Sicherheitsrisiko durch Lkw an Autobahnen: Jede 2. Rastanlage extrem zugeparkt

Sicherheitsrisiko durch Lkw auf Rastanlagen
Jede zweite Rastanlage ist extrem zugeparkt

ArtikeldatumZuletzt aktualisiert am 18.11.2025
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Parkender Lkw auf Autobahn
Foto: Andia via Getty Images

An der Hälfte der kontrollierten Anlagen wurden erneut riskant abgestellte Lastwagen dokumentiert. Die ADAC-Tester besuchten dafür 100 Rastanlagen und werteten die Situation an drei Zeitpunkten aus: 22 Uhr, 23 Uhr und 0 Uhr. Bereits um 22 Uhr waren die meisten Anlagen vollständig ausgelastet, in der Folge nahm der Parkdruck weiter zu.

Hohe Zahl riskanter Verstöße an vielen Standorten

An 48 der 100 Standorten stellten die Tester Lkw in besonders gefährlichen Bereichen fest. Dazu gehörten Einfahrten, Ausfahrten oder der Seitenstreifen. Diese Verstöße klassifiziert der ADAC als Gefahrenkategorie Rot. Auf 85 Anlagen parkten Lkw verbotswidrig im Pkw-Bereich oder auf nicht freigegebenen Flächen. Das Parken außerhalb markierter Bereiche war nahezu überall zu beobachten.

Besonders auffällig blieb wie schon vor drei Jahren die Raststätte Kassel Ost Lohfelden an der A7 in Hessen. Dort dokumentierten die Prüfer bis zu 138 Verstöße, darunter drei in der höchsten Gefährdungskategorie. Ein ähnliches Bild ergab sich an den Raststätten Lichtendorf Nord und Tecklenburger Land West an der A1 in Nordrhein-Westfalen. Nur die Anlage Plater Berge West an der A14 in Mecklenburg-Vorpommern blieb ohne Verstöße.

Vergleich mit den Ergebnissen vor einigen Jahren

Die aktuelle Untersuchung zeigt nahezu identische Muster wie die ADAC-Analyse aus dem Jahr 2022. Damals hatte der Club 96 Anlagen untersucht und an fast jeder zweiten Raststätte erhebliche Probleme festgestellt. Auch damals standen Lkw häufig in nicht freigegebenen Bereichen, auf dem Seitenstreifen oder in Zu- und Abfahrten.

ADAC-Test Lkw-Parkplätze auf Autobahnen
ADAC

Schon 2022 wurde deutlich, dass die Parkplatzkapazitäten nicht ausreichen. Die erneute Auswertung bestätigt diese strukturellen Defizite. Verbesserungen sind trotz Ausbauprogrammen nicht erkennbar. auto-motor-und-sport.de hat das Bundesverkehrsministerium um eine Stellungnahme gebeten, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lag diese noch nicht vor.

Systemische Ursachen bleiben bestehen

Der Aufkommensdruck nimmt weiter zu. Nach amtlichen Prognosen wächst die Zahl der Lkw-Fahrten kontinuierlich, während entlang der Autobahnen weiterhin rund 20.000 Stellplätze fehlen. Die Zahl entspricht in etwa den Werten aus einer Analyse vor fünf Jahren. Zwischen 2018 und 2023 wurden zwar rund 4.500 neue Stellplätze geschaffen, diese kompensieren das Wachstum jedoch nicht.

Lkw-Fahrer stehen daher häufig vor der Situation, mangels verfügbarer Stellflächen auf Ausweichflächen oder Zufahrten ausweichen zu müssen. Fehlende nächtliche Parkmöglichkeiten und verstellte Fahrbereiche gelten als erhebliches Sicherheitsrisiko.

Klare Forderung an die Politik

Der ADAC fordert von der Politik einen deutlich beschleunigten Ausbau der Stellplätze. Nach Einschätzung des Clubs müssen neue Flächen geschaffen und vorhandene besser genutzt werden. Vorgeschlagen werden unter anderem digitale Informationssysteme, Reservierungsmöglichkeiten und das sogenannte Kolonnenparken zur effizienteren Flächennutzung.

Auch Unternehmen könnten den Druck mindern, indem sie firmeneigene Parkflächen in Autobahnnähe während der Nachtstunden für Lkw öffnen. Gleichzeitig sollte das illegale Abstellen in Ein- und Ausfahrten weiterhin geahndet werden.

Fazit