und Teilen, die dringend eine Rettung brauchten.

Eigentümerin Megan Weinraub hatte ihrem Bulli längst den besagten Namen gegeben – Azul – und ihn als Teil der Familie betrachtet. Durch das ikonische Foto wuchs ihr Bus plötzlich zum weltweiten Symbol für einen kleinen Rest Normalität in einer zerstörten Nachbarschaft.

VW-Bulli T2 Azul
VW

VW holt den Waldbrand-Bulli nach Oxnard

Volkswagen of America reagierte schnell. Die US-Tochter nahm Kontakt zu Megan Weinraub auf, um zunächst zu klären, in welchem Zustand Azul wirklich war und ob von Fahrbereitschaft überhaupt noch die Rede sein konnte. Gleichzeitig bot VW an, den Bus in den Zustand vor dem Brand zurückzuversetzen.

Sobald die Behörden grünes Licht gaben und der Zugang zum betroffenen Viertel in Malibu wieder möglich war, luden VW-Mitarbeiter den T2 auf einen Transporter und brachten ihn rund 35 Meilen (56 Kilometer) weiter nach Westen – zum Volkswagen Group of America Oxnard Campus. Auf dem Gelände in Oxnard sitzt die historische Fahrzeugsammlung von VW of America samt Werkstatt – im Grunde das US-Pendant zur Oldtimer-Sammlung von VW Nutzfahrzeuge in Hannover. Für einen kultigen, knapp 50 Jahre alten T2-Bulli genau der richtige Zufluchtsort.

Vor Ort folgte erst einmal Ernüchterung. Aus der Nähe betrachtet zeigte sich das ganze Ausmaß der Hitzeschäden: Besonders die Beifahrerseite war schwer gezeichnet, Kunststoffteile waren deformiert, Bleche verzogen, Dichtungen und Anbauteile hatten massiv gelitten. Und auch technisch war der Bus weit entfernt von "einsteigen und losfahren".

VW-Bulli T2 Azul
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Aufwendige Restaurierung statt kosmetischer Glanzkur

Nach der ersten Bestandsaufnahme stand fest: Eine simple Konservierung des "Waldbrand-Looks" würde nicht reichen. Azul brauchte eine komplette technische und optische Frischzellenkur. In der Oxnard-Werkstatt zerlegten die Techniker den 1977er-T2 weitgehend, prüften, reparierten oder ersetzten sämtliche sicherheitsrelevanten Komponenten und machten sich an die Karosseriearbeit.

Um dem Bulli nicht nur optisch, sondern auch handwerklich ein möglichst perfektes Finish zu verpassen, holte VW einen hochkarätigen Partner an Bord: Die Karosseriearbeiten übernahm GE Kundensport, ein Spezialist, der sonst eher für aufwendig restaurierte historische Porsche bekannt ist. Für die Restaurierung von Azul bedeutete das: Blecharbeiten mit hohem Anspruch, möglichst nahe am Original, aber mit modernen Fertigungsmethoden.

Parallel dazu haben Spezialisten den Antrieb und das Fahrwerk überarbeitet. Sie überholten den Boxermotor, bereiteten zahlreiche Anbauteile auf oder ersetzten sie, reinigten Fahrwerkskomponenten, prüften sie – und bauten sie teilweise neu auf. Diverse Teile wanderten zum Pulverbeschichten, um langfristig besser gegen Korrosion geschützt zu sein als in den 1970er-Jahren.

Wichtig war den Beteiligten dabei, den Charakter des Busses zu erhalten: kein überrestaurierter Show-Queen-Bulli, sondern ein authentischer, fahrbarer T2, der seine Geschichte nicht verleugnet, sondern weitererzählt.

VW-Bulli T2 Azul
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Zwischen Kult, Katastrophe und Community

Dass VW sich eines privat genutzten T2 so prominent annimmt, ist mehr vielleicht mehr als nur ein cleverer PR-Schachzug. Die Marke nutzt Azul, um gleich mehrere Ebenen zu verbinden: die lange Tradition der Transporter- und Bus-Modelle, den Kultstatus des Bulli, die Nähe zur Bus-Community – und die emotionale Dimension der Katastrophe von Pacific Palisades.

Auch die Eigentümerin rückt VW in den Mittelpunkt der Story. Für Megan Weinraub ist Azul kein Sammlerobjekt, sondern ein Familienmitglied auf vier Rädern. Genau diese Perspektive macht die Geschichte anschlussfähig für eine Community, in der Busse seit Jahrzehnten als rollende Wohnzimmer, Abenteuerbegleiter und Freiheits-Symbol unterwegs sind.

Gleichzeitig nutzt Volkswagen das Projekt, um die Arbeit der Feuerwehrleute und Ersthelfer zu würdigen. Das Unternehmen knüpft an die Restaurierung eine Spende an die California Fire Foundation, die Einsatzkräfte und deren Familien unterstützt. Der gerettete Bus steht damit nicht nur für Blech und Benzin, sondern auch für eine Form von Verantwortung gegenüber der Region.

VW-Bulli T2 Azul
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Azul auf der LA Auto Show und im Museum

Nach Monaten intensiver Arbeit ist es so weit: Azul kehrt nicht auf leisen Sohlen, sondern mit großer Bühne zurück. Der frisch restaurierte T2 feiert sein öffentliches Comeback auf der Los Angeles Auto Show 2025, im Volkswagen-Stand, eingerahmt von aktuellen Modellen und der modernen Interpretation des Bulli-Themas, dem ID. Buzz.

Damit möchte VW eine klare Linie von der Vergangenheit in die Gegenwart ziehen: hier der luftgekühlte, blau-weiße T2 mit seiner Überlebensgeschichte, dort der elektrische Bus der Neuzeit. Für Besucherinnen und Besucher ergibt sich ein ziemlich emotionaler Kontrast aus Nostalgie und Zukunftsversprechen.

Nach dem Messeauftritt endet Azuls Karriere als Symbolfahrzeug nicht. Der Bus zieht weiter ins Petersen Automotive Museum in Los Angeles, das ihn über mehrere Wochen hinweg zeigt. Zwischen Supersportlern, Designstudien und klassischen US-Ikonen wird dann der vergleichsweise einfache VW-Bus herausstechen.

Merchandise, Miniatur – und ein sehr reales Vorbild

Weil jede gute Ikone einen Merchandise-Ableger bekommt, gibt es Azul nun auch im Kleinformat: Volkswagen hat gemeinsam mit Candylab ein limitiertes, hölzernes Mini-Modell des weiß-blauen Busses aufgelegt. Erhältlich ist es ausschließlich am VW-Stand auf der L.A. Auto Show (21. bis 30. November 2024), solange der Vorrat reicht.

Fazit