Ampeln in Japan: Darum leuchten sie oft blau statt grün

Besonderheit bei Lichtzeichenanlagen
Darum leuchten Ampeln in Japan blau statt grün

ArtikeldatumVeröffentlicht am 25.12.2025
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Hierzulande wird es uns schon in frühester Kindheit eingetrichtert, unter anderem mit einem Kinderlied: "Bei Rot bleibe stehn, bei Grün kannst du gehn". Diese Regel gilt in vielen Dutzend Ländern, die sich an das Wiener Übereinkommen über Straßenverkehrszeichen der Vereinten Nationen halten – darunter Deutschland und zahlreiche weitere europäische Staaten. In dem seit 1968 gültigen internationalen Vertragswerk heißt es wörtlich in Artikel 23: "Grünes Licht bedeutet, dass der Verkehr weiterfahren darf. Rotes Licht bedeutet, dass der Verkehr nicht weiterfahren darf."

Dasselbe Wort für Blau und Grün

Einige große Nationen wie die Vereinigten Staaten von Amerika, China, Indien und Kanada gehören allerdings nicht zu den Vertragspartnern des Übereinkommens. Gleiches gilt für Japan. Und tatsächlich dürfte Menschen, die bereits in dem asiatischen Inselstaat unterwegs waren, aufgefallen sein, dass dort viele Ampeln eben nicht in sattem Grün leuchten, wenn der motorisierte Verkehr weiterfahren darf oder sich die Fußgänger in Bewegung setzen sollen. Stattdessen erstrahlen die Lichter eher in einem Türkis oder sogar Blau.

Hat das Land also plakativ eine andere Farbe gewählt, um auf den ersten Blick zu demonstrieren, dass man sich nicht dem Abkommen verpflichtet fühlt? Nein, derart konfrontativ sind die als sehr höflich bekannten Japaner nicht unterwegs. Die Besonderheit hat stattdessen eine sprachliche Ursache. Wegen einer linguistischen Besonderheit gab es in der japanischen Sprache über einen ewig langen Zeitraum nur ein Wort für die Farben Blau und Grün: aoi (oder in japanischen Schriftzeichen: 青). Zwar wurde längst das Wort midori (緑), das eigentlich Spross oder Trieb bedeutet, für die Farbe Grün eingeführt, doch es wird bis heute im Sprachgebrauch nicht konsequent verwendet.

Türkis als Mix aus Tradition und Regeltreue

Das führte dazu, dass das Ampelzeichen für "freie Fahrt" in Japan sehr ins Bläuliche changiert. Und zwar von Anfang an, als sich die Lichtsignalanlagen dort seit den frühen 1930er-Jahren verbreiteten. Tatsächlich versucht Japan mit dem meist türkisfarbenen Licht, sowohl der eigenen Tradition als auch den internationalen Regularien zu entsprechen; sonst könnten die dortigen Verkehrsplaner ja auch komplett blaues Licht verwenden. Doch ein reines Grün sieht man eben auch nicht durchgängig, sondern sehr oft den Kompromiss in Form von Türkis.

Zu sicherheitsgefährdenden Unklarheiten dürfte es deshalb jedoch nicht kommen. Wie (fast) überall sonst auf der Welt nutzt auch Japan ein rotes Licht, um "Halt!" zu signalisieren. Und was diese Farbe bei einer Ampel bedeutet, wissen sowohl wir als auch die Japaner schließlich seit frühester Kindheit.

Hinweis: In der Fotoshow über dem Artikel informieren wir Sie über die Geschichte der Verkehrsampel.

Fazit