Ford verabschiedet sich von seiner bisherigen, vor allem auf Elektrofahrzeuge ausgerichteten Strategie und schlägt einen deutlich pragmatischeren Kurs ein. Der US-Konzern reagiert damit auf eine verhaltene Nachfrage insbesondere auf dem Heimatmarkt, hohe Entwicklungs- und Produktionskosten sowie verschlechterte Rahmenbedingungen. Das Ende der staatlichen Elektroauto-Förderung und die Aufweichung der CO₂-Grenzwerte in den USA bedeuten in Nordamerika nicht nur für Ford einen massiven Umschwung, der zurück zu den Verbrenner-Modellen führt. Statt des früher geplanten kompletten Umstiegs auf Elektroautos und -nutzfahrzeuge setzt Ford künftig auf eine breitere Antriebspalette mit mehr Flexibilität. Und vor allem auf eine Rückkehr zu stabilen Erträgen.
Der F-150 Lightning wird eingestellt
Kern der Neuausrichtung ist die Abkehr von mehreren großen Elektrofahrzeugprojekten vorwiegend für die USA, deren Wirtschaftlichkeit sich aus Sicht des Unternehmens nicht mehr darstellen lässt. Besonders betroffen sind große Elektro-Pick-ups und -Transporter, die nun entweder ganz gestrichen oder durch Modelle mit Verbrennungs- und Hybridantrieben ersetzt werden. In den USA wird das milliardenschwere BlueOval-Projekt in Tennessee neu ausgerichtet. Statt eines rein elektrischen Werks sollen dort ab Ende des Jahrzehnts wieder klassische, preislich attraktivere Pick-ups gebaut werden. Auch in Europa werden frühere EV-Pläne eingedampft, unter anderem bei neuen elektrischen Nutzfahrzeugen.
Gleichzeitig rückt Ford Hybride und sogenannte Extended-Range-Electric-Vehicles (EREV) stärker in den Mittelpunkt. Diese Kombination aus elektrischem Antrieb und zusätzlichem Verbrenner zur Reichweitenverlängerung soll insbesondere bei großen Fahrzeugen die Akzeptanz bei der Kundschaft erhöhen. Der F-150 Lightning wird deshalb nicht mehr als reines Elektroauto konzipiert, sondern auf eine EREV-Architektur umgestellt.
Neue Universal-Plattform
Im Volumensegment setzt Ford künftig auf eine neue, universelle Elektroplattform für kleinere und günstigere Modelle. Diese soll mehrere Fahrzeugtypen tragen und ab 2027 erstmals in einem mittelgroßen Pick-up zum Einsatz kommen. Geringere Komplexität, niedrigere Produktionskosten und höhere Stückzahlen sollen den Gewinn steigern. Bis 2030 rechnet Ford damit, dass rund die Hälfte des weltweiten Absatzes aus Hybriden, Elektroautos und Modellen mit Reichweitenverlängerer besteht. Heute liegt dieser Anteil noch bei deutlich unter 20 Prozent.
Bemerkenswert ist außerdem der Einstieg in das Geschäft mit stationären Batteriespeichern. Ford will freie Kapazitäten aus der eigenen Batteriefertigung nutzen, um Energiespeichersysteme für Stromnetze und Rechenzentren zu produzieren. Ab 2027 sollen jährlich Systeme mit einer Kapazität von rund 20 Gigawattstunden ausgeliefert werden. Damit sucht der Konzern gezielt nach zusätzlichen Erlösquellen außerhalb des klassischen Fahrzeuggeschäfts, um die hohen Investitionen in die Batterietechnik besser auszulasten. Und tritt in Konkurrenz zu Tesla, wo Stromspeicher bereits seit längerer Zeit zum Geschäft zählen.
Zweistelliger Milliardenverlust
Hinter der strategischen Kehrtwende stehen ernüchternde Zahlen. Fords Geschäftsbereich für Elektrofahrzeuge (Ford Model e) schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen. Allein 2023 belief sich der operative Verlust auf rund 4,7 Milliarden US-Dollar, für 2024 wird ein ähnlicher Fehlbetrag erwartet. Rechnet man Entwicklungskosten und Anlaufverluste zusammen, hat Ford mit Elektroautos inzwischen einen zweistelligen Milliardenbetrag verloren. Hinzu kommen jetzt Sonderabschreibungen und Wertberichtigungen in Höhe von rund 19,5 Milliarden Dollar, die hauptsächlich auf gestrichene Projekte und umgewidmete Produktionsanlagen zurückgehen.
Ford geht davon aus, dass sich die Elektrosparte frühestens 2029 nachhaltig in die Gewinnzone bewegen lässt. Verbesserungen sollen zwar schon ab 2026 sichtbar werden, kurzfristig steht jedoch klar die Stabilisierung des Gesamtunternehmens im Vordergrund. Entsprechend lenkt der Konzern Kapital zurück in margenstarke Bereiche wie Pick-ups, Transporter und das Flottengeschäft von Ford Pro, bestückt mit Verbrennermotoren.












