Autoschlüssel in der Mikrowelle: Wirklich wirksamer Diebstahlschutz?

Wirklich ein wirksamer Diebstahlschutz?
Autoschlüssel in der Mikrowelle - ernsthaft?!

ArtikeldatumVeröffentlicht am 01.10.2025
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Immer häufiger hört man von Autobesitzern, die ihre Keyless-Schlüssel – jene Funkschlüssel, mit denen moderne Fahrzeuge geöffnet, gestartet und verschlossen werden – in Mikrowellenherde legen. Auf den ersten Blick wirkt das absurd, doch dahinter steckt ein echtes Sicherheitsproblem: der sogenannte Relay-Diebstahl.

Mikrowelle als improvisierter Faraday-Käfig

Das Verfahren wird bei Autos mit schlüssellosem Zugang ("Keyless-Go") angewendet. Dabei nutzen Diebe Funkverstärker, mit denen sie das Signal des Schlüssels – selbst wenn dieser im Haus liegt – abfangen und über mehrere Meter zum Auto übertragen. Das Fahrzeug "denkt", der Schlüssel sei in der Nähe, lässt sich öffnen oder gar starten. Wenige Sekunden später ist das Auto nicht mehr dort, wo es zuvor abgestellt wurde – ganz ohne Scheibe einschlagen, Schloss aufbrechen oder Zündung überbrücken.

Eine Mikrowelle besteht innen aus vollständig abgeschirmten Metallwänden. Diese wirken wie ein Faraday-Käfig: Sie blockieren elektromagnetische Signale, vor allem Funkwellen – oder zumindest mindern sie deren Aussendung stark. Ein Keyless-Schlüssel sendet normalerweise in bestimmten Frequenzbändern, die durch eine geschlossene Metallbox und einen geschlossenen Mikrowellenkasten stark abgeschwächt oder ganz unterdrückt werden. Daher die Idee: Schlüssel in die Mikrowelle, Gerät ausgeschaltet – so wird die Signalübertragung zu den Dieben unterbunden.

Vorteile dieses Tricks

  • Signalunterdrückung: Der Hauptvorteil ist das Blockieren des Signals, das Diebe für Relay-Attacken nutzen. Ist der Schlüssel nicht erreichbar über Funk, ist der Angriff deutlich schwieriger umzusetzen.
  • Kostenersparnis und Einfachheit: Viele improvisieren mit vorhandenen Mitteln (Mikrowelle, Metallbox, Alufolie), anstatt teure Spezialprodukte zu kaufen.
  • Bewusstsein schaffen: Solche Maßnahmen machen bewusst, wie anfällig Keyless-Technologie sein kann, und regen dazu an, über weitere Sicherheitsvorkehrungen nachzudenken.

Nachteile und Risiken

  • Beschädigung von Schlüssel oder Gerät: Die Elektronik im Schlüssel könnte durch zu starke oder ungeeignete Einflüsse beschädigt werden – Hitze, Feuchtigkeit, unsachgemäße Handhabung oder versehentliches Einschalten der Mikrowelle könnten Folgeschäden verursachen.
  • Unzuverlässiger Schutz: Nicht jede Mikrowelle ist gleich gut abgeschirmt; kleine Spalten oder auch die Türverriegelung können Signallecks verursachen. Zudem hängt es vom Frequenzbereich und der Stärke des Signals ab, wie gut der Schutz wirkt.
  • Bequemlichkeit & Praktikabilität: Es ist unpraktisch, den Schlüssel jedes Mal in die Mikrowelle zu legen, wenn man nach Hause kommt, besonders wenn man ihn dann schnell braucht – oder vergessen könnte.
  • Verwechslungs- oder Sicherheitsgefahr: Wenn jemand versehentlich die Mikrowelle bedient, während der Schlüssel drin ist, oder wenn Kinder oder Mitbewohner daran gelangen, kann das gefährlich sein. Generell sollten Mikrowellen nie mit Metallgegenständen betrieben werden.

Gibt es bessere Alternativen?

Der Trick mit der Mikrowelle ist kein schlechtes Notfallmittel, insbesondere wenn man schon ein Gefühl für das Risiko hat und kein spezielles Zubehör zur Hand ist. Für eine gelegentliche Nutzung kann er ein zusätzlicher Baustein beim Schutz vor Keyless-Diebstahl sein. Für dauerhafte Sicherheit sind folgende Dinge und Maßnahmen jedoch besser geeignet:

  • Faraday-Taschen oder -Boxen, die speziell hergestellte Materialien benutzen, um Funkwellen zuverlässig zu blockieren.
  • Metallboxen, Schlüsseltresore oder andere abschließbare Behälter mit guter Abschirmung.
  • Selbst in Alufolie eingewickelte Schlüssel senden deutlich schwächere Signale als offen herumliegende.
  • Schlüssel möglichst weit weg von Türen/Fenstern lagern, wo Diebe mit Relaisgeräten leicht Zugriff haben könnten.
  • Fahrzeuge mit moderner Schlüssel-/Funktechnologie wählen (z. B. Ultra Wide Band = UWB), die gegen Relay-Angriffe resistenter sind.

Hinweis: In der Fotoshow über dem Artikel zeigen wir Ihnen, welche Automodelle bei Autodieben in Deutschland 2024 besonders beliebt waren.

Fazit