Eine neue Auswertung von Motointegrator und DataPulse Research auf Basis der EU-TEN-Tec-Datenbank beziffert den Bestand in der EU-27 auf rund 910.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Das entspricht 26 Prozent des Kommissionsziels von 3,5 Millionen bis 2030.
Dieses Ziel wurde bereits 2021 im Rahmen des "Fit-for-55-Pakets" und der "Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität" formuliert, die von der Europäischen Kommission im Dezember 2020 vorgestellt wurde. Bei einem jährlichen Zuwachs auf dem aktuellen Niveau von etwa 150.000 Ladepunkten würde die EU bis 2030 nur rund 1,7 Millionen erreichen. Für die Zielerfüllung wären im Schnitt etwa 520.000 Neuinstallationen pro Jahr notwendig.
Lidl betreibt 8.885 Ladepunkte
Eine zentrale Rolle beim Ausbau übernehmen zunehmend private Akteure. Laut der Analyse betreibt der Discounter Lidl europaweit 8.855 Ladepunkte – mehr als ganze Länder wie Irland oder Slowenien.
Damit liegt der Anteil des Einzelhandels inzwischen auf einem Niveau, das mit staatlichen Initiativen konkurriert. Supermärkte und Handelsketten werden so zu einem wesentlichen Faktor beim Schließen der Lücken im europäischen Ladenetz.
Auch in Deutschland Ladelücken
Die Studie betont zudem, dass nicht nur die Menge, sondern auch die räumliche Verteilung und Leistung entscheidend sind. Auf weiten Strecken Nordskandinaviens, in Teilen Zentraldeutschlands, im französischen Hinterland sowie im spanischen Binnenland liegen teils mehr als 40 Kilometer zwischen zwei öffentlichen Ladepunkten. Diese 40-Kilometer-Marke wird in der Studie als praktische Lücke bezeichnet – sie beschreibt Regionen, in denen das Laden für Reisende bereits problematisch wird.
Nach der AFIR-Verordnung (EU) 2023/1804 liegt der verbindliche Mindestabstand auf den Hauptverkehrsachsen des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-T) dagegen bei 60 Kilometern. Für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge muss mindestens alle 60 Kilometer eine Schnellladestation (≥150 kW) verfügbar sein. Für Lkw und Busse gelten derzeit 60 Kilometer im Kernnetz und 100 Kilometer im ergänzenden Netz.

Die Diskrepanz zwischen den 40 Kilometern der Studie und den 60 Kilometern der EU-Vorgabe ergibt sich daraus, dass die Studie praxisbezogen argumentiert – sie beschreibt, ab welchen Abständen in der Fläche eine Unterversorgung für Reisende real spürbar wird. Die AFIR hingegen definiert eine technische Mindestanforderung, die auf das strategische Kernnetz beschränkt ist.
Nur wenige Schnellladepunkte
Zudem sind Schnellladepunkte weiterhin die Ausnahme. Der HPC-Anteil liegt laut Studie bei unter zehn Prozent. Die Länderprofile fallen unterschiedlich aus: Die Niederlande verfügen über die höchste Ladepunktdichte, aber einen geringen HPC-Anteil, während Norwegen – außerhalb der EU – einen hohen HPC-Anteil meldet. Deutschland bewegt sich bei Dichte und HPC-Quote im Mittelfeld.
Regulatorisch setzt seit dem 13. April 2024 die AFIR-Verordnung verbindliche Mindeststandards. Sie verlangt unter anderem Ad-hoc-Laden ohne Vertrag, transparente Preise und gängige Zahlungswege direkt an der Säule. "Nutzer müssen mit einem weitverbreiteten Zahlungsinstrument zahlen können", heißt es in der Verordnung – dazu zählen Debit- und Kreditkarten. Ziel ist eine verlässliche Grundversorgung auf Hauptverkehrsrouten mit nachvollziehbaren Leistungsangaben und nutzerfreundlicher Bezahlmöglichkeit.
Zur Einordnung der Bestandszahlen ist der Bezugsraum wichtig: Während die genannte Studie für die EU-27 rund 910.000 Ladepunkte (Stichtag August 2025) nennt, weisen internationale Übersichten für "Europa" insgesamt bereits etwas über eine Million Ladepunkte aus. Der Unterschied resultiert aus anderem Gebiets- und Stichtagszuschnitt.












